Sonnenschutz und Endometriose: Stören UV-Filter den Hormonhaushalt?

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UV-Filter BP-3

Sonnenschutzmittel sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, denn sie schützen unsere Haut wirksam vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung. Sie helfen, das Risiko von Sonnenbrand, Hautalterung und Hautkrebs zu reduzieren. Doch hinter den scheinbar harmlosen Sonnencremes verbirgt sich eine Diskussion über die Sicherheit bestimmter Inhaltsstoffe, insbesondere Benzophenon-3 (BP-3). BP-3 ist ein zugelassener chemischer UV-Filter, der in vielen Sonnenschutzmitteln und kosmetischen Produkten verwendet wird, um die Haut vor UV-B- und UV-A-Strahlen zu schützen. Es absorbiert diese Strahlen und verhindert so ihre schädlichen Auswirkungen auf die Haut. Obwohl BP-3 auf den ersten Blick nur positive Eigenschaften zu haben scheint, sind in den letzten Jahren Bedenken hinsichtlich seiner potenziellen gesundheitlichen Risiken aufgekommen.

BP-3 in Sonnencremes

Eine umfassende Studie, unterstützt von internationalen regulatorischen Behörden, hat sich eingehend mit den potenziellen Auswirkungen von BP-3 in Sonnencremes beschäftigt. Dabei wurden verschiedene Aspekte untersucht, darunter die Konzentration von Benzophenon-3, seine Toxizität sowie Auswirkungen auf den Hormonhaushalt und mögliche gesundheitliche Folgen für den Menschen. Die Studie ergab, dass die Konzentration von BP-3 im Körper nach Anwendung handelsüblicher Sonnencremes, insbesondere wenn diese großflächig aufgetragen werden, hoch genug ist, um hormonelle Störungen zu verursachen. Weiterhin wurden negative Auswirkungen auf das Fortpflanzungssystem festgestellt, einschließlich veränderter Zykluslängen bei Frauen und Veränderungen im Gewebe der Fortpflanzungsorgane.

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Was sind endokrine Disruptoren?

Ein zentrales Anliegen in Bezug auf BP-3 ist seine Rolle als endokriner Disruptor. Diese chemischen Substanzen haben die Fähigkeit, die hormonellen Funktionen im Körper zu stören. Sie können die Produktion, Freisetzung, den Transport oder die Wirkung von Hormonen beeinflussen, was negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Diese Störungen können verschiedene biologische Prozesse wie die Organentwicklung, das Fortpflanzungssystem, den Stoffwechsel und das Immunsystem beeinträchtigen. Besonders beunruhigend ist ihre Fähigkeit, bereits in geringen Konzentrationen im Körper zu wirken und langfristige gesundheitliche Folgen zu verursachen.

Höheres Risiko für Endometriose

Studien haben gezeigt, dass BP-3 die Fähigkeit besitzt, Östrogen im Körper nachzuahmen oder zu blockieren, was potenziell zu hormonellen Veränderungen führen kann. Besonders besorgniserregend sind die möglichen Auswirkungen auf Frauen, da Forschungsergebnisse Benzophenon-3 mit einem erhöhten Risiko für Endometriose in Verbindung gebracht haben. Endometriose ist eine schmerzhafte chronische Erkrankung, bei der Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst, das normalerweise nur die Gebärmutter auskleidet. Dieses Gewebe reagiert auf die hormonellen Veränderungen des Menstruationszyklus, indem es verdickt, blutet und Entzündungen verursachen kann. Die Symptome variieren stark und umfassen starke Menstruationsschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Wasserlassen oder Stuhlgang sowie mögliche Unfruchtbarkeit.

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Männliche Fortpflanzungsgesundheit

BP-3 kann auch negative Auswirkungen auf die Fortpflanzungsgesundheit von Männern haben. Studien haben gezeigt, dass die östrogenähnlichen Effekte von BP-3 potenziell zu hormonellen Ungleichgewichten führen können, die die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder andere gesundheitliche Probleme verursachen könnten. Untersuchungen an Tieren haben gezeigt, dass BP-3 den Testosteronspiegel senken und die Spermiendichte verringern kann. Weitere Forschung ist jedoch notwendig, um die genauen Auswirkungen von BP-3 auf die Gesundheit von Männern zu bestätigen.

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Umweltschaden durch BP-3

Benzophenon-3 birgt nicht nur Gesundheitsrisiken für Menschen, sondern hat auch schwerwiegende Folgen für Korallenriffe weltweit. Besonders in stark touristisch genutzten Gebieten trägt BP-3 zum Bleichen der Korallen bei. Selbst kleine Mengen Sonnenschutzmittel, die ins Meer gelangen, können enorme Schäden verursachen. Jährlich gelangen mehr als 14.000 Tonnen Sonnenschutzmittel in die Ozeane, sei es durch direktes Schwimmen oder das Abwaschen in Badewannen und Duschen. Durch die Freisetzung in die Ozeane sind in der Karibik in den letzten 50 Jahren etwa 80 Prozent der Korallen verloren gegangen. Aufgrund der schädlichen Auswirkungen hat Hawaii Sonnenschutzmittel mit BP-3 verboten. Diese Chemikalie sammelt sich in Korallen an, verursacht Bleichen, schädigt die DNA und kann zum Absterben der Korallen führen. Auch marine Lebensformen wie Fische, Muscheln, Seeigel und Delfine sind von BP-3 betroffen, was zu Fruchtbarkeitsproblemen, Deformationen und anderen Gesundheitsschäden führt.

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Sichere Alternative

Eine sichere Alternative zu Sonnencremes mit BP-3 sind mineralische Sonnenschutzmittel, die Zinkoxid oder Titandioxid enthalten. Diese Inhaltsstoffe legen sich als physische Barriere auf die Haut, reflektieren UV-Strahlen und verhindern deren Aufnahme. Mineralische Sonnencremes gelten als sicherer, da sie weniger wahrscheinlich durch die Haut aufgenommen werden und keine endokrinen Disruptoren sind. Sie sind besonders gut für empfindliche Hauttypen geeignet, da sie weniger reizende chemische Inhaltsstoffe enthalten und seltener allergische Reaktionen oder Hautirritationen verursachen. Zudem sind sie umweltfreundlicher, da sie keine chemischen Filter enthalten, die Korallenriffe und marine Lebensräume gefährden könnten.

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