Therapiehund: Wie Tiere die psychische Gesundheit fördern können

Albina Gavrilovic / istock

Mehr als nur Haustiere

Die Beziehung zwischen Mensch und Hund zählt zu den ältesten und tiefsten Bindungen, die unsere Spezies zu einem Tier aufgebaut hat. Hunde sind jedoch weit mehr als nur treue Begleiter und Haustiere: sie können auch eine transformative Rolle in der Therapie und Förderung der psychischen Gesundheit spielen. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Einsatz von Hunden als Therapietiere zunehmend etabliert und zeigt bemerkenswerte positive Auswirkungen auf Menschen in verschiedenen Lebenssituationen und mit unterschiedlichsten psychischen Herausforderungen.

Die Rolle von Therapiehunden

Tiergestützte Therapie, zielt darauf ab, Menschen bei der Bewältigung gesundheitlicher Probleme oder psychischer Störungen zu unterstützen. Hunde und Katzen sind die am häufigsten eingesetzten Tiere in der Behandlung, aber auch Fische, Meerschweinchen und Pferde werden je nach therapeutischem Ziel verwendet. Therapiehunde sind speziell ausgebildete Tiere, die emotionale Unterstützung bieten und die psychische Gesundheit verbessern sollen. Sie werden in verschiedenen Umgebungen wie Krankenhäusern, Pflegeheimen, Schulen und psychiatrischen Einrichtungen eingesetzt, ebenso wie in privaten Therapiesitzungen und als Begleiter für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Laut Forschungsergebnissen besteht die Hauptrolle von Hunden in ihrer Fähigkeit, Stress zu reduzieren, Angstzustände zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Ihre bloße Anwesenheit kann beruhigend wirken und den Menschen ein Gefühl von Sicherheit und Trost vermitteln, was besonders für Menschen von Bedeutung ist, die mit schweren Traumata, Angststörungen oder Depressionen konfrontiert sind.

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Psychologische Vorteile

Therapiehunde haben vielfältige und gut dokumentierte positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Laut Studien reduziert das Streicheln und Spielen mit den Hunden Stress und fördert Entspannung durch die Senkung des Cortisolspiegels. Diese Interaktionen bieten emotionale Erleichterung und heben die Stimmung, wodurch Angstzustände und Depressionen gelindert und Einsamkeit verringert werden kann. Insbesondere für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen oder sozialen Ängsten kann die Interaktion mit einem Therapiehund die sozialen Fähigkeiten verbessern und die Kommunikation sowie die soziale Teilhabe fördern. Darüber hinaus tragen regelmäßige Aktivitäten mit einem Therapiehund zur körperlichen Gesundheit und Fitness bei. Die bedingungslose Zuneigung eines Therapiehundes stärkt das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen, was besonders wichtig für Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl oder einem negativen Selbstbild ist.

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Wer sollte Tiertherapie in Betracht ziehen?

Tiergestützte Therapie bietet nicht nur Menschen mit psychischen Erkrankungen, sondern auch einer breiten Palette von Personen zahlreiche Vorteile. Sie kann Patient:innen, die sich einer Chemotherapie unterziehen, Bewohner:innen von Langzeitpflegeeinrichtungen, Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz im Krankenhaus und Veteranen mit posttraumatischer Belastungsstörung helfen. Auch Kinder, die medizinische Eingriffe durchmachen, Schlaganfallpatienten und Menschen in der Physiotherapie zur Wiedererlangung motorischer Fähigkeiten können von der Anwesenheit eines Therapiehundes profitieren. Während medizinischer Eingriffe kann die Anwesenheit eines Tieres Ängste mindern. In der Rehabilitation motiviert die Interaktion mit einem Therapiehund die Patient:innen, ihre Therapie intensiver zu verfolgen und schneller Fortschritte zu machen. Menschen mit sensorischen Behinderungen können oft leichter mit einem Tier kommunizieren, was die Interaktion mit medizinischem Personal und anderen Menschen fördert. Darüber hinaus kann tiergestützte Therapie auch Patient:innen mit chronischen Erkrankungen wie Long Covid und ME/CFS helfen, indem sie die psychische Belastung mindert.

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Ausbildung von Therapiehunden

Nicht jeder Hund eignet sich zur Ausbildung als Therapiehund. Voraussetzung sind ein ausgeglichenes Temperament, Freundlichkeit gegenüber Menschen und die Fähigkeit, in unterschiedlichen Umgebungen ruhig und gelassen zu bleiben. Therapiehunde müssen zudem gehorsam sein und grundlegende Befehle wie „Sitz“, „Bleib“ und „Komm“ sicher beherrschen. Die Ausbildung eines Therapiehundes umfasst in der Regel spezielle Kurse zur sozialen Interaktion mit Menschen, die Gewöhnung an Umgebungen wie Krankenhäuser und Schulen sowie Übungen zur Stressbewältigung und Entspannung.

Mögliche Nachteile der Tiertherapie

Tiergestützte Therapie bietet viele Vorteile für den Menschen, kann aber auch potenzielle Nachteile sowohl für die Patient:innen als auch für die Tiere mit sich bringen. Es besteht nur ein geringes Risiko, dass Patient:innen durch die Tiere verletzt werden, da bei der Ausbildung besonders auf ein ruhiges Temperament der Tiere geachtet wird. Für Menschen mit Tierhaarallergien kann der Kontakt mit Therapiehunden jedoch eine Herausforderung darstellen. Ein weiterer Nachteil ist die Möglichkeit, dass Patient:innen eine starke Bindung zu den Therapietieren entwickeln, was zu Problemen führen kann, wenn sie diese Bindung nach den Sitzungen nicht loslassen können.

Die Therapietiere können überfordert sein, wenn nicht genügend auf ihren Tierschutz und ihr Wohlbefinden geachtet wird. Fehlende Ruhephasen und regelmäßiger Kontakt mit vielen Menschen können insbesondere ältere oder gesundheitlich beeinträchtigte Hunde körperlich belasten. Es besteht auch das Risiko von Missbrauch oder Vernachlässigung. Um eine Überbeanspruchung zu vermeiden, sollten Therapieprogramme sicherstellen, dass die Tiere gut trainiert sind, regelmäßig tierärztlich untersucht werden und in einer unterstützenden Umgebung leben. Eine genaue Überwachung während der Interaktion mit den Patient:innen ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Tiere weder überfordert noch gestresst werden.

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