Studie zeigt: Krebs erhöht Blutungsrisiko stärker als gedacht

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Zusammenhang zwischen Krebs und Blutgerinnung

Es ist erwiesen, dass Krebs das Blutgerinnungssystem beeinflussen kann. Tumore können Substanzen freisetzen, die die Blutgerinnung aktivieren und damit das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen. Dank intensiver Forschung kann dieses Thromboserisiko heute gut eingeschätzt und kontrolliert werden. Doch eine neue Studie der MedUni Wien hat ein weiteres bedeutendes Problem aufgezeigt: Das Risiko für Blutungen bei Krebspatient:innen ist höher als bisher angenommen. Die Studie, die in der Fachzeitschrift Blood veröffentlicht wurde, weist auf eine bisher wenig beachtete Komplikation hin. Welche Auswirkungen haben diese Erkenntnisse auf die Behandlung und Betreuung von Krebspatient:innen?

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Ergebnisse der Studie

Die Studie untersuchte 791 Betroffene über einen Zeitraum von 19 Monaten und stellte fest, dass das Blutungsrisiko in dieser Gruppe höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Die Blutungen waren nicht nur häufiger, sondern oft auch besonders schwer. Anfangs dachten die Forscher:innen, dass die Blutverdünnungstherapie ein möglicher Grund dafür sein könnte. Diese Therapie soll die Bildung von Blutgerinnseln verhindern oder verlangsamen. Bei Krebspatient:innen ist eine Blutverdünnungstherapie häufig notwendig, da sie ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln haben. Besonders beunruhigend ist jedoch, dass das erhöhte Blutungsrisiko sowohl bei Personen, die eine Blutverdünnungstherapie erhalten, als auch bei Personen, die keine Blutverdünnungstherapie erhalten, auftritt. Wie lässt sich das erklären?

Warum ist das Blutungsrisiko bei Betroffenen erhöht?

Menschen mit Krebs haben aus verschiedenen Gründen ein erhöhtes Blutungsrisiko. Erstens können Tumore die Blutgefäße schädigen oder in sie einwachsen. Das kann dazu führen, dass die Gefäße brüchig werden und leichter bluten. Außerdem können Tumore Substanzen absondern, die das Blutgerinnungssystem des Körpers stören. Diese Substanzen fördern die Bildung von Blutgerinnseln, die sich dann von ihrem Ursprungsort lösen können. Solche Gerinnsel können letztendlich zu Blutungen führen. Ein weiterer wichtiger Faktor sind Krebsbehandlungen wie Chemotherapie und Strahlentherapie. Eine Chemotherapie kann die Produktion von Blutplättchen verringern, die für die Blutgerinnung notwendig sind. Gleichzeitig kann eine Strahlentherapie die Blutgefäße schädigen. Beide Behandlungen erhöhen in der Theorie somit das Blutungsrisiko.

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Spezielle Blutungsform

Die Studie hat eine besonders bemerkenswerte Form der Blutung entdeckt, die bisher in der klinischen Forschung wenig Beachtung fand: die Tumorblutung. Diese Blutungen gehen direkt vom Tumor aus und machen fast ein Drittel aller Blutungen aus, die bei Betroffenen beobachtet werden. Tumorblutungen entstehen, wenn Tumoren in Blutgefäße einwachsen oder diese schädigen, was zu starken Blutungen führen kann. Besonders auffällig ist, dass Patienten mit Tumoren im Kopf- und Halsbereich ein besonders hohes Risiko für diese Art von Blutungen haben. Diese Erkenntnis ist von großer Bedeutung, da Tumorblutungen eine erhebliche Belastung für die Betroffenen darstellen und zusätzliche, bisher nicht berücksichtigte Herausforderungen für die Behandlung und Betreuung von Krebspatient:innen mit sich bringen können.

Auswirkungen auf die Betroffenen

Ein erhöhtes Blutungsrisiko bei Krebspatienten hat erhebliche Auswirkungen auf die Behandlung und das tägliche Leben der Patient:innen. Betroffene mit einem erhöhten Blutungsrisiko müssen oft ihre Behandlung anpassen, insbesondere wenn sie Blutverdünner erhalten, um Blutgerinnsel zu verhindern. Diese Medikamente können das Blutungsrisiko weiter erhöhen, weswegen neue Ansätze gefunden werden müssen, um eine feine Balance zwischen der Verhinderung von Gerinnseln und dem Schutz vor Blutungen sicherzustellen. Darüber hinaus kann das erhöhte Risiko die Wirksamkeit der Krebsbehandlung gefährden, da schwere Blutungen zu Verzögerungen oder Anpassungen der Therapie führen können. Diese Verzögerungen können die Wirksamkeit der Behandlung verringern und die Prognose verschlechtern. Insgesamt erfordert das erhöhte Blutungsrisiko besondere Aufmerksamkeit und eine sorgfältige Überwachung, um sowohl die Sicherheit der Patient:innen als auch die Wirksamkeit der Krebstherapie zu gewährleisten.

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Was bedeutet das für die medizinische Praxis?

Die neuen Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, dem Blutungsrisiko bei Krebspatient:innen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist wichtig, dass diese Personen regelmäßig auf Anzeichen von Blutungen überwacht werden, insbesondere wenn sie Behandlungen erhalten, die das Blutgerinnungssystem beeinflussen können. Die Behandlungsstrategien sollten individuell angepasst werden, um das Blutungsrisiko zu minimieren. Das kann bedeuten, dass die Dosierung von Medikamenten angepasst oder zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass weitere Forschung notwendig ist, um das Blutungsrisiko bei Betroffenen besser zu verstehen und gezielte Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung zu entwickeln.

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