Stiller Reflux: Wie weiß ich, ob ich betroffen bin?

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Was ist stiller Reflux?

Erlebst du manchmal stechende Schmerzen im Brustbereich oder seit einigen Wochen anhaltende Halsschmerzen, ohne dass eine Erkältung der Auslöser ist? Die Ursachen hierfür können vielfältig sein, doch es lohnt sich, an den sogenannten „stillen Reflux“ zu denken, der medizinisch als laryngopharyngeale Refluxkrankheit (LPR) bekannt ist. Diese Form des Refluxes unterscheidet sich von der klassischen gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD), da sie keine typischen Symptome wie Sodbrennen oder saures Aufstoßen verursacht. Stattdessen steigt die Magensäure „still“ in die Speiseröhre und den Rachenraum auf, was zu einer Reihe subtiler Beschwerden führen kann, die leicht übersehen oder missinterpretiert werden. Experten schätzen, dass jeder 5. Erwachsene an stillen Reflux leidet. Und sogar 60 % der Betroffenen leiden gleichzeitig unter Asthma. Wenn du dich fragst, ob du möglicherweise unter stillem Reflux leidest, könnte es sinnvoll sein, die Symptome und ihre Ursachen genauer zu betrachten.

Das passiert im Körper

Stiller Reflux entsteht, wenn der untere Schließmuskel der Speiseröhre, der normalerweise den Rückfluss von Magensäure verhindert, nicht richtig funktioniert. Dadurch können Magensäure, Verdauungsenzyme wie Pepsin und Gase in die Speiseröhre und bis in den Rachen aufsteigen. Pepsin, ein Enzym, das im Magen für den Abbau von Proteinen zuständig ist, kann im empfindlichen Gewebe des Rachens und der oberen Atemwege Entzündungen verursachen. Zudem können Gase aus dem Magen, die bei der Verdauung entstehen, den Druck auf den Schließmuskel erhöhen und den Rückfluss begünstigen. Diese aggressiven Substanzen reizen die Schleimhäute in der Speiseröhre und im Rachen, was die vielfältigen Symptome des stillen Reflux verursacht.

Häufige Symptome und ihre Interpretation

Zu den häufigsten Symptomen von stillem Reflux gehören chronischer Husten, Halskratzen und ein klumpiges Gefühl im Hals. Viele Betroffene klagen auch über häufiges Räuspern, Ohrenschmerzen – insbesondere nach dem Erwachen- und eine dauerhaft heisere Stimme. Diese Symptome können leicht mit anderen Erkrankungen wie Allergien oder Infektionen verwechselt werden, da sie nicht unbedingt die typischen Anzeichen eines Refluxes zeigen. Zudem können Symptome wie Halsschmerzen oder einen trockenen Rachen sowie Nasenrachen ebenfalls auftreten, was die Diagnose komplizieren kann.

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Diagnosemethoden für stillen Reflux

Die Diagnose von stillem Reflux kann herausfordernd sein, da die Symptome oft unspezifisch sind. Ein Facharzt, in der Regel ein HNO-Arzt oder Gastroenterologe, kann verschiedene Tests durchführen, um die Diagnose zu bestätigen. Dazu gehören ein 24-Stunden-pH-Metrie-Test, der die Säuremenge im Rachen misst, und eine Laryngoskopie, bei der der Arzt den Kehlkopf und die Stimme durch einen flexiblen Schlauch inspiziert. Auch eine sogenannte Impedanz-pH-Metrie kann zum Einsatz kommen, um sowohl Säure- als auch nicht-säurehaltige Reflux-Episoden zu erfassen. Eine weitere Methode ist es, dass man eine Ernährungsumstellung macht, die genau für den Stillen Reflux gilt. Sollten sich gleichzeitig die Beschwerden bessern, könnte man die Antwort indirekt bekommen.

 

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Behandlungsmöglichkeiten und Prävention

Die Behandlung von stillem Reflux erfordert oft eine Umstellung des gesamten Lebensstils – von der Ernährung bis hin zur Schlafposition. Gerade am Anfang kann das eine echte Herausforderung sein, da viele alltägliche Gewohnheiten auf den Prüfstand gestellt werden müssen: schnelles Essen zwischendurch, späte Abendessen oder ein Glas Wein am Abend sind ab sofort tabu. Stattdessen sollte man saure, fettige und scharfe Speisen sowie Kohlensäure vermeiden und darauf achten, mindestens drei Stunden vor dem Schlafen nichts mehr zu essen. Auch der geliebte Kaffee am Morgen ist verboten. Was erstmal nicht so schwer klingt, kann im Alltag anspruchsvoll werden – gerade wenn man seinen Kaffeekonsum auf Null runterschrauben muss oder man spät nach Hause kommt und sich dann nur mit einem Tee begnügen muss. Glücklicherweise gibt es sogar spezielle Teesorten, die bei Refluxproblemen helfen. Aber um abends nicht hungrig ins Bett zu gehen, ist es wichtig, tagsüber genug zu essen und die Kalorienzufuhr im Blick zu behalten. Apropos Schlafen: Auch die richtige Schlafposition spielt eine große Rolle. Online gibt es mittlerweile spezielle Kissen, die für Menschen mit Reflux und stillem Reflux entwickelt wurden. Die Pölster können helfen, die Symptome zu lindern. In vielen Fällen werden auch Medikamente wie Protonenpumpenhemmer (PPI) oder H2-Blocker eingesetzt, um die Säureproduktion im Magen zu verringern. Doch Achtung: Diese PPIs sind auf Dauer nicht besonders gut für den Körper. Die Knochengesundheit kann darunter leiden, und auch die Verdauung kann träge werden.

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Frühzeitige Erkennung ist entscheidend

Stiller Reflux wird oft unterschätzt, da seine Symptome leicht übersehen oder mit anderen Beschwerden verwechselt werden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind jedoch entscheidend, um langfristige Schäden an der Speiseröhre, den Atemwegen oder der Stimme zu vermeiden. Wenn du unter anhaltendem Husten, Halskratzen oder Heiserkeit leidest, solltest du einen Arzt aufsuchen, um eine genaue Diagnose zu erhalten. Wichtig ist jedoch, nicht in Panik zu verfallen – mit der richtigen Behandlung lassen sich die Symptome gut in den Griff bekommen. Je früher du die Anzeichen erkennst, desto einfacher ist die Kontrolle der Erkrankung.

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