Der Trend im Gesundheitswesen
Die Stammzellenkur ist ein Begriff, der in den letzten Jahren immer häufiger in der Beauty-Branche auftaucht, obwohl die Therapieform eigentlich aus der Medizin stammt. Die Behandlung mit Stammzellen wird nun als neue Anti-Aging-Methode angepriesen, doch was steckt hinter dem Trend und was sagt die Wissenschaft?
Die Macht der Zellen
Stammzellen sind die Grundlage für sämtliche Gewebe und spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Heilung unseres Körpers. Die Zellen, die unmittelbar nach der Befruchtung entstehen, besitzen die spezielle Fähigkeit, sich unbegrenzt zu vermehren und zu entwickeln. In der Haut sind es die sogenannten Keratinozyten, die aus Stammzellen hervorgehen und für die Bildung von Keratin verantwortlich sind. Ihre Qualität bestimmt die Regenerationsfähigkeit und damit auch die Erhaltung der Hauterneuerung. Aber nicht nur das: Auch die Wundheilung nach Verletzungen oder Operationen hängt stark von der Kraft der körpereigenen Zellen ab.
Die Anfänge der Stammzellenkur
Bei der Stammzellentherapie werden Stammzellen verwendet, die aus dem Knochenmark, dem Gewebe oder dem Blut des Patienten gewonnen werden. Diese körpereigenen Zellen werden dann in verschiedenen Formen eingesetzt, um die Regeneration von Gewebe zu fördern, die Elastizität der Haut zu verbessern oder sogar bestimmte Krankheiten zu behandeln. Der Durchbruch dieser Therapieform gelang dem japanischen Forscher Shinya Yamanaka, der sogar 2012 für seine Stammzellenforschung mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde. Er entdeckte, dass normale Hautzellen in sogenannte iPS-Zellen (induzierte pluripotente Stammzellen) umgewandelt werden können – wahre Alleskönner, die sich in jeden Zelltyp des Körpers verwandeln können. Seine Forschungsergebnisse zeigen, dass induzierte Stammzellen in der Medizin und der Medikamentenentwicklung neue Ansätze ermöglichen könnten. So ist es beispielsweise laut Yamanaka in Zukunft möglich, mit Hilfe der Stammzellentherapie aus körpereigenen Zellen voll funktionsfähige Organe herzustellen. Trotz intensiver Forschung ist der Einsatz von Stammzellen in vielen Bereichen der Medizin – abgesehen von der Behandlung von Gelenkentzündungen – noch nicht weit verbreitet, aber die Tendenz steigend. Doch in einem Gebiet ist diese Therapieform mehr als nur beliebt: in der Beautyindustrie.
Stammzellentherapie als Anti-Aging Revolution
Yamanakas Erkenntnisse eröffneten der Schönheitsindustrie vielversprechende Perspektiven: Das Team um den japanischen Wissenschaftler entwickelte ein Konzept, um erwachsene Stammzellen in ein jugendliches Stadium zurückzuversetzen. Damit war die Idee geboren, die Stammzellenbehandlung auch als eine Art der Gesichtsverjüngung zu nutzen. Die Forscher stellten fest, dass zwar die Anzahl der Stammzellen nicht weniger wird, doch das Energiepotenzial der Zellen mit der Zeit abnimmt. Wenn die wenigen Stammzellen also weniger Energie haben, verlangsamen sich so Reparatur-, Heilungs- und Regenerationsprozesse. Das führt wiederum dann zu den sichtbaren Alterungsprozessen der Haut wie Fältchen oder schlaffer Haut ohne Spannkraft.
Hautverjüngung durch PRP & Co
Der Prozess der Hautalterung beginnt schon ab dem 25. Lebensjahr. Der Grund dafür ist, dass die Anzahl der Fibroblastenzellen, die Bindegewebe und Kollagen produzieren, ab diesen Zeitpunkt jedes Jahr um 2% abnimmt. Die Stammzellenbehandlung soll diesen Prozess aufhalten: Ein behandelnder Arzt entnimmt mittels einer Biopsie ein kleines Stück Gewebe (meist hinter dem Ohr), aus dem im Labor innerhalb von 4-6 Wochen ein neuer Stamm von Fibroblastenzellen gezüchtet wird. Der Arzt injiziert diese neuen Zellen dann in die Bereiche, in denen die Zellen bereits weniger sind oder sogar abgestorben sind. Diese Behandlung wird insgesamt 3-mal wiederholt, mit einem Abstand von 30-45 Tagen zwischen den Sitzungen. Eine weitere Form der Stammzellentherapie wäre die Entnahme von Blut. Die sogenannte PRP-Methode (Platelet Rich Plasma) gewinnt durch das Blut des Patienten thrombozytenreiches Plasma, welches dann wieder in das betroffene Gewebe injiziert wird. Die Menge der Stammzellen ist hierbei jedoch etwas geringer. Der Vorteil dieser Anti-Aging Behandlungen: Da die verwendeten Stammzellen vom Patienten selbst stammen, gibt es keine allergischen Reaktionen oder Nebenwirkungen. Nachteilig sind die hohen Kosten und der Zeitaufwand.
Die Kraft der Pflanzen
Will man jedoch auf die leichtere Variante setzen, kann man auf Hautcremes setzen. In der Kosmetik werden pflanzliche Stammzellen in Form von Cremes und Seren in der Hautpflege eingesetzt. Sie sollen das Energiepotenzial der menschlichen Stammzellen stimulieren und so der Haut ihre jugendlichen Glow zurückgeben. Das Modehaus Dior, das seit vielen Jahren verschiedene Anti-Aging-Produkte weltweit vertreibt, ist sogar eine Partnerschaft mit der Universität Kyoto eingegangen, dem Ursprungsort der Stammzellenforschung. Es wird sich also in den nächsten Jahren zeigen, wie es weitergeht. Eines lässt sich auf jeden Fall sagen: Die Stammzellenforschung wird in den nächsten Jahren sowohl in der Anti-Aging-Therapie als auch in der Medizin immer mehr an Bedeutung gewinnen.