Veränderte Wahrnehmung bei werdenden Müttern
Während der Schwangerschaft scheint sich der Geruchssinn vieler Frauen zu verändern: Zahlreiche werdende Mütter behaupten, empfindlicher auf Gerüche zu reagieren als zuvor. Auch gewisse Stoffe wie Minze oder Chili werden anders wahrgenommen. Doch was sagt die Wissenschaft dazu?
Subjektive Empfindungen vs. Objektive Tests
Trotz subjektiver Empfindungen zeigen objektive Tests oft ein anderes Bild. Im Jahr 2022 untersuchten Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der University of Chicago den Geruchssinn bei schwangeren Frauen. Die umfassende Metaanalyse basierte mehr als ein Duzend Studien und verglich schwangere Frauen mit nicht-schwangeren Frauen. Überraschenderweise ergab die statistische Auswertung, dass die Schwangeren sogar etwas schlechter in der Geruchswahrnehmung abschnitten als nicht-schwangere Frauen.
Schwangerschaft beeinflusst bestimmte Hirnregionen
Die genauen neuronalen Veränderungen, die diesem Geruchsphänomen zugrunde liegen, sind derzeit Gegenstand intensiver Forschung. Es wird angenommen, dass eine Schwangerschaft die Funktionalität bestimmter Hirnregionen beeinflusst, die für die Verarbeitung von Geruchsreizen verantwortlich sind. Dazu zählen der piriforme Kortex, der Geruchsinformationen über Riechzellen in der Nasenschleimhaut und den Riechkolben erhält. Auch Teile des limbischen Systems wie die Amygdala und der Hippocampus, die Emotionen und Erinnerungen steuern, sind dabei inkludiert.
Schmutzmechanismus vor Stress
Die Schwangerschaft beeinflusst jedoch nicht nur die Wahrnehmung von alltäglichen Gerüchen. Interessanterweise reagieren schwangere Frauen auch anders auf bestimmte Substanzen, die normalerweise ein stechendes Gefühl auslösen. Im Vergleich zu nicht Schwangeren reagieren werdende Mütter weniger empfindlich auf Chili, Eukalyptus oder Minze. Solche Reize, die den Trigeminusnerv aktivieren, empfinden sie als weniger schmerzhaft. Das deutet darauf hin, dass die Schwangerschaft die Reaktion des Körpers auf bestimmte Reize verändern kann, möglicherweise als Schutzmechanismus vor Stress.