Wieder mehr Fleisch: Neue Trendwelle bei GenZ

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Neuer Trend bei GenZ

In einer Zeit, in der Themen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Tierwohl immer stärker in den öffentlichen Diskurs rücken, überrascht eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TQS im Auftrag von Hermann.Bio: Die Generation Z, also die zwischen 1997 und 2012 geborenen Menschen, konsumiert mehr Fleisch als ältere Generationen. Das widerspricht den Erwartungen, dass gerade die jüngeren, vermeintlich umweltbewussteren Generationen ihren Fleischkonsum drastisch reduzieren würden. Doch worin liegen die Gründe?

Zahlen im Detail: Gen Z isst häufiger Fleisch

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass nur 45 Prozent der Generation Z ihren Fleischkonsum verringert haben, während es bei den Babyboomern beeindruckende 82 Prozent sind. Noch überraschender ist, dass zwölf Prozent der Gen Z täglich Fleisch essen – ein Wert, der deutlich höher liegt als die vier Prozent der Babyboomer, die täglich Fleisch konsumieren. Diese Zahlen stehen im starken Gegensatz zu den Annahmen vieler, dass die GenZ aus gesundheitlichen oder ökologischen Gründen häufiger auf Fleisch verzichten.

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Ein Widerspruch zu den Erwartungen

Die Umfrageergebnisse widerlegen die weitverbreitete Annahme, dass jüngere Generationen aufgrund ihrer intensiven Auseinandersetzung mit Umweltfragen automatisch ihren Fleischkonsum senken würden. Obwohl die GenZ oft als besonders umweltbewusst und progressiv wahrgenommen wird, zeigt sich beim Thema Fleischkonsum ein anderes Bild. Viele junge Menschen gaben an, dass der Genuss von Fleisch für sie eine feste Gewohnheit sei, die sie nicht so leicht aufgeben wollen.

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Gründe für den Fleischkonsum der Gen Z

Die Umfrage zeigt, dass 81 Prozent der jungen Menschen gewohnt sind, Fleisch zu essen. Diese Gewohnheit ist für viele tief verwurzelt. Zudem gaben 79 Prozent an, nicht auf den Geschmack von Fleisch verzichten zu wollen, was den hohen Fleischkonsum weiter erklärt. Ein weiteres Argument, das 69 Prozent der GenZ anführen, ist die Überzeugung, dass Fleisch notwendig sei, um gesund zu bleiben. Diese Überzeugungen stehen im Widerspruch zu den Bestrebungen, nachhaltiger und gesünder zu leben.

Social Media-Trend: Die Carnivore-Diät

Ein weiterer Faktor, der den Fleischkonsum unter jungen Menschen beeinflusst, ist der wachsende Social-Media-Trend zur sogenannten Carnivore-Diät. Auf Plattformen wie Instagram, TikTok und YouTube verbreiten Influencer und Ernährungsexperten diese extreme Ernährungsweise, bei der ausschließlich tierische Produkte verzehrt werden. Viele junge Menschen lassen sich von Versprechen wie verbesserter Gesundheit, mehr Energie und einem schlankeren Körperbau überzeugen. Dieser Trend verstärkt die Bereitschaft, Fleisch in großen Mengen zu konsumieren, und widerspricht den Bemühungen, eine ausgewogenere und nachhaltigere Ernährung zu fördern.

Babyboomer: Bewusster Fleischverzicht

Im Gegensatz zur Generation Z verzichten die Babyboomer zunehmend auf Fleisch. Nur vier Prozent von ihnen essen täglich Fleisch, und 82 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe gaben an, ihren Fleischkonsum im Laufe der Jahre reduziert zu haben. Das zeigt, dass ältere Generationen, die oft als ressourcenintensiv kritisiert werden, bewusster mit ihrem Fleischkonsum umgehen als angenommen. Dieser wissentliche Verzicht steht im starken Kontrast zur Gewohnheit und dem Fleischverlangen der jüngeren Generation.

Fleischersatzprodukte: Zu teuer und zu viele Zusätze?

Ein weiterer interessanter Aspekt der Umfrage betrifft die Einstellung der Menschen zu Fleischersatzprodukten. Während sich zwei Drittel (67 Prozent) der Österreicher:innen vorstellen können, in Zukunft weniger Fleisch zu essen, empfinden viele die Preise von Fleischersatzprodukten als zu hoch. 37 Prozent der Befragten gaben an, dass Fleischersatzprodukte für sie zu teuer sind. Zudem wünschen sich 86 Prozent, dass diese Produkte frei von Zusatz- und Konservierungsstoffen sowie genetisch manipulierten Rohstoffen sind.

Herausforderungen für die Fleischindustrie und Politik

Die Daten deuten darauf hin, dass sowohl die Fleischindustrie als auch politische Entscheidungsträger:innen vor einer Herausforderung stehen. Während ein signifikanter Teil der Bevölkerung bereit ist, den Fleischkonsum zu reduzieren, mangelt es an erschwinglichen, qualitativ hochwertigen Alternativen. Es besteht daher Bedarf an politischen Maßnahmen und Förderungen, um den Zugang zu gesunden, nachhaltigen und erschwinglichen Alternativen zum Fleischkonsum zu verbessern. Der Fleischkonsum muss in einem größeren Zusammenhang gesehen werden, in dem Tierschutz, Gesundheit und Umweltfragen ineinander greifen. Die Entscheidung, weniger Fleisch zu essen, muss daher mit einer bewussten Auseinandersetzung mit den eigenen Ernährungsgewohnheiten verbunden sein.

Die Zukunft des Fleischkonsums

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Generation Z trotz wachsendem Bewusstsein für Umwelt- und Gesundheitsfragen weiterhin einen hohen Fleischkonsum aufweist. Diese Entwicklung stellt eine Herausforderung dar, da der Konsum von Fleisch erhebliche Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt hat. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass viele Menschen offen für Alternativen sind, sofern diese preislich und qualitativ attraktiv sind. Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich das Bewusstsein für die Folgen des Fleischkonsums in den kommenden Jahren weiterentwickelt und ob es der Gesellschaft gelingt, nachhaltigere Ernährungsweisen zu fördern.

 

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