Disclaimer: Die Informationen in diesem Text dienen ausschließlich allgemeinen Bildungs- und Informationszwecken und ersetzen keinesfalls eine professionelle medizinische oder psychologische Beratung. Psychische Erkrankungen sind komplexe und individuelle Zustände, die einer professionellen Diagnose und Behandlung bedürfen.
Wenn körperliche Aktivität zur Obsession wird
Obwohl regelmäßige körperliche Aktivität viele gesundheitliche Vorteile hat, kann exzessives Sporttreiben zu ernsthaften Problemen führen. Sportsucht, auch bekannt als „exzessives Sportverhalten“ oder „Hyperkinetisches Syndrom“, ist eine Form der Verhaltenssucht, die durch einen zwanghaften Drang gekennzeichnet ist, intensiv und häufig zu trainieren. Obwohl nicht jeder dies als negativ betrachtet, kann Sportsucht ernste Folgen haben, oft verbunden mit unrealistischen Körperstandards und -bildern. Beispielsweise könnten Menschen im Kraftsport glauben, eine bestimmte Muskelmasse haben zu müssen, um akzeptiert zu werden. Andere könnten glauben, dass nur Schlanksein mit Gesundheit gleichzusetzen ist, was oft mit Essstörungen einhergeht. Wie erkennt man also, ob man an Sportsucht leidet, und was kann getan werden, um zu verhindern, dass der Sport zu einer Obsession wird?
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Wie erkennt man eine Sportsucht?
Jeder Mensch ist anders und braucht einen individuellen Trainingsplan. Was für dich eine regelmäßige Trainingsroutine darstellt, kann für jemand anderen möglicherweise zu intensiv oder langanhaltend sein. Doch wenn du eines dieser Anzeichen für eine Sportobsession bei dir bemerkst, solltest du in Betracht ziehen, deine Herangehensweise und dein Verhältnis zum Sport zu überdenken:
- Bist du gereizt, ängstlich oder schlecht gelaunt, wenn du nicht trainieren kannst?
- Hast du Schwierigkeiten oder bist du unfähig, das Training zu stoppen, auch wenn du eine Verletzung, Schmerzen oder andere körperliche Einschränkungen wie beispielsweise eine Erkältung hast?
- Gehst du trotz starker Müdigkeit zum x-ten Mal in der Woche trainieren, obwohl du dich nach Ruhe sehnst?
- Planst du deine Freizeit nur nach deinen sportlichen Aktivitäten und lässt dabei kaum Raum für andere Dinge?
- Führten deine Trainingsgewohnheiten zu negativen Auswirkungen auf deine Beziehungen, Finanzen oder deine Selbstpflegeroutine?
- Hast du Schwierigkeiten oder bist du unfähig, das Training trotz der negativen Konsequenzen wie starke Erschöpfung oder Muskelschmerzen zu stoppen?
- Bist du frustrierst, wenn du einmal nicht zum Sport kannst?
- Trainierst du so lange, bis du die erwünschten Kalorien wieder abgebaut hast?
- Rechnest du die Kalorien von deinem Essen auf die verbrannten Kalorien im Sport um?
- Hast du Schwierigkeiten, deine Bewegungsdränge zu kontrollieren, auch zu ungewöhnlichen Tageszeiten oder nach bereits erfolgtem Training?
- Hast du Arbeit, Schule oder andere Verantwortlichkeiten vernachlässigt, um zu trainieren?
- Fühlst du, dass Bewegung die einzige Möglichkeit ist, Stress und negative Emotionen zu bewältigen?
- Nimmst du aufpushende Getränke zu dir, um noch intensivier zu trainieren zu können, obwohl du sehr müde bist?
- Liegt der letzte „Rest Day“ schon Wochen zurück?
- Haben dich schon Menschen aus deinem Umfeld angesprochen, dass du wegen des Sports zu wenig Zeit für sie hast?
- Gehst du auch im lang ersehnten Urlaub jeden Tag ins Fitnesscenter?
Disclaimer: Die Fragen dienen nur zur Orientierung und ersetzen kein Arztgespräch.
Warum Sportsucht schlecht ist
Es ist wichtig, Sportsucht frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, da sie erhebliche negative Auswirkungen auf die körperliche und mentale Gesundheit haben kann. Übermäßiges Training erhöht das Verletzungsrisiko, wie Muskelzerrungen und Sehnenentzündungen, und beeinträchtigt die Regeneration des Körpers, was langfristige Schäden und Leistungseinbußen zur Folge haben kann. Zusätzlich kann Sportsucht zu psychischen Problemen wie Burnout, Angstzuständen, Depressionen und einer gestörten Selbstwahrnehmung führen, da die Fixierung auf Leistung und Körperbild übermäßig wird. Soziale Isolation und Beziehungsprobleme können ebenfalls auftreten, da man Beziehungen und andere Lebensbereiche oft zugunsten des Sports vernachlässigt.
Eine Sportobsession kann auch zum Übertrainingssyndrom führen, einer ernsten Komplikation. Das Syndrom kann zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit, chronischer Müdigkeit, Schlafstörungen und erhöhter Anfälligkeit für Krankheiten führen. Auch nach der Genesung kann es Monate oder sogar Jahre dauern, bis sich der Körper von den Auswirkungen des Übertrainings vollständig erholt hat.
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Besonders Frauen müssen aufpassen
Es gibt viele falsche und irreführende Informationen über Sport und Körperbild, oft sogar von deinen Vorbildern oder Personen, mit denen du trainierst. Insbesondere in den sozialen Medien verbreiten verschiedene Fitness-Influencer häufig falsche und manchmal sogar gesundheitsschädliche Informationen. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Personen oft keine lizenzierten Fitnesstrainer oder Ernährungsberater sind, und ihre Trainings- und Ernährungspläne bei dir zu anderen Ergebnissen führen können. Vor allem in Bezug auf die Häufigkeit der Trainingseinheiten und die Ernährung ist es wichtig, sich gut zu informieren, um Fehler und Übertraining zu vermeiden. Forscher empfehlen Anfängern, 2 bis 3 Mal pro Woche zu trainieren, für mäßig Fortgeschrittene 3 bis 4 Mal und für Fortgeschrittene 4 bis 5 Mal pro Woche. Ruhetage in die Trainingsroutine einzubauen ist laut Wissenschaftlern ein sehr wichtiger Faktor für sportliche Erfolge. Was die Ernährung betrifft, sollte man sich nach den eigenen Zielen richten. Das tägliche Berechnen von Kalorien kann jedoch langfristig zu Essstörungen und einem ungesunden Verhältnis zum Essen führen. Wenn das Ziel die Gewichtsreduktion ist, könnte ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft helfen. Dieser ist nicht nur beim Verbrennen von Kalorien hilfreich, sondern kann auch dazu beitragen, die Gedanken zu klären und zu entspannen. Dabei sollte man immer denken: Der Körper ist dein Wohlfühlort und er sollte genug Energie haben, um dich durch den Alltag zu tragen. Exzessiver Sport kann dauerhaft zu hohen Cortisolwerten, weniger Schlaf und starker Müdigkeit führen. Besonders für Frauen kann stundenlanges tägliches Training schädlich sein: Der Hormonhaushalt kann durcheinander geraten, die Regelblutung ausbleiben und so zu einem „Chaos im Körper“ führen.
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Sportsucht überwinden
Die Überwindung von Sportsucht erfordert, dass man das Problem bewusst anerkennt und bereit ist, professionelle Hilfe anzunehmen. Ein Trainingscoach kann dabei unterstützen, einen ausgewogenen Trainingsplan zu erstellen, der nicht zum Übertraining führt. Dieser Plan sollte ausreichende Ruhephasen und realistische Ziele beinhalten. Es ist wichtig, sich selbst Geduld und Selbstfürsorge zu gewähren und auf die Bedürfnisse des Körpers zu achten. Das Entdecken neuer Hobbys und Interessen, die einen erfüllen und ablenken, kann helfen, die eigene Identität nicht ausschließlich über den Sport zu definieren. Wenn man merkt, dass man die psychische Abhängigkeit vom Sport selbstständig nicht unter Kontrolle bringen kann, sollte man sich an einen Spezialisten für psychische Gesundheit wenden, der Erfahrung mit Verhaltenssucht hat. Eine Therapie kann helfen, die zugrunde liegenden Ursachen der Sportsucht zu identifizieren und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Vielleicht gibt es ja auch tiefergehende Gründe der Sportsucht als nur das Ziel, einen fitten Körper zu bekommen.
Triggerwarnung:
Dieser Artikel behandelt Themen wie Fettreduzierung und Gewichtsverlust, die potenziell für manche Menschen belastend sein können. Bitte denke daran, dass eine ausgewogene und vor allem ausreichende Ernährung wichtig ist, um gesund zu bleiben. Wenn du dich in einer schwierigen Phase hinsichtlich deiner Essgewohnheiten befindest, empfehlen wir, dich mit jemandem auszutauschen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.