Körperliche und Psychische Last
Lustlosigkeit, Schmerzen oder das Ausbleiben des Orgasmus – sexuelle Störungen betreffen sowohl Frauen als auch Männer und sind im Laufe des Lebens nicht ungewöhnlich. Diese Veränderungen können als störend empfunden werden, auch wenn sie natürlich sind. Charakteristisch für eine niedrige Libido ist, dass das Interesse an sexuellen Aktivitäten im Vergleich zu früher abnimmt. Die Betroffenen denken weniger an Sex, haben weniger sexuelle Fantasien und beteiligen sich seltener an intimen Begegnungen. Der Libidoverlust kann zu Spannungen in intimen Beziehungen führen, insbesondere wenn die Partner unterschiedliche Bedürfnisse haben. Der Libidoverlust hat jedoch oft nichts mit dem Willen oder Unwillen zu tun, Sex zu haben. Er hängt vielmehr mit der psychischen Verfassung und hormonellen Veränderungen zusammen. Eine Studie des International Journal of Impotence Research zeigt einen starken Zusammenhang zwischen dem Androgenspiegel und der Libido bei Frauen.
10 mögliche Ursachen
Um die Lust wiederzuerlangen, ist es wichtig, die Ursachen für den Libidoverlust herauszufinden. Es gibt verschiedene mögliche Gründe für eine geringe Libido, einige sind universell und unabhängig vom Geschlecht, andere können spezifisch für Männer oder Frauen sein. Wir haben die 10 häufigsten Ursachen zusammengestellt und geben Tipps, wie man dem Libidoverlust entgegenwirken kann.
- Probleme in der Beziehung: Probleme in der Partnerschaft gehören zu den häufigsten Ursachen für Libidoverlust. Nach langer Zeit des Zusammenlebens kann eine gewisse Gewöhnung an den Partner eintreten, die sich negativ auf das sexuelle Verlangen auswirken kann. Auch ungelöste Konflikte in der Beziehung können zu einem stressbedingten Libidoverlust führen.
Das kannst du tun: Besuche mit deinem Partner eine Paartherapie. Das kann helfen, wiederkehrende Konflikte zu lösen und die Kommunikation mit deinem Partner zu erleichtern. Aber auch eine Einzeltherapie kann für dich sinnvoll sein, denn sie kann dir helfen, mit deinen Gefühlen in der Beziehung besser umzugehen.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Bei Frauen können gynäkologische Beschwerden wie Vaginismus, Endometriose und Scheidentrockenheit das Lustempfinden beim Geschlechtsverkehr beeinträchtigen. Auch bei Männern können urologische Erkrankungen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen.
Das kannst du tun: Suche unbedingt die Hilfe von einem Facharzt auf. Als Frau solltest du dich an eine:n Gynäkolog:in und als Mann an eine:n Urologen:in wenden und dich über die Behandlungsmöglichkeiten informieren.
- Psychische Ursachen wie Depression, Belastung und Stress: Sexuelle Unlust ist oft psychisch bedingt. Ständige Belastung und Stress rauben viel Energie, was sich auch auf die Libido auswirken kann. Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, psychische Traumata, Persönlichkeitsstörungen und Zwangsstörungen können oft dazu führen, dass man keine Lust mehr auf Sex hat.
Das kannst du tun: Wenn du gerade mit psychischen Problemen zu kämpfen hast, solltest du dich nicht wegen deiner Libido unter Druck setzen. Deine psychische Gesundheit sollte für dich im Moment an erster Stelle stehen. Informiere dich deshalb über Hilfs- und Therapieangebote und nimm dir Zeit für deine Psyche. Aber auch regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung können gegen Stress helfen.
- Unsicherheiten: Unsicherheiten durch den Partner, den Job oder unrealistische Schönheitsideale in sozialen Netzwerken können die Lust mindern. Um die Lust zu steigern, muss man sich attraktiv und wohl fühlen, daher können Unsicherheiten oft zu einem Libidoverlust führen.
Das kannst du tun: Um die eigene Verunsicherung zu beseitigen, probiere dein Leben aktiver zu gestalten. Treibe regelmäßig Sport, achte auf deine Gesundheit und trage Kleidung, in der du dich am schönsten und wohlsten fühlst. Bitte deinen Partner oder deine Partnerin, dir öfter Komplimente zu machen und kommuniziere offen mit ihm oder ihr, um dich davon zu überzeugen, dass er oder sie dich immer noch sehr attraktiv findet.
- Hormonelle Verhütungsmittel: Bei Frauen können einige Verhütungsmittel die Libido erhöhen oder verringern. Zu den hormonellen Verhütungsmitteln gehören die kombinierte Antibabypille, die Gestagenpille (auch Minipille genannt), das Verhütungspflaster, der Vaginalring, das Verhütungsimplantat, die Dreimonatsspritze und die Hormonspirale. Natürlich kann der Libidoverlust in dieser Situation frustrierend sein, denn man hat sich für die Verhütungsmittel entschieden, um sicheren Geschlechtsverkehr haben zu können.
Das kannst du tun: Wenn du hormonelle Verhütungsmittel verwendest und diese eine Auswirkung auf deine Libido haben, solltest du mit deine:r Frauenärzt:in sprechen. Sie kann dir eine alternative Verhütungsmethode empfehlen, die deine Libido weniger beeinträchtigt.
- Wechseljahre und Östrogenabfall: Während und nach den Wechseljahren können Veränderungen des Östrogen- und Testosteronspiegels die Lust auf Sex beeinflussen. Bei Frauen wirkt sich der Östrogenrückgang nicht nur auf die Libido aus, sondern reduziert auch die natürliche Scheidensekretion. Die Folge ist eine trockene Scheide, die beim Geschlechtsverkehr unangenehm und sogar schmerzhaft sein kann.
Das kannst du tun: Wenn du eine Frau bist und dein Östrogenspiegel sinkt, versuche, Lebensmittel in deine Ernährung aufzunehmen, die pflanzliche Östrogene enthalten. Dazu gehören Sojaprodukte wie Tofu und Sojamilch, Leinsamen, Knoblauch und Blütenpollen. Männer sollten vermehrt testosteronstimulierende Lebensmittel wie Eier, Kokosöl oder Rindfleisch essen.
- Nach der Geburt: Es ist üblich, dass das sexuelle Verlangen nach der Geburt abnimmt, da der Östrogenspiegel sinkt. Vor allem Frauen, die eine schwere Geburt hinter sich haben, können eine verminderte Libido feststellen. In solchen Fällen kann der Geschlechtsverkehr auch schmerzhaft
Das kannst du tun: Entspanne dich und warte, bis dein Körper sich zur Gänze erholt hat. Intimität mit dem Partner muss nicht unbedingt körperlich sein. Wenn du deinem Partner immer wieder zeigst, dass du ihn liebst und ihm nahe sein willst, wird es keine Missverständnisse oder Unzufriedenheit in der Partnerschaft geben.
- Du nimmst bestimmte Medikamente ein: Einige Medikamente können sich auf das sexuelle Verlangen auswirken, insbesondere die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), die häufig zur Behandlung von Depressionen verschrieben werden. Diese Medikamente können die Libido herabsetzen. Auch Kortikosteroide, Blutdrucksenker, Diuretika, Antipsychotika und andere Medikamente können das sexuelle Verlangen verringern.
Das kannst du tun: Wenn du vermutest, dass ein Medikament zu deiner Unlust führt, solltest du mit deine:r Ärzt:in darüber sprechen. Wenn du das Medikament nicht absetzen kannst, kannst du dich über alternative Medikamente informieren.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einer Abnahme der Libido führen, da er den Testosteronspiegel senken Bei Männern, die zu viel Alkohol trinken, können Erektionsprobleme auftreten.
Das kannst du tun: Wenn du an einer Alkoholsucht leidest, wende dich an eine Beratungsstelle oder sprich mit deine:r Hausärzt:in darüber und informiere dich über Hilfsmöglichkeiten.
- Krankheiten: Körperliche Erkrankungen beeinträchtigen das Wohlbefinden und wirken sich gleichzeitig auf die Libido aus. Zu den häufigsten Krankheiten, die sich auf die Libido auswirken, gehören: Diabetes, Herzkrankheiten, Schilddrüsenprobleme, Niereninsuffizienz und Leberzirrhose.
Das kannst du tun: Wenn du das Gefühl hast, dass deine Libido aus unerkannten gesundheitlichen Gründen leidet, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen, da dies ein Anzeichen für ein ernsthaftes Gesundheitsproblem sein könnte.
Geduld und Verständnis
Die Sorge um die Libido oder sexuelle Probleme ist verständlich. Libidoverlust ist jedoch ein weit verbreitetes Problem, das behandelt werden kann. Alleine wenn du seine Ursachen erkennen konntest, bist du einem besseren Verständnis deiner sexuellen Gesundheit und einem erfüllten Sexualleben einen Schritt nähergekommen. Wenn du mit Libidoverlust zu kämpfen hast, sei geduldig und suche Unterstützung bei deinem Partner, einem Facharzt oder einer Vertrauensperson. Du bist nicht allein, und es gibt Hilfe, um deine sexuelle Gesundheit wiederherzustellen.