Tabuthema Unfruchtbarkeit: Neue Studie zeigt Wissenslücken

Tabuthema Unfruchtbarkeit

In Österreich ist Unfruchtbarkeit ein weit verbreitetes Thema, das viele Paare betrifft. Schätzungen zeigen, dass etwa 15 bis 20 % der Paare Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden, was oft zu emotionalen Herausforderungen führt. Um ihren Traum vom eigenen Kind zu verwirklichen, setzen viele Paare auf moderne Reproduktionstechniken. Jährlich nutzen etwa 5.000 Paare in Österreich die In-vitro-Fertilisation (IVF), eine bewährte Methode, die die Chancen auf eine Schwangerschaft deutlich erhöht. Trotz dieser medizinischen Möglichkeiten bleibt das Thema Unfruchtbarkeit häufig im Stillen und wird von vielen als Tabu betrachtet. Das hat zur Folge, dass sich Betroffene häufig allein mit ihren Ängsten und Sorgen fühlen. Doch das ist nicht die einzige Konsequenz: Die Tabuisierung führt auch dazu, dass es an grundlegenden Informationen über das Thema mangelt. Eine aktuelle Umfrage aus Österreich deckt auf, wo die Probleme liegen.

Aktuelle Studie als Weckruf

Unfruchtbarkeit ist ein Thema, das viele Paare zwar sehr beschäftigt, aber oft im Verborgenen bleibt, wie auch gerade die Umfrage des Wunschbaby Instituts Feichtinger zeigt. Im Zuge der Befragung fand man heraus, dass es viele Wissenslücken gibt – sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Die Umfrage, die mit Hilfe des Meinungsforschungsinstituts Market Agent durchgeführt wurde, zeigt auch, dass Männer deutlich weniger über ihre reproduktive Gesundheit informiert sind als Frauen. Auch kümmern sich die Männer weniger darum: Während 70,8 % der Frauen aktiv über Unfruchtbarkeit nachdenken, sind es bei den Männern nur 46,3 %. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Frauen etwas offener mit dem Thema umgehen. Diese Diskrepanz lässt darauf schließen, dass viele Männer möglicherweise nicht wissen, wie wichtig es ist, sich um ihre Fruchtbarkeit zu kümmern. Dr. Michael Feichtinger, Leiter des Wunschbaby Instituts, fordert daher mehr Aufklärung und ein offenes Gespräch über männliche Fruchtbarkeit.

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Mangelnde Sichtbarkeit bei Männern

Die Fruchtbarkeits-Umfrage bringt auch ans Licht, dass das Bewusstsein für weibliche Unfruchtbarkeit in der Gesellschaft viel ausgeprägter ist als für männliche. Während 41,8 % der Befragten das Bewusstsein für weibliche Unfruchtbarkeit als hoch einstufen, sagen nur 24,7 %, dass das für männliche Unfruchtbarkeit zutrifft. Das zeigt, wie wenig wir über männliche Fruchtbarkeit wissen und wie dringend notwendig Aufklärung ist. „Die Ergebnisse zeigen, dass noch viel Arbeit notwendig ist, um das Bewusstsein für männliche Fruchtbarkeit in der Gesellschaft zu stärken. Aufklärung und offene Kommunikation sind der Schlüssel, um Tabus zu brechen und Männern den Zugang zu wichtigen Informationen und Ressourcen zu erleichtern.“, betont Priv.-Doz. DDr. Michael Feichtinger in der OTS-Aussendung.

Um Männern zu helfen, regelmäßig Fruchtbarkeitsuntersuchungen in Anspruch zu nehmen, schlagen 56,1 % der Befragten vor, kostenlose oder kostengünstige Untersuchungen anzubieten. Das zeigt, dass viele Menschen bereit sind, aktiv etwas zu ändern. Auch der offene Umgang mit dem Thema (45,5 %) und die Aufklärung über die Wichtigkeit von Fruchtbarkeitsuntersuchungen (43,9 %) sind entscheidend. Es ist wichtig, Männer nicht nur auf medizinische Behandlungen zu verweisen, sondern sie auch über gesunde Lebensweise und Prävention aufzuklären.

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Widersprüche im Selbstbild

Ebenfalls verblüffend ist, dass viele Männer ihre Fruchtbarkeit als gut einschätzen, während gleichzeitig nur 42,9 % über Behandlungsmöglichkeiten informiert sind. Das führt zu einem gefährlichen Missverständnis: Viele glauben, dass sie gesund sind, obwohl sie möglicherweise Hilfe benötigen. Die Umfrage zeigt auch, dass Männer häufig die Einflussfaktoren wie ungesunden Lebensstil und Stress unterschätzen, die zu Unfruchtbarkeit führen können. Diese Kluft zwischen Selbstwahrnehmung und Realität muss angesprochen werden, um Betroffene zu ermutigen, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen.

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Wissenslücke führt zu Schuldgefühlen bei Frauen

Die Verantwortung für das Thema Unfruchtbarkeit liegt also oft stärker bei den Frauen. In vielen Beziehungen führt das dazu, dass Frauen sich intensiver mit der Materie auseinandersetzen. Sie vereinbaren Arzttermine und tragen oft auch die Kosten für die Behandlungen. Darüber hinaus bringen die Herausforderungen rund um die Unfruchtbarkeit häufig Schuldgefühle mit sich. Paare beginnen zu rätseln, wer von ihnen „schuld“ ist an der Situation. Viele Menschen gehen fälschlicherweise davon aus, dass die Ursachen der Unfruchtbarkeit bei der Frau liegen. Diese Ungewissheit kann bei Frauen, die bereits mit den emotionalen Belastungen der Unfruchtbarkeit kämpfen, zusätzliche Schuldgefühle hervorrufen.

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Häufig denken Frauen, sie seien „Schuld“

Generationsunterschiede: Offenheit bei Unfruchtbarkeit

Ein interessanter Aspekt der aktuellen Umfrage ist auch, wie unterschiedlich die Generationen mit Fruchtbarkeitsproblemen umgehen. Die GenZ zeigt sich deutlich offener: 21,1 % von ihnen würden bereitwillig über männliche Unfruchtbarkeit sprechen, während es bei den Millennials nur 13,5 % und bei der Generation X nur 4,0 % sind. Diese Ergebnisse lassen sich möglicherweise auf eine veränderte Einstellung und eine bessere schulische Aufklärung zurückführen. Wenn junge Menschen ermutigt werden, über solche Themen zu sprechen, kann das Stigma gebrochen werden, das oft mit (männlicher) Unfruchtbarkeit verbunden ist.

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