Superfood-Trend: Wie ungesund ist Soja?

Kathleen Juanda Teo/ istock

Superfood und Proteinquelle „Soja“

In den letzten Jahren hat Soja als pflanzliche Proteinquelle in der vegetarischen und veganen Ernährung stark an Popularität gewonnen. Soja ist bekannt für seinen hohen Proteingehalt und enthält zudem wichtige Mikronährstoffe wie Magnesium, Eisen, Zink und B-Vitamine, die besonders für Veganer wichtig sind, nachdem sie auf tierische Produkte, die viel Vitamin B enthalten, verzichten. Als Teil einer ausgewogenen Ernährung kann Soja also dazu beitragen, den Bedarf an Vitaminen und auch essentiellen Aminosäuren zu decken, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Im Gegensatz zu vielen anderen pflanzlichen Proteinquellen enthält Soja alle acht essenziellen Aminosäuren, was es zu einer vollwertigen Proteinquelle macht. Zudem ist das hochgelebte „Superfood“ vielseitig einsetzbar – von der traditionellen Sojabohne über Tofu und Tempeh bis hin zu modernen Fleisch- und Milchalternativen, die gerade einen Hype erleben.

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Beliebte Soja-Lebensmittel und deren Herstellung

Der Sojaanbau nimmt auf der ganzen Welt stetig zu und immer mehr Lebensmittel auf unserem Speiseplan enthalten das sogenannte Superfood, das oft sogar unerkannt in Lebensmitteln steckt. Doch welche sind die beliebtesten und wie werden sie hergestellt? Einem Bericht zufolge sind dies die weltweit am meisten produzierten Soja-Erzeugnisse: Das wohl bekannteste Soja-Produkt weltweit ist Tofu. Dieser wird durch das Gerinnen von Sojadrink und anschließendes Pressen des entstandenen Käsebruchs zu festen Blöcken unterschiedlicher Festigkeit hergestellt, wobei Varianten wie seidenweich, weich, fest oder extra fest entstehen. Auch sehr „soja-reich“ ist Miso, eine traditionelle japanische Würzpaste, die durch Fermentierung von Sojabohnen mit Salz und Koji produziert wird. Tempeh, ein traditionelles indonesisches Lebensmittel, ist zwar noch nicht ganz so gängig im europäischen Raum, enthält jedoch sehr viel Soja. Das immer beliebter werdende Lebensmittel entsteht durch die Fermentierung ganzer Sojabohnen in Form eines Kuchens. Natto ist eine Art fermentierter Sojabohnen, die traditionell in Japan verzehrt wird, jedoch auch hierzulande an Beliebtheit zunimmt. Während der Fermentation steigt der Vitamin-K-Gehalt der Sojabohnen laut einem Bericht um mehr als das 100-fache an und macht Natto zu einem wahren Superfood. Weitere Sojaprodukte, die es in die Supermarkt-Regale hierzulande geschafft haben, sind Sojagetränke sowie Sojapuddings. Diese dienen als pflanzliche Alternative zu Joghurt und anderen Milchprodukten. Doch es gibt sogar auch Sojamehl und Sojaprotein, die in Lebensmitteln wie Brot, Getreideerzeugnissen, Fleischprodukten und vegetarischen Fleischalternativen zum Einsatz kommen. Nicht zu vergessen ist natürlich die beliebte Sojasauce: die braune, salzige, flüssige Würze, die durch Fermentierung von Sojabohnen oder deren Aufschluss mit Säure hergestellt wird.

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Cholesterin und Soja-Produkte

Der Grund für den Hype um Soja ist, dass es jahrzehntelang als Proteinquelle beworben wurde: Frühe Forschungen deuteten auch darauf hin, dass Sojaprotein einen hohen Cholesterinspiegel senken könnte. Die Metaanalyse aus dem Jahr 1995 zeigte, dass der tägliche Verzehr von 50 g Sojaprotein (etwa 2 Liter Sojagetränk oder 680 g Tofu) anstelle von tierischem Eiweiß den LDL-Cholesterinspiegel um 12,9 % senkte. Ein hoher LDL-Cholesterinspiegel ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Zudem enthalten Sojabohnen sekundäre Pflanzenstoffe wie Isoflavone, die antioxidative Eigenschaften haben und Entzündungen im Körper reduzieren können. Doch neben diesen Faktoren, mehren sich mit steigender Beliebtheit von Soja auch die Stimmen, die den Verzehr als gesundheitlich bedenklich einstufen

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Ist Soja gesundheitsschädlich?

Trotz der vielen nachgewiesenen Vorteile gibt es Bedenken hinsichtlich der in Soja enthaltenen Phytoöstrogene, insbesondere Genistein, das einer Studie zufolge eine östrogenähnliche Wirkung im Körper haben kann. Diese Bedenken beziehen sich hauptsächlich auf das mögliche Risiko einer Erhöhung des Brustkrebsrisikos, da Östrogene das Wachstum von Brustkrebszellen fördern können. Doch die aktuelle wissenschaftliche Evidenz zeigt, dass moderater Sojakonsum das Brustkrebsrisiko nicht erhöht und möglicherweise laut einer weiteren Studie sogar eine schützende Wirkung hat. Laut einem Bericht der Canadian Cancer Society deuten andere Studien darauf hin, dass der Verzehr von Sojaprodukten die Überlebenschancen bei Brustkrebs verbessern kann, insbesondere bei Frauen nach den Wechseljahren. Frauen, die seit ihrer Jugend regelmäßig Sojaprodukte konsumieren, scheinen laut einer weiteren Forschung ein besonders geringes Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs zu haben.

Allerdings kann der Verzehr von Sojaprodukten bei manchen Menschen die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen: Sojabohnen enthalten Goitrogene, die die Jodaufnahme in die Schilddrüse blockieren und die Produktion von Schilddrüsenhormonen hemmen können. Dies ist besonders problematisch für Menschen mit bestehenden Schilddrüsenerkrankungen wie Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder Jodmangel. Einige Studien haben gezeigt, dass große Mengen von Sojaprodukten das Risiko für Struma, eine Vergrößerung der Schilddrüse, leicht erhöhen können. Außerdem kann sich der Verzehr großer Mengen Sojaprodukte bei einigen Frauen negativ auf die Schilddrüsenfunktion auswirken, wie aus einem weiterem Bericht über eine Studie der Loma Linda University in Kalifornien hervorgeht. Personen mit niedrigem Jodgehalt oder bereits diagnostizierten Schilddrüsenproblemen sollten daher möglicherweise ihren Sojakonsum einschränken. Eine andere veröffentlichte Studie, in der unter anderem der Konsum von Sojaprotein mit Caseinprotein ohne Soja bei Patienten mit einer leichten Schilddrüsenunterfunktion verglichen wurde, fand jedoch keine signifikanten Veränderungen der Schilddrüsenwerte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein moderater Sojakonsum bei gesunden Menschen im Allgemeinen keine signifikanten Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion hat.

Umwelt und Sojaanbau

Der Anbau von Soja ist nicht ohne ökologische Bedenken. Insbesondere in Ländern wie den USA, Brasilien und Argentinien führt die Sojaproduktion zu massiven Umweltproblemen, einschließlich der Rodung von Regenwäldern. Allerdings wird der Großteil der Sojaernte nicht für den menschlichen Verzehr, sondern als Tierfutter in der Massentierhaltung verwendet. Europäische Sojaprodukte für den direkten menschlichen Verzehr stammen oft aus nachhaltigerem Anbau und sind zudem häufig frei von Gentechnik. Dieser Faktor spricht also eher dafür, tierische Produkte durch mit Soja angereicherte tierische Fleischalternativen zu ersetzen.

 

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Wie viel ist zu viel?

Die U.S. Food and Drug Administration (FDA) empfiehlt bis zu 25 Gramm Sojaprotein pro Tag, was etwa 300 Gramm Tofu entspricht – deutlich mehr als eine normale Portion. Für den durchschnittlichen Verzehr von Sojaprodukten besteht daher kein Grund zur Sorge. Experten raten jedoch dazu, Soja in Maßen zu genießen und auf eine vielfältige Ernährung zu achten, um alle Nährstoffe zu erhalten, die der Körper benötigt.

Soja in der Küche: Vielseitig und lecker

Sojaprodukte lassen sich in der Küche auf vielfältige Weise einsetzen und bieten eine gesunde sowie schmackhafte Alternative zu tierischen Produkten. Tofu kann mariniert, gebraten oder gegrillt werden und nimmt dabei die Aromen der verwendeten Gewürze und Marinaden besonders gut auf. Diese Eigenschaft macht Tofu zu einem äußerst vielseitigen Lebensmittel, das in unzähligen Rezepten Verwendung findet, sei es in asiatischen Wokgerichten, herzhaften Suppen oder sogar in Sandwiches und Salaten. Tempeh bietet eine herzhaftere Alternative zu Tofu und eignet sich hervorragend als Fleischersatz in Eintöpfen, Pfannengerichten und sogar auf dem Grill. Durch die Fermentierung der Sojabohnen hat Tempeh einen kräftigeren Geschmack und eine festere Konsistenz, die ihn besonders beliebt in vegetarischen und veganen Küchen macht.

 

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Sojamilch und Sojajoghurt sind nicht nur für Veganer eine tolle Ergänzung zu Müsli und Desserts, sondern auch für Menschen, die auf Laktose verzichten möchten oder eine gesündere Alternative zu herkömmlichen Milchprodukten suchen. Sojamilch kann in Smoothies, Kaffee oder zum Backen verwendet werden, während Sojajoghurt mit Früchten, Nüssen oder Honig zu einem köstlichen und nahrhaften Frühstück oder Snack wird. Darüber hinaus sind Sojaprodukte wie Edamame, die unreif geernteten Sojabohnen, eine leckere und gesunde Snack-Option, die einfach mit ein wenig Salz gedämpft werden können. Die Vielfalt der Zubereitungsmöglichkeiten von Sojaprodukten bietet für jeden Geschmack und jede Ernährungsweise passende Rezepte. Ob in der internationalen Küche oder in traditionellen Gerichten, Soja bereichert den Speiseplan und trägt zu einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung bei.

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