Studie aus Wien: Neue Hoffnung im Kampf gegen Magenkrebs

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Schwierige Diagnose

Magenkrebs ist weltweit eine ernste Bedrohung und eine der häufigsten Krebserkrankungen. Allein im Jahr 2020 starben rund zehn Millionen Menschen an Magenkrebs, was ihn zur viertgrößten Krebstodesursache weltweit macht. Die Krankheit beginnt oft heimlich und entwickelt sich langsam, was es schwierig macht, sie frühzeitig zu erkennen. Diese späte Diagnose kann dazu führen, dass der Krebs bereits fortgeschritten ist, wenn er entdeckt wird. Doch ein Forschungsteam der MedUni Wien bringt neue Hoffnung für Patient:innen mit Magenkrebs.

Studie aus Wien gibt Hoffnung

Die derzeit häufigste Behandlung von Magenkrebs ist die chirurgische Entfernung des Tumors. Leider erleiden etwa 40 % der Patient:innen innerhalb von zwei Jahren nach der Operation einen Rückfall, was die Suche nach besseren Prognosetools und Behandlungsmöglichkeiten umso dringlicher macht. Doch eine aktuelle Studie der MedUni Wien hat einen wichtigen prognostischen Marker namens AF1Q entdeckt, der helfen kann, das Rückfallrisiko genauer einzuschätzen. Das bedeutet, dass es eine Möglichkeit gibt, die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, mit der der Krebs nach einer erfolgreichen Behandlung zurückkehren kann. Dieser Marker wurde ursprünglich bei Blutkrebsarten wie Leukämie entdeckt und ist inzwischen für seine Rolle bei verschiedenen Prozessen auf Zellebene bekannt, die zur Entstehung und Ausbreitung von Krebs beitragen können. Die Studie untersuchte Tumorproben von 182 Patient:innen, die am AKH Wien operiert wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass 97,8% dieser Proben erhöhte AF1Q-Werte aufwiesen. Diese erhöhten Werte können ein Indikator für ein erhöhtes Rückfallrisiko sein und sind mit geringeren Überlebenschancen verbunden. Dadurch, dass der Marker ein hohes Rückfallrisiko vorhersagen kann, bietet sich für Patient:innen die Möglichkeit, diesem Risiko im Vorhinein mit Therapien entgegenzuwirken.

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Was genau sind Biomarker?

Krebstherapien werden heute oft speziell auf jeden einzelnen Patienten oder Patientin und die Erkrankung angepasst. Um eine Therapie genau zu personalisieren, sind Biomarker sehr wichtig. Aber was genau sind Biomarker, und warum sind sie gerade in der Krebsmedizin so bedeutend? Biomarker sind messbare Merkmale im Körper, die zeigen können, ob jemand gesund ist oder an einer Krankheit leidet. Schon seit der Antike nutzt die Medizin solche Merkmale. Zum Beispiel kann der Geruch und die Farbe des Urins Hinweise auf bestimmte Krankheiten geben. Auch der Blutdruck ist ein bekannter Biomarker: Ein zu hoher oder niedriger Blutdruck kann auf gesundheitliche Probleme hinweisen.

Nicht alle Patient:innen reagieren gleich auf Krebstherapien. Biomarker helfen dabei, herauszufinden, welche Therapie am besten wirkt. Krebszellen haben unterschiedliche genetische Veränderungen, die bei jedem Patienten verschieden sein können. Durch Tests auf diese Gene in Blut- oder Gewebeproben können Ärzte herausfinden, welche Therapie am besten zum Tumor passt. Der vielversprechende Marker AF1Q wird durch die Analyse von Tumorproben entdeckt. Durch Messung der Konzentration von AF1Q in den Tumorzellen können Ärzt:innen feststellen, wie hoch das Rückfallrisiko nach einer Operation ist. Zielgerichtete Therapien können dann gezielt eingesetzt werden, um genau auf diese speziellen Tumormerkmale einzugehen, anstatt wie bei der allgemeinen Chemotherapie alle Patienten gleich zu behandeln.

Anpassung der Therapiemaßnahmen

Die Entdeckung von AF1Q hat wichtige Auswirkungen auf die Therapieplanung. Wenn ein Patient oder eine Patientin ein hohes Rückfallrisiko aufweist, können die behandelnden Ärzt:innen gezielte Maßnahmen ergreifen, um das Risiko zu minimieren. Zum Beispiel können zusätzliche Behandlungsstrategien wie eine intensivere Chemotherapie oder gezielte Therapieansätze in Betracht gezogen werden. Auch die Nachsorge könnte angepasst werden, um die Patient:innen enger zu überwachen und frühzeitig auf mögliche Rückfälle reagieren zu können. Ein individualisierter Therapieansatz auf Basis der AF1Q-Werte kann dazu beitragen, die Überlebenschancen der Betroffenen zu verbessern und ihnen eine besser auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Behandlung zu ermöglichen.

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Zusätzliche Forschungen notwendig

Der Einsatz des AF1Q-Biomarkers bei Magenkrebs ist vielversprechend, da er helfen könnte, Patienten mit einem erhöhten Rückfallrisiko frühzeitig zu erkennen. Bevor der Marker jedoch routinemäßig in der Diagnostik eingesetzt werden kann, müssen noch einige Faktoren geprüft werden. Es muss sichergestellt werden, dass die Ergebnisse in verschiedenen Patientengruppen zuverlässig sind und dass der Marker in verschiedenen Stadien der Krebserkrankung vorhersagen kann, ob der Tumor zurückkehrt. Doch die Hoffnung ist groß, dass dank dieser Entdeckung die Behandlung von Magenkrebs in Zukunft individueller und früher erfolgen kann.

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