Schweiß und Falten: Beschleunigt zu viel Sport die Hautalterung?

Sport und Hautalterung

Intensiver Sport in der Kritik

Sport gilt als einer der Schlüssel zu einem gesunden, langen Leben. Bewegung hilft, den Kreislauf in Schwung zu halten, stärkt Muskeln und Knochen, fördert die Fettverbrennung und verbessert die geistige Gesundheit. Doch gerade in den letzten Jahren wird vermehrt eine Frage aufgeworfen: Kann zu viel Sport, insbesondere Ausdauersport, tatsächlich die Haut schneller altern lassen? Besonders in sozialen Medien taucht immer wieder der Begriff „Runner’s Face“ auf – das angeblich vorzeitige Altern des Gesichts durch intensives Laufen. Schweiß und starke körperliche Anstrengung werden oft als Ursachen für vorzeitige Faltenbildung und schlaffe Haut genannt. Aber ist das wirklich so?

Ist Sport gut für die Haut?

Zunächst sollte man sich klarmachen, dass Sport generell viele positive Auswirkungen auf den gesamten Körper hat – und auch auf die Haut. Regelmäßige Bewegung steigert die Durchblutung, was bedeutet, dass mehr Sauerstoff und Nährstoffe zu den Hautzellen transportiert werden. Dieser Prozess fördert die Regeneration und verleiht der Haut einen gesunden Glanz. Darüber hinaus hilft Sport dem Körper, Giftstoffe schneller loszuwerden, indem das lymphatische System angeregt wird. Ein weiteres wichtiges Element ist die Kollagenproduktion. Kollagen ist ein Strukturprotein, das der Haut Festigkeit und Elastizität verleiht. Mehrere Studien zeigen, dass Bewegung die Kollagensynthese unterstützen kann, was langfristig zu einer glatteren, widerstandsfähigeren Haut führen kann. Sport verbessert also den Zustand der Haut in vielerlei Hinsicht. Doch gibt es auch „zu viel“ des Guten?

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„Runner’s Face“ im Fokus auf Social Media

Der Begriff „Runner’s Face“ wurde durch ein virales TikTok-Video eines plastischen Chirurgen bekannt. Dr. Gerald Imber behauptet darin, dass es in Ordnung sei, mehrmals pro Woche ein paar Kilometer zu laufen. Aber Langstreckenlauf, so Imber, führe zu einem hageren, alten Aussehen, das manche als „‚Runner’s Face“ (Läufergesicht) bezeichnen. Hat Imber Recht? Die Theorie hinter „Runner’s Face“ besagt, dass die ständige Bewegung des Gesichts beim Laufen zusammen mit dem Verlust von Körperfett die Haut dehnt und so Falten und schlaffe Haut begünstigt. Obwohl dieser Glaube in den sozialen Medien weit verbreitet ist, gibt es wenig wissenschaftliche Beweise dafür, dass Laufen oder Ausdauersport direkt zu vorzeitiger Hautalterung führt. Tatsächlich betonen viele Dermatolog:innen, dass die Vorteile von Bewegung für die Haut die möglichen negativen Auswirkungen überwiegen. Dazu gehören die Verbesserung des Teints, die Förderung der Kollagenproduktion und die allgemeine Stärkung des Immunsystems, was sich ebenfalls positiv auf die Hautgesundheit auswirkt.

Der eigentliche Übeltäter hinter dem „Läufergesicht“ ist weniger das Laufen an sich, sondern vielmehr der häufige und ungeschützte Aufenthalt im Freien. Die UV-Strahlung der Sonne ist einer der Hauptfaktoren für die vorzeitige Hautalterung. Sie beschleunigt den Abbau von Kollagen und Elastin, was zu Falten, Pigmentflecken und schlaffer Haut führen kann. Diese negativen Effekte betreffen auch Sportler:innen anderer Outdoor-Sportarten. Doch wie sieht es bei Indoor-Sportarten aus? Können auch sie die Haut schneller altern lassen?

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Niedriger Körperfettanteil

Viele Profisportler:innen oder auch Hobbysportler:innen halten den eigenen Körperfettanteil konstant auf einem niedrigen Niveau. Während ein gesunder Körperfettanteil für eine strahlende Haut von Vorteil ist, hat ein extrem niedriger Fettanteil oft unerwünschte Folgen. Körperfett spielt eine wichtige Rolle bei der Feuchtigkeitsspeicherung der Haut – ist der Anteil zu gering, kann die Haut austrocknen und neigt eher zu Falten und feinen Linien. Außerdem beeinflusst das Körperfett die Hormonproduktion, die für die Gesundheit der Haut von entscheidender Bedeutung ist. Bei übermäßigem Training kann es zu einem Ungleichgewicht kommen, das die Elastizität der Haut beeinträchtigt und sie älter erscheinen lässt. Darüber hinaus führt ein drastischer Fettabbau häufig zu einem Verlust an Gesichtsfett, wodurch sich die Gesichtsstruktur verändert und die Gesichtszüge müde und eingefallen wirken. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bewegung, Ernährung und Entspannung ist daher unerlässlich, um die Haut frisch und jugendlich zu erhalten. Kurz gesagt: Ein Gleichgewicht zwischen Muskeln und Körperfett kann manchmal das Geheimnis einer strahlenden und gesunden Haut sein.

Kann Schweiß die Haut austrocknen?

Schweiß kann die Haut tatsächlich austrocknen, auch wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mag. Schweiß besteht zum größten Teil aus Wasser, aber auch aus Salzen, Harnstoff und anderen Mineralien. Wenn diese Salze auf der Hautoberfläche verbleiben, können sie der Haut zusätzlich Feuchtigkeit entziehen. Salz hat hygroskopische Eigenschaften, das heißt, es zieht Wasser an und bindet es. Das kann dazu führen, dass die äußeren Hautschichten austrocknen und die Haut im schlimmsten Fall rau und rissig wird. Hinzu kommt die Verdunstung. Schweiß kühlt den Körper, indem er auf der Hautoberfläche verdunstet. Bei diesem Verdunstungsprozess wird der Haut nicht nur Schweiß, sondern auch Feuchtigkeit entzogen, was zu trockener und schuppiger Haut führen kann. Das kann besonders problematisch sein, wenn nach dem Sport nicht geduscht wird und der Schweiß auf der Haut verbleibt.

Wird der Schweiß nicht rechtzeitig abgewaschen, kann er sich mit Schmutz und abgestorbenen Hautzellen vermischen und die Poren verstopfen. Die Folge: vermehrte Akne, Hautirritationen und Entzündungen. Auch eine langfristige Vernachlässigung der Hautreinigung nach dem Sport kann zu einer Verschlechterung des Hautbildes führen. Diese Entzündungen können die Haut empfindlicher machen und langfristig sogar das Erscheinungsbild von Falten beeinflussen.

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Beeinträchtigung der natürlichen Ölschicht

Schweiß kann auch die natürliche Ölschicht der Haut beeinträchtigen, die eine wichtige Rolle beim Schutz vor Feuchtigkeitsverlust und äußeren Einflüssen spielt. Der Talg schützt die Haut vor dem Austrocknen und hält sie geschmeidig. Starkes Schwitzen, vor allem in Verbindung mit häufigem Duschen nach dem Sport, kann jedoch dazu führen, dass diese Schutzbarriere verdünnt oder ganz entfernt wird. Dadurch verliert die Haut ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern, was zu Trockenheit, Spannungsgefühl und erhöhter Empfindlichkeit führt. Ohne den natürlichen Talg wird die Haut nicht nur trockener, sondern auch spröder und weniger elastisch, was die Entstehung feiner Linien und Falten begünstigen kann. Um es zu vermeiden, ist es wichtig, milde Reinigungsmittel zu verwenden und nach dem Duschen feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukte aufzutragen, um die Hautbarriere zu regenerieren.

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Schwimmsport und Hautgesundheit

Schwimmsport hat viele gesundheitliche Vorteile, kann aber negative Auswirkungen auf die Hautgesundheit haben. Chlor, das häufig zur Desinfektion in Schwimmbädern verwendet wird, kann die natürliche Barriere der Haut angreifen und zu Trockenheit, Reizungen und Juckreiz führen. Besonders empfindliche Hauttypen sind für diese Auswirkungen anfällig, da Chlor die Haut austrocknet und ihre Schutzfunktion beeinträchtigt. Außerdem kann der Kontakt mit Wasser, das in öffentlichen Bädern mit Bakterien oder Pilzen verunreinigt sein kann, zu Hautinfektionen führen. Schwimmer:innen sollten daher darauf achten, ihre Haut regelmäßig mit feuchtigkeitsspendenden Lotionen zu pflegen und unmittelbar nach dem Schwimmen zu duschen, um Chlorreste zu entfernen und die Haut zu beruhigen. Die Verwendung von wasserfesten, feuchtigkeitsspendenden Produkten kann ebenfalls dazu beitragen, die Hautbarriere zu stärken und den Feuchtigkeitsverlust zu minimieren.

@dermarkologist ♬ Better Off Alone – Alice DJ

Kraftsport und Kampfsportarten

Starke körperliche Anstrengung, wie sie beim Heben von Gewichten oder bei Kampfsportarten auftritt, führt häufig zu einer Anspannung der Gesichtsmuskeln, insbesondere im Stirnbereich, was das Risiko der Faltenbildung erhöhen kann. Wiederholtes Stirnrunzeln und andere Gesichtsausdrücke während des Trainings können langfristig die Elastizität der Haut beeinträchtigen und Fältchen verursachen. Darüber hinaus sind Kampfsportler häufig Verletzungen wie Hautabschürfungen, Prellungen oder Stößen ausgesetzt, die zu Entzündungen führen können. Diese Verletzungen können zu einer unregelmäßigen Hautbeschaffenheit führen, und die Heilung kann durch unzureichende Hautpflege verzögert werden. Um diese Auswirkungen auf die Haut so gering wie möglich zu halten, ist es daher wichtig, nach dem Training eine angemessene Hautpflege anzuwenden, die der Haut Feuchtigkeit zuführt und sie beruhigt, und gegebenenfalls die verletzten Stellen gut zu versorgen, um bleibende Schäden zu vermeiden.

Hautpflegetipps für Fitnessbegeisterte

Sport hat viele erstaunliche Vorteile für die Haut, aber Schweiß und andere Faktoren können einige dieser positiven Effekte beeinträchtigen. Hier einige Tipps, wie du deine Haut schützen und das Beste aus deinem Training herausholen kannst:

  1. Verwende Sonnenschutz: Trage mindestens 30 Minuten vor dem Laufen einen Breitband-Sonnenschutz mit SPF 30 oder höher auf, um deine Haut vor schädlicher UV-Strahlung zu schützen und Sonnenbrand sowie vorzeitige Hautalterung zu vermeiden.
  2. Vergiss die Sonnenbrille nicht: Schütze deine Augen und die empfindliche Haut um sie mit einer Sonnenbrille vor UV-Strahlen, um frühzeitige Faltenbildung zu verhindern.
  3. Bleib hydriert und iss ausgewogen: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung unterstützen die Hautelastizität und helfen, die Haut gesund und strahlend zu halten.
  4. Sorge für ausreichend Schlaf: 7 bis 9 Stunden Schlaf pro Nacht fördern die Regeneration deiner Haut und helfen, Anzeichen von Müdigkeit und Alterung zu reduzieren.
  5. Verzichte auf Make-up: Verzichte während des Trainings auf Make-up, um zu verhindern, dass Foundation die Poren verstopft und zu Hautunreinheiten führt.
  6. Desinfiziere geteilte Geräte: Verwende Desinfektionstücher für alle gemeinsam genutzten Geräte im Fitnessstudio, um das Risiko von Hautinfektionen durch Bakterien und Viren zu minimieren.
  7. Reinige deine Haut nach dem Training: Dusche nach dem Training oder verwende einen sanften Gesichtsreiniger, wie zum Beispiel Produkte mit Salicylsäure oder Glykolsäure, um Schweiß und überschüssige Öle zu entfernen, die die Poren verstopfen könnten. Diese Inhaltsstoffe helfen auch, Unreinheiten vorzubeugen und die Haut zu klären.
  8. Verwende feuchtigkeitsspendende Produkte: Trage vor dem Training eine leichte, nicht komedogene Feuchtigkeitscreme auf, um deine Haut zu hydratisieren und sie vor der austrocknenden Wirkung von Schweiß und Umwelteinflüssen zu schützen. Nach dem Sport solltest du eine reichhaltigere Feuchtigkeitscreme oder ein Serum verwenden, um die durch das Schwitzen verlorene Feuchtigkeit wieder aufzufüllen. Verwende am besten Produkte mit Inhaltsstoffen wie Hyaluronsäure oder Glycerin.

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