Wenn die Lust auf der Strecke bleibt
Lustlosigkeit, Schmerzen oder das Ausbleiben des Orgasmus – sexuelle Störungen betreffen Frauen wie Männer und können im Laufe des Lebens unerwartet auftreten. Was steckt dahinter, wenn die Gedanken an Intimität verblassen und das Verlangen nachlässt? Häufig sind psychische Belastungen, körperliche Beschwerden oder hormonelle Veränderungen die Ursache. Doch wer versteht, was den eigenen Körper und die Psyche beeinflusst, kann Wege finden, um die Freude an der Sexualität wieder aufleben zu lassen.
10 mögliche Ursachen
Um die Lust wiederzuerlangen, ist es wichtig, die Ursachen für den Libidoverlust herauszufinden. Es gibt verschiedene mögliche Gründe für eine geringe Libido, einige sind universell und unabhängig vom Geschlecht, andere können spezifisch für Männer oder Frauen sein. Wir haben die 10 häufigsten Ursachen zusammengestellt und geben Tipps, wie man dem Libidoverlust entgegenwirken kann.
1. Probleme in der Beziehung
Probleme in der Partnerschaft gehören zu den häufigsten Ursachen für Libidoverlust. Nach langer Zeit des Zusammenlebens kann eine gewisse Gewöhnung an den Partner eintreten, die sich negativ auf das sexuelle Verlangen auswirken kann. Auch ungelöste Konflikte in der Beziehung können zu einem stressbedingten Libidoverlust führen.
Das kannst du tun: Besuche mit deinem Partner eine Paartherapie. Das kann helfen, wiederkehrende Konflikte zu lösen und die Kommunikation mit deinem Partner zu erleichtern. Aber auch eine Einzeltherapie kann für dich sinnvoll sein, denn sie kann dir helfen, mit deinen Gefühlen in der Beziehung besser umzugehen.
2. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Bei Frauen können gynäkologische Beschwerden wie Vaginismus, Endometriose und Scheidentrockenheit das Lustempfinden beim Geschlechtsverkehr beeinträchtigen. Auch bei Männern können urologische Erkrankungen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen.
Das kannst du tun: Suche unbedingt die Hilfe von einem Facharzt auf. Als Frau solltest du dich an eine:n Gynäkolog:in und als Mann an eine:n Urologen:in wenden und dich über die Behandlungsmöglichkeiten informieren.
Mehr dazu: Schmerzhafter Sex: Was hilft wirklich bei Scheidentrockenheit?
3. Psychische Ursachen wie Depression, Belastung und Stress
Sexuelle Unlust ist oft psychisch bedingt. Ständige Belastung und Stress rauben viel Energie, was sich auch auf die Libido auswirken kann. Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, psychische Traumata, Persönlichkeitsstörungen und Zwangsstörungen können oft dazu führen, dass man keine Lust mehr auf Sex hat.
Das kannst du tun: Wenn du gerade mit psychischen Problemen zu kämpfen hast, solltest du dich nicht wegen deiner Libido unter Druck setzen. Deine psychische Gesundheit sollte für dich im Moment an erster Stelle stehen. Informiere dich deshalb über Hilfs- und Therapieangebote und nimm dir Zeit für deine Psyche. Aber auch regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung können gegen Stress helfen.
4. Unsicherheiten
Unsicherheiten durch den Partner, den Job oder unrealistische Schönheitsideale in sozialen Netzwerken können die Lust mindern. Um die Lust zu steigern, muss man sich attraktiv und wohl fühlen, daher können Unsicherheiten oft zu einem Libidoverlust führen.
Das kannst du tun: Um die eigene Verunsicherung zu beseitigen, probiere dein Leben aktiver zu gestalten. Treibe regelmäßig Sport, achte auf deine Gesundheit und trage Kleidung, in der du dich am schönsten und wohlsten fühlst. Bitte deinen Partner oder deine Partnerin, dir öfter Komplimente zu machen und kommuniziere offen mit ihm oder ihr, um dich davon zu überzeugen, dass er oder sie dich immer noch sehr attraktiv findet.
5. Hormonelle Verhütungsmittel
Bei Frauen können einige Verhütungsmittel die Libido erhöhen oder verringern. Zu den hormonellen Verhütungsmitteln gehören die kombinierte Antibabypille, die Gestagenpille (auch Minipille genannt), das Verhütungspflaster, der Vaginalring, das Verhütungsimplantat, die Dreimonatsspritze und die Hormonspirale. Natürlich kann der Libidoverlust in dieser Situation frustrierend sein, denn man hat sich für die Verhütungsmittel entschieden, um sicheren Geschlechtsverkehr haben zu können.
Das kannst du tun: Wenn du hormonelle Verhütungsmittel verwendest und diese eine Auswirkung auf deine Libido haben, solltest du mit deine:r Frauenärzt:in sprechen. Sie kann dir eine alternative Verhütungsmethode empfehlen, die deine Libido weniger beeinträchtigt.
6. Wechseljahre und Östrogenabfall
Während und nach den Wechseljahren können Veränderungen des Östrogen- und Testosteronspiegels die Lust auf Sex beeinflussen. Bei Frauen wirkt sich der Östrogenrückgang nicht nur auf die Libido aus, sondern reduziert auch die natürliche Scheidensekretion. Die Folge ist eine trockene Scheide, die beim Geschlechtsverkehr unangenehm und sogar schmerzhaft sein kann.
Das kannst du tun: Wenn du eine Frau bist und dein Östrogenspiegel sinkt, versuche, Lebensmittel in deine Ernährung aufzunehmen, die pflanzliche Östrogene enthalten. Dazu gehören Sojaprodukte wie Tofu und Sojamilch, Leinsamen, Knoblauch und Blütenpollen. Männer sollten vermehrt testosteronstimulierende Lebensmittel wie Eier, Kokosöl oder Rindfleisch essen.
Mehr dazu: Intimität nach 50: So kann Sex die Lebensqualität verbessern
7. Nach der Geburt
Es ist üblich, dass das sexuelle Verlangen nach der Geburt abnimmt, da der Östrogenspiegel sinkt. Vor allem Frauen, die eine schwere Geburt hinter sich haben, können eine verminderte Libido feststellen. In solchen Fällen kann der Geschlechtsverkehr auch schmerzhaft
Das kannst du tun: Entspanne dich und warte, bis dein Körper sich zur Gänze erholt hat. Intimität mit dem Partner muss nicht unbedingt körperlich sein. Wenn du deinem Partner immer wieder zeigst, dass du ihn liebst und ihm nahe sein willst, wird es keine Missverständnisse oder Unzufriedenheit in der Partnerschaft geben.
8. Du nimmst bestimmte Medikamente ein
Einige Medikamente können sich auf das sexuelle Verlangen auswirken, insbesondere die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), die häufig zur Behandlung von Depressionen verschrieben werden. Diese Medikamente können die Libido herabsetzen. Auch Kortikosteroide, Blutdrucksenker, Diuretika, Antipsychotika und andere Medikamente können das sexuelle Verlangen verringern.
Das kannst du tun: Wenn du vermutest, dass ein Medikament zu deiner Unlust führt, solltest du mit deine:r Ärzt:in darüber sprechen. Wenn du das Medikament nicht absetzen kannst, kannst du dich über alternative Medikamente informieren.
9. Übermäßiger Alkoholkonsum
Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einer Abnahme der Libido führen, da er den Testosteronspiegel senken Bei Männern, die zu viel Alkohol trinken, können Erektionsprobleme auftreten.
Das kannst du tun: Wenn du an einer Alkoholsucht leidest, wende dich an eine Beratungsstelle oder sprich mit deine:r Hausärzt:in darüber und informiere dich über Hilfsmöglichkeiten.
10. Krankheiten
Körperliche Erkrankungen beeinträchtigen das Wohlbefinden und wirken sich gleichzeitig auf die Libido aus. Zu den häufigsten Krankheiten, die sich auf die Libido auswirken, gehören: Diabetes, Herzkrankheiten, Schilddrüsenprobleme, Niereninsuffizienz und Leberzirrhose.
Das kannst du tun: Wenn du das Gefühl hast, dass deine Libido aus unerkannten gesundheitlichen Gründen leidet, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen, da dies ein Anzeichen für ein ernsthaftes Gesundheitsproblem sein könnte.
Mehr dazu: Boost für mehr Lust: Diese 7 Lebensmittel machen dich heiß
Zeit für Heilung und Unterstützung
Die Sorge um die Libido oder sexuelle Probleme ist verständlich. Libidoverlust ist jedoch ein weit verbreitetes Problem, das behandelt werden kann. Alleine wenn du seine Ursachen erkennen konntest, bist du einem besseren Verständnis deiner sexuellen Gesundheit und einem erfüllten Sexualleben einen Schritt nähergekommen.
Wenn du mit Libidoverlust zu kämpfen hast, sei geduldig und suche Unterstützung bei deinem Partner, eine:r Fachärzt:in oder einer Vertrauensperson. Du bist nicht allein, und es gibt Hilfe, um deine sexuelle Gesundheit wiederherzustellen.