Schwitzen: Wann ist es gesund und ab wann ist es ungesund?

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Schweiß und die Gesundheit

In den warmen Sommermonaten, in der Sauna, bei intensiver körperlicher Betätigung oder in Stresssituationen ist es eine alltägliche Erfahrung: Der Körper beginnt zu schwitzen. Das ist zunächst nichts Negatives – im Gegenteil. Diese natürliche Reaktion dient der Wärmeregulation und schützt vor Überhitzung. Auch zur Körperreinigung soll das Schwitzen beitragen, was zur jahrhundertealten Saunakultur geführt hat. Wenn das Schwitzen jedoch übermäßig wird und ohne erkennbaren Grund auftritt, kann dies auf eine Störung hinweisen, die ärztliche Aufmerksamkeit erfordert. Doch wann ist Schwitzen gesund und wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

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Schweißdrüsen im Fokus

Der menschliche Körper verfügt über etwa drei Millionen Schweißdrüsen, die sich vor allem in den Achselhöhlen, im Gesicht sowie an den Handflächen und Fußsohlen befinden. Sie werden vom vegetativen Nervensystem gesteuert und reagieren auf Körpertemperatur, emotionale Reize und Nahrungsaufnahme. Obwohl Schweiß an sich geruchlos ist, kann er in Verbindung mit Hautbakterien einen unangenehmen Geruch verursachen. Aber keine Sorge, das ist normal und das Schwitzen ist für den Körper sogar notwendig, um den Körper fit zu halten und eine Überhitzung zu verhindern. Durch die Verdunstung des Schweißes auf der Haut wird überschüssige Wärme abgeführt, was besonders bei sportlicher Betätigung oder hohen Temperaturen wichtig ist. Dieses Schwitzen ist in der Regel gleichmäßig verteilt und hält sich in einem Rahmen, der bei Abkühlung des Körpers wieder abnimmt. Gesundes Schwitzen hilft auch, Giftstoffe aus dem Körper zu transportieren und die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Außerdem kann es ein Zeichen für einen gut funktionierenden Stoffwechsel und eine gute körperliche Verfassung sein.

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Ungesundes Schwitzen: Wenn die Regulation aus dem Gleichgewicht gerät

Ungesundes Schwitzen tritt auf, wenn die Schweißproduktion unangemessen hoch ist und in Situationen auftritt, die keine Temperaturregulation erfordern. Die sogenannte „Hyperhidrose“ ist eine Erkrankung, bei der Betroffene übermäßig schwitzen, oft ohne erkennbaren Grund. Dies kann an verschiedenen Körperstellen wie den Handflächen, Fußsohlen, unter den Achseln oder im Gesicht auftreten. Das übermäßige Schwitzen kann zu sozialen und beruflichen Einschränkungen führen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Es kann zudem das Risiko für Hautinfektionen und Entzündungen erhöhen, da die ständige Feuchtigkeit ein günstiges Milieu für Bakterien und Pilze bietet.

Hyperhidrose: Ursachen und Diagnostik

Die Ursachen von Hyperhidrose sind vielfältig und können sowohl primärer als auch sekundärer Natur sein. Primäre Hyperhidrose tritt häufig ohne erkennbare Ursache auf und beginnt meist in der Kindheit oder Jugend. Sie ist oft genetisch bedingt und zeigt sich in einer Überaktivität der Schweißdrüsen, die hauptsächlich durch das sympathische Nervensystem gesteuert werden. Diese Form der Hyperhidrose betrifft meist spezifische Körperbereiche wie Hände, Füße, Achseln und Gesicht. Sekundäre Hyperhidrose hingegen ist eine Folge anderer zugrunde liegender Erkrankungen oder Zustände. Dazu gehören hormonelle Störungen wie Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Wechseljahre, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Infektionskrankheiten, neurologische Erkrankungen oder der Gebrauch bestimmter Medikamente, wie Antidepressiva oder Blutdrucksenker. Bei sekundärer Hyperhidrose ist das Schwitzen meist generalisiert und betrifft den gesamten Körper.

Zur Diagnostik von Hyperhidrose wird zunächst eine ausführliche Anamnese durchgeführt, um die genaue Art, das Muster und den Beginn des Schwitzens zu verstehen. Eine körperliche Untersuchung folgt, bei der auf sichtbare Anzeichen von übermäßigem Schwitzen und Hautirritationen geachtet wird. Spezielle Tests, wie der Jod-Stärke-Test, können verwendet werden, um die genauen Stellen und die Intensität des Schwitzens zu identifizieren. Bluttests und bildgebende Verfahren können notwendig sein, um zugrunde liegende Krankheiten bei Verdacht auf sekundäre Hyperhidrose auszuschließen.

Maßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Hyperhidrose richtet sich nach der Ursache und der Schwere der Symptome. Zu den konservativen Maßnahmen gehören spezielle Antitranspirantien mit Aluminiumchlorid, die die Schweißdrüsen blockieren, sowie iontophoretische Verfahren, bei denen schwache elektrische Ströme zur Reduktion der Schweißproduktion eingesetzt werden. Eine weitere effektive Methode zur Behandlung der Hyperhidrose sind Injektionen mit Botulinumtoxin (Botox). Bei diesem Verfahren wird Botox in die betroffenen Schweißdrüsen injiziert, wodurch die Nervenimpulse blockiert werden, die die Schweißproduktion anregen. Diese Behandlung kann die Schweißproduktion erheblich reduzieren und die Wirkung hält in der Regel mehrere Monate an, bevor eine erneute Behandlung erforderlich ist. Bei starken Fällen können zudem chirurgische Methoden wie die Entfernung der Schweißdrüsen oder eine Sympathektomie in Betracht gezogen werden, bei der die Nerven, die das Schwitzen steuern, durchtrennt werden.

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Anhidrose und Hypohidrose

Neben der übermäßigen Schweißproduktion gibt es auch das gegenteilige Phänomen der „Anhidrose“, bei der gar kein Schweiß produziert wird, und der schwächeren Form „Hypohidrose“, bei der die Schweißproduktion vermindert ist. Hypohidrose bezeichnet eine verminderte Schweißproduktion, die zu einer unzureichenden Kühlung des Körpers führen kann, was besonders bei hoher körperlicher Belastung oder extremen Temperaturen gefährlich werde Anhidrose, das völlige Fehlen von kann. Schweiß, kann durch neurologische Störungen, Hauterkrankungen oder bestimmte Medikamente, wie Antidepressiva, verursacht werden. Weitere Faktoren können Rückenmarksverletzungen, Diabetes mellitus, schwere Hauterkrankungen und Lepra sein. Da die Zustände also auf Haut- oder Stoffwechselerkrankungen hinweisen können, sollten sie ärztlich abgeklärt werden, insbesondere wenn sie in Verbindung mit Anstrengung oder Hitze auftreten. Beide Krankheitsbilder sollten nicht unterschätzt werden: Mangelndes Schwitzen kann zu Hitzschlag und anderen hitzebedingten Erkrankungen führen, da der Körper nicht mehr in der Lage ist, sich effektiv abzukühlen.

Balance zwischen Gesundheit und Belastung finden

Schwitzen ist ein natürlicher Prozess, der in einem gesunden Maß viele Vorteile für den Körper hat. Doch wenn das Schwitzen übermäßig wird und den Alltag beeinträchtigt, spricht man von Hyperhidrose, die medizinische Aufmerksamkeit erfordert. Auch bei Hypohidrose und Anhidrose, die durch eine verminderte oder fehlende Schweißproduktion gekennzeichnet sind, ist Vorsicht geboten, da diese Zustände die thermoregulatorischen Fähigkeiten des Körpers beeinträchtigen. Durch eine sorgfältige Diagnostik und eine gezielte Behandlung kann Betroffenen geholfen werden, ihre Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es ist wichtig, die Balance zu finden und zwischen gesundem Schwitzen und einer behandlungsbedürftigen Störung zu unterscheiden, um ein gesundes und angenehmes Leben zu führen.

 

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