Mit Humor gegen toxische Beziehungsmuster
Was wäre, wenn Frauen im Dating genauso handeln würden wie Männer? Genau das fragt der TikTok-Trend „Frauen in männlichen Bereichen“ (#womaninmalefields) und dreht das klassische Beziehungsspiel auf den Kopf. Was als humorvolle Idee begann, ist mittlerweile zu einem viralen Phänomen geworden, das weit über TikTok hinaus Aufmerksamkeit erregt.
In den Videos stellen Frauen auf witzige und sarkastische Weise Verhaltensweisen nach, die häufig Männern zugeschrieben werden – von Ghosting bis zu emotionaler Distanz. Doch hinter dem Humor steckt eine ernste Auseinandersetzung mit den ungleichen und oft toxischen Beziehungsmustern, die Frauen in heterosexuellen Partnerschaften immer noch erleben.
Was steckt hinter dem Trend?
Der Trend „Frauen in männlichen Bereichen“ geht auf TikTok-Nutzerinnen zurück, die mit humorvollen Anekdoten und satirischen Videos Verhaltensweisen in Beziehungen nachzeichnen, die häufig Männern zugeschrieben werden.
Dabei nehmen Frauen typische Verhaltensmuster, die oft als „männlich“ gelten – wie etwa emotionales Zurückziehen, Ghosting oder unpersönliche Einzeiler – und stellen sie auf den Kopf, indem sie diese selbst nachahmen und in ihrem Dating-Leben anwenden. Die Videos sind meist mit humorvollen, teils sarkastischen Kommentaren versehen, die die toxischen Dynamiken in Beziehungen anprangern und gleichzeitig das Publikum zum Lachen bringen.
So teilte zum Beispiel die TikTok-Nutzerin wastarasagt einen Kommentar: „Wenn er mich nach Verhütung fragt, ich ihm aber sage, dass ich mit der Pille nichts fühle.“ Dieser witzige Beitrag spielt auf eine stereotype, emotionslose Interaktion an und ist nur einer von vielen, die Frauen auf TikTok teilen.
Weitere Clips zeigen, wie Frauen in genau die Verhaltensweisen schlüpfen, die sie bei Männern oft kritisieren – sei es durch emotionale Distanz, das Vermeiden von Verantwortung oder das Herunterspielen von Gefühlen.
@wastarasagtsorry 🤷🏻♀️♬ Anaconda – Nicki Minaj
Wie Humor als Ventil dient
Was den Trend besonders faszinierend und erfolgreich macht, ist die Kombination aus schwarzem Humor und einer ernsten sozialen Botschaft. Der Humor wird als eine Art Ventil genutzt, um schwierige und oft schmerzhafte Themen wie Missverständnisse, toxisches Verhalten und Ungleichbehandlung in Beziehungen auf eine für viele zugängliche Weise zu behandeln.
Gleichzeitig verdeutlichen die Videos, dass viele Frauen diese Erlebnisse schon lange aus erster Hand kennen. Sie geben den Zuschauerinnen das Gefühl, dass sie nicht alleine sind, dass es ein kollektives Problem gibt, das viele betrifft – und das auf eine Weise, die sowohl erkennbar als auch erleichternd wirkt.
Besonders die Kommentare unter den TikTok-Videos belegen die weit verbreitete Resonanz: Frauen berichten von eigenen Erfahrungen, die die dargestellten Szenarien widerspiegeln. „Daten wir alle die gleichen Männer?“ fragen viele in den Kommentaren. Die Frage stellt nicht nur eine rhetorische Überlegung dar, sondern entlarvt die tiefere Wahrheit, dass viele Frauen die gleichen schmerzhaften Muster wiederholt erleben, unabhängig von der Identität des Partners.
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@marieeejoan #womeninmalefields ♬ Originalton – Marie 🧦
„Aber es sind doch nicht alle Männer“
Wie bei fast jedem Trend, der sich mit Geschlechterfragen beschäftigt, gab es auch beim #womaninmalefields-Trend eine Reaktion der männlichen Community. In den Kommentaren und Beiträgen war oft der Ruf nach einer Differenzierung zu hören: „Nicht alle Männer sind so!“.
Doch diese Verteidigung übersieht das eigentliche Problem. Bei diesem Trend geht es nicht darum, jeden einzelnen Mann als Individuum zu kritisieren, sondern vielmehr um die strukturellen Probleme, die in patriarchalischen Gesellschaften tief verankert sind.
Es ist ein Hinweis auf ein System, das bestimmte Verhaltensweisen ermöglicht und Frauen benachteiligt, wie zum Beispiel, dass die Verhütung oft als Aufgabe der Frau angesehen wird. In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, den Unterschied zwischen individueller Verantwortung und strukturellen Missständen zu verstehen.
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Die Kritik an „Women in Male Fields“
Die Reaktionen auf den Trend sind vielschichtig: Während viele Frauen Solidarität zeigen und sich mit den dargestellten Erfahrungen identifizieren, gibt es auch Stimmen, die den Trend als oberflächlich oder nicht ausreichend für eine tiefere Lösung des Problems kritisieren.
Die Frage, ob dieser Trend tatsächlich zu einer Veränderung führt oder ob er nur eine Momentaufnahme von Frustration und Wut ist, bleibt offen. Doch vielleicht geht es beim „Women in Male Fields“-Trend gar nicht um eine sofortige Lösung, sondern um das Schaffen von Bewusstsein und das Einläuten einer Diskussion, die noch viel weiter geht als die sozialen Medien.
Männer in weiblichen Bereichen: Eine Gegenbewegung?
In Reaktion auf den Erfolg von „Frauen in männlichen Bereichen“ hat eine Gegenbewegung auf TikTok an Fahrt aufgenommen: „Männer in weiblichen Bereichen“. In diesen Videos teilen Männer ihre eigenen Erfahrungen mit toxischem Verhalten in Beziehungen mit Frauen.
Oft drehen sich die Szenarien um vermeintlich „typisch weibliches“ Verhalten, das sie als problematisch empfinden. Doch im Gegensatz zum ursprünglichen Trend, der ein strukturelles Problem thematisiert, geht es bei „Männer in weiblichen Bereichen“ häufig um individuelle Erfahrungen. Es ist wichtig, die Unterschiede zwischen den beiden Bewegungen zu erkennen, um eine „Wer hat es schwerer?“-Debatte zu vermeiden.
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@yasintarabia1Instagram:yasintarabia♬ Anaconda – Nicki Minaj