Veganismus-Trend: Wie gesund und nachhaltig ist veganes Fast Food?

Veganes Fast Food im Diskurs

Die Entscheidung für eine vegane Lebensweise ist längst nicht mehr nur ein ethisches Statement, sondern ein Trend, der auch die Fast-Food-Industrie erobert hat. Vegane Burger, Pizzen und Wraps finden sich immer häufiger auf den Speisekarten großer Fast-Food-Ketten und auch eigene Fast-Food-Läden, die ausschließlich vegane Gerichte anbieten, werden nach und nach eröffnet. Vorreiter ist die 2015 gegründete Fastfood-Kette Swing Kitchen, die mittlerweile Filialen in Wien, Graz und Berlin, in Leipzig und München sowie in Zürich und Bern betreibt. Gegründet wurden die Schnellrestaurants vom Gastronomenpaar Charly und Irene Schillinger mit der Ideologie, Tierleid so weit wie möglich zu vermeiden. Trotzdem gibt es immer wieder Stimmen, die veganes Fast Food belächeln und dem Veganismus skeptisch gegenüberstehen. Oft wird sogar kritisiert, dass die fleischlosen Alternativen nicht wie Fleisch aussehen dürfen. Swing Kitchen-Gründer Charly Schillinger sieht das anders: „Wir sind fest davon überzeugt, dass sich vegane Fleisch- und Fischalternativen langfristig durchsetzen werden und in 20 Jahren kein Fleisch mehr gegessen wird. Deshalb ist es sogar zielführend, dass die Produkte möglichst authentisch sind – sei es im Geschmack, im Aussehen oder in den Nährwerten.“ So fällt es einem (ehemaligen) Fleischtiger leichter, mit veganem Fleisch zu beginnen oder gar umzusteigen. Dennoch stellt sich die Frage: Wie gesund ist veganes Fast Food wirklich, welche Vor- und Nachteile gibt es dabei und wie sieht es mit dem Umweltaspekt aus?

Mehr dazu: Risikoreich: Ist vegane Ernährung sogar gefährlich?

Gesundheitliche Aspekte von Fleischalternativen

Eine vegane Ernährung kann viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringen: Sie ist oft reich an Ballaststoffen, Vitamin C und sekundären Pflanzenstoffen und enthält gleichzeitig weniger gesättigte Fettsäuren und Cholesterin. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass Veganer deshalb ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und bestimmte Krebsarten haben. Eine rein pflanzliche Ernährung erfordert jedoch eine sorgfältige Planung, um Mangelerscheinungen, insbesondere an Vitamin B12, Eisen und Omega-3-Fettsäuren, zu vermeiden. Dabei sollte man regelmäßig seine Blutwerte kontrollieren lassen, um eine eventuelle Supplementierung vornehmen zu können, da gerade Vitamin B12 bei Veganern häufig im Mangel ist.

Etwas anders sieht es jedoch aus, wenn vegane Ernährung in Form von Fast Food genossen wird. Hier gibt es einige weitere Aspekte, die beachtet werden sollten. Tatsächlich bietet pflanzliches Fast Food zunächst einige gesundheitliche Vorteile, da es in der Regel weniger gesättigte Fette und Cholesterin enthält und reicher an Ballaststoffen ist – insbesondere wenn es auf Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten basiert. Diese Inhaltsstoffe können zu einer besseren Verdauung und allgemeinen Gesundheit beitragen, indem sie z.B. ein längeres Sättigungsgefühl fördern und somit Fettleibigkeit verringern. In veganen Fast-Food-Restaurants werden auch häufig anstelle von herkömmlichen Pommes Süßkartoffelpommes angeboten, die wesentlich mehr Ballaststoffe enthalten. Auch die Speckstreifen oder Burger-Patties werden nicht selten aus roten Rüben hergestellt, statt aus fettem Fleisch aus Massentierhaltung und teilweise sehr schlechter Fleischqualität, wie auch eine umfangreiche ZDF-Dokumentation über „normales“ Fast Food zeigt. Bei Swing Kitchen wird roter Rübensaft für den veganen Speck verwendet und bei den Patties auf Soja aus Österreich gesetzt, das garantiert gentechnikfrei und auch gesünder ist als das herkömmliche Burgerfleisch. Das bestätigt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in einem weiterem Bericht über Fleischersatzprodukte auf Basis von Soja.

 

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Jedoch birgt auch veganes Fast Food einige gesundheitliche Risiken: Viele Produkte können stark verarbeitet sein und hohe Mengen an Kalorien, Zucker, Salz und ungesunden Fetten enthalten. Häufig verwendete Ersatzstoffe wie raffinierte Öle und künstliche Zusätze können zu ungesunden Essgewohnheiten führen und das Risiko für Übergewicht sowie damit verbundene Krankheiten wieder erhöhen. Zudem fehlen in manchen veganen Fast-Food-Produkten wichtige Nährstoffe wie Vitamin B12, Eisen und Omega-3-Fettsäuren, die für eine ausgewogene Ernährung notwendig sind. Wie gesund die einzelnen veganen Fast-Food-Produkte für den Körper sind, hängt also von den individuellen Zutaten, Nährwerten und dem Grad der Verarbeitung ab. Diese sind meist auch auf der Homepage der jeweiligen Fast-Food-Restaurants zu finden. Auch Charly Schillinger ist offen, was den Gesundheitsaspekt von veganem Fast Food angeht: „Es wäre fahrlässig zu sagen, dass Burger und Pommes gesund sind. Klar ist, wenn man rein tierische Burger essen würde, wären diese definitiv ungesünder als die veganen Varianten. Wir arbeiten zudem auch mit vielen frischen Lebensmitteln und nutzen für unsere verarbeiteten Produkte klassische Zutaten.“ Zusammenfassend kann man also sagen: Die Dosis macht das Gift – und Informationen über die Nährwerte können helfen. Denn eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel ist grundsätzlich die gesündeste Variante.

Mehr dazu: Pflanzliche Quellen: So können Veganer ihren Körper mit Kalzium versorgen

Umweltauswirkungen von veganem Fast Food

Veganismus hat nicht nur meist potenzielle gesundheitliche Vorteile, sondern kann auch positive Auswirkungen auf die Umwelt haben. Auch Veganes Fast Food spielt eine bedeutende Rolle im Klimaschutz, da es durch den Verzicht auf tierische Produkte die Umweltbelastung erheblich reduziert. Die Produktion tierischer Lebensmittel ist mit hohem Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen verbunden, wie zahlreiche Studien zeigen. Die Rinderzucht für Fast Food Burger führt dabei zu erheblichen Methanemissionen, einem stark klimawirksamen Gas. Im Gegensatz dazu erfordert die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel weniger Land, Wasser und Energie. Außerdem reduziert der Verzicht auf tierische Produkte die Verschmutzung durch Gülle und Chemikalien, die in der Tierhaltung und Futtermittelproduktion häufig eingesetzt werden. Veganes Fast Food hat daher einen wesentlich kleineren ökologischen Fußabdruck.

Allerdings ist es auch mit ökologischen Herausforderungen verbunden: Die industrielle Herstellung und der Transport von verarbeiteten veganen Produkten können ebenfalls Umweltbelastungen verursachen. Daher ist es wichtig, auf regionale und falls möglich auch auf saisonale Zutaten zu achten, um die positiven Klimaeffekte zu maximieren. Insgesamt leistet veganes Fast Food jedoch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, indem es eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlichen Fast-Food-Produkten bietet. Bei Swing Kitchen, die zu 100 Prozent vegan ist, berücksichtigt man auch andere Faktoren, die zum Umweltschutz beitragen: „Swing Kitchen hat immer darauf geachtet, dass das Verpackungsmaterial so umweltfreundlich wie möglich ist. Plastik gab es bei Swing Kitchen beispielsweise noch nie. Karton und Papier sind recycelt und/oder FSC-zertifiziert. Auch bei den Lieferketten wird auf möglichst kurze Wege geachtet. Außerdem haben wir ein ausgeklügeltes Bestellsystem, das dazu führt, dass wir kaum Schwund verzeichnen und dadurch auch kaum Lebensmittel entsorgen müssen“, legt Schillinger in unserem Interview offen.

Gesellschaft wird offener gegenüber veganem Fast Food

Vegan lebende Menschen tragen also zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und Ressourcenverbrauch bei und schätzen dabei gleichzeitig auch die körperlichen Vorteile der veganen Ernährung. Diese Faktoren führen seit Jahren zu einem weltweiten Anstieg der fleischlos lebenden Menschen. Waren es im Gründungsjahr der Swing Kitchen nur 6 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, die sich fleischlos ernährten, so sind es laut einer Umfrage des Handelsverbandes Österreich mittlerweile rund 11 Prozent der Bevölkerung, die auf Fleisch verzichten – Tendenz steigend. Auch die ältere Generation wird offener für den Veganismus und die dazugehörigen Fleischalternativen: „Wir haben in den letzten Jahren einen großen Wandel erlebt. In den Anfängen von Swing Kitchen waren die meisten unserer Gäste unter 25 Jahre alt. Heute ist das anders. Jetzt ist es ausgeglichen. Die Hälfte unserer Gäste ist unter 30, die andere Hälfte über 30. Die Tendenz ist weiterhin stark steigend, auch bei der älteren Generation. Man merkt, je mehr authentische, schmackhafte und preiswerte Alternativen es gibt, desto mehr Leute lassen sich überzeugen“, freut sich Schilling über diese Entwicklung.

Fazit

Veganismus, der sich auch in der Fast-Food-Industrie etabliert hat, kann sowohl für die Gesundheit als auch für den Umweltschutz von Vorteil sein. Durch geringeren Gehalt an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin sowie höhere Ballaststoffwerte punktet veganes Fast Food. Dennoch birgt es Risiken, da viele Produkte stark verarbeitet sind und hohe Mengen an Zucker, Salz und ungesunden Fetten enthalten können. Es ist wichtig, die Ernährungsqualität und ökologischen Aspekte der konsumierten Produkte zu hinterfragen. Veganes Fast Food verursacht zwar weniger Treibhausgasemissionen und hat einen geringeren Ressourcenverbrauch als tierische Lebensmittel, aber die ökologischen Belastungen durch industrielle Produktion und Transport von veganen Ersatzprodukten müssen weiter minimiert werden. Unter der Bedingung, dass auf eine ausgewogene und weniger verarbeitete Lebensmittelauswahl geachtet wird, kann veganes Fast Food grundsätzlich die nachhaltigere und gesündere Alternative zu gewöhnlichem Fast Food sein.

Mehr dazu: Tierisches oder pflanzliches Protein: Was sagt die Wissenschaft?

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