Tinnitus behandeln: Moderatorin teilt ihre persönliche Reise

Was kann ich gegen Tinnitus tun?

Eine Million Menschen mit Tinnitus

Tinnitus ist ein häufiges, aber oft missverstandenes Gesundheitsproblem, das Menschen weltweit betrifft. Schätzungen zufolge leiden über ein Viertel der Bevölkerung irgendwann in ihrem Leben unter den ständigen Ohrgeräuschen, die als Tinnitus bekannt sind. In Österreich sind nahezu eine Million Menschen von dieser Erkrankung betroffen.

Die Symptome können von leisen, kaum hörbaren Geräuschen bis hin zu quälendem Lärm reichen, der das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen kann. Trotz der hohen Betroffenheit wird Tinnitus häufig nicht ernst genommen, was dazu führt, dass Betroffene lange ohne die notwendige Unterstützung bleiben.

Die Auswirkungen von Tinnitus auf die Lebensqualität

Die Auswirkungen von Tinnitus sind nicht nur physisch, sondern auch emotional und psychisch. Viele Menschen berichten von Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und einer allgemein verminderten Lebensqualität.  Diese ständigen Geräusche im Ohr können zu Angstzuständen und Depressionen führen.

In einer Gesellschaft, die oft wenig Verständnis, Zeit und Empathie für solche Erkrankungen aufbringt, fühlen sich viele Betroffene isoliert und missverstanden. Es ist wichtig, über die Realität des Lebens mit Tinnitus aufzuklären, um das Bewusstsein zu schärfen und den Betroffenen zu helfen, die notwendige Unterstützung zu finden.

Martina Kaiser: Ein bekanntes Gesicht mit Tinnitus

Eine der bekanntesten Persönlichkeiten, die offen über ihre Tinnitus-Erfahrungen spricht, ist die ehemalige ORF-Moderatorin Martina Kaiser. Seit über 25 Jahren leidet sie an Tinnitus und hat durch ein Knalltrauma ein Gehörverlust am linken Ohr erlitten.

Im Rahmen einer Pressekonferenz, die im Vienna City Sound Studio von Neuroth Österreich veranstaltet wurde, erzählt sie: „Nach dem Knalltrauma fühlte sich mein Kopf an, als wäre er in Watte gepackt. Obwohl ich im Krankenhaus eine Infusion und Kortisontabletten erhielt, vertrug ich diese nicht. Als junger Mensch habe ich das einfach ignoriert, aber der Hörverlust auf meinem linken Ohr war erheblich.

Trotz dieser Herausforderungen hat Kaiser nicht geschwiegen, sondern ihr Leid öffentlich gemacht, um anderen Betroffenen Mut zu machen. „Es ist natürlich sehr unangenehm, bei Veranstaltungen nur auf einem Ohr hören zu können. Wenn jemand mir in mein ‚kaputtes‘ Ohr spricht, wird es wirklich mühsam. Außerdem reagiert man viel empfindlicher auf Lärm. Klatschen kann ich zum Beispiel kaum ertragen, und im Straßenverkehr ist es oft unerträglich.“

Die Rolle der frühzeitigen Diagnose

Ein zentraler Aspekt im Umgang mit Tinnitus ist die frühzeitige Diagnose. Ärzte wie Dr. Johannes Schobel, HNO-Facharzt und Tinnitus-Spezialist, der Martina Kaiser behandelt hat, betonen die Bedeutung einer schnellen und präzisen Diagnose. „In den letzten Jahren hatte ich das Gefühl, dass sich meine Symptome verschlimmerten. Viele Ärzte sagten mir, ich müsse lernen, mit dem Tinnitus zu leben. Auf die Idee, ein Hörgerät auszuprobieren, kam jedoch niemand. Erst Herr Dr. Schobel zeigte mir vor vier Monaten eine neue Möglichkeit auf, und jetzt kann ich mit Neuroth-Kopfhörern durch das Leben gehen“, berichtet uns Kaiser im Interview. Viele Menschen glauben, dass man gegen Tinnitus nichts tun kann, was jedoch ein weit verbreitetes Missverständnis ist. Schobel hebt hervor, dass es bei den meisten Patient:innen, unabhängig von Alter oder Geschlecht, bereits nach wenigen Monaten der Behandlung mit Hörgeräten zu erheblichen Verbesserungen kommen kann. Eine frühe Intervention kann nicht nur die Symptome lindern, sondern auch dazu beitragen, schwerwiegende Folgeschäden wie Gehörverlust zu verhindern.

 

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Wege zur Linderung der Symptome

Die Behandlung von Tinnitus ist vielschichtig und kann verschiedene Ansätze umfassen. Dazu gehören kognitive Verhaltenstherapie, Klangtherapie und eben auch die Verwendung von Hörgeräten, wie sie auch Martina Kaiser nutzt. „Nach 25 Jahren höre ich jetzt wieder gut. Das weiße Rauschen übertönt den Tinnitus, und ich kann endlich wieder normal leben. Ich genieße meine Musik viel mehr – es ist ein ganz neues Klangerlebnis“, erklärt uns Kaiser.

Es ist entscheidend, das Bewusstsein für die Symptome und deren Auswirkungen zu schärfen und Betroffene zu ermutigen, sich Hilfe zu suchen. Der Mut von Persönlichkeiten wie Martina Kaiser, die offen über ihre Erfahrungen mit Hörgeräten sprechen, trägt dazu bei, das Tabu um Tinnitus zu brechen. „Mit dem Hörgerät ist es so angenehm. Ich spüre es kaum, und man sieht es ja fast nicht. Zunächst dachte ich, Hörgeräte seien ‚Oma-Style‘, aber das stimmt überhaupt nicht. Oft wurde ich gefragt, ob es mich stören würde, und ich hatte damit kein Problem. Im Gegenteil – es sieht eher aus wie ein modischer Ohrschmuck“, schmunzelt sie. Ihre Erfahrung zeigt, dass moderne Hörgeräte nicht nur funktional sind, sondern auch ästhetisch überzeugen können.

Martina Kaiser spricht offen über ihre Tinnitus-Erfahrung und hilft damit Betroffenen. /© Andreas Tischler

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