Vorsätze mit Hindernissen
Obwohl uns spätestens die Corona-Pandemie gezeigt hat, wie wichtig unsere Lungengesundheit ist, rauchen nach wie vor viele Menschen. Der Trend geht zwar immer mehr in Richtung Nichtrauchen – man denke nur an das Rauchverbot in Restaurants und Co. – doch immer noch hängen laut Statistik Austria rund 20,6 Prozent der Österreicher:innen täglich an der Zigarette.
Davon aber versucht auch etwa ein Drittel der Raucher regelmäßig aufzuhören – mit mäßigem Erfolg. Meist ist das neue Jahr dabei ein Motivationsstart. An Neujahr kommen bei vielen Menschen die guten alten Vorsätze – ganz oben auf der Liste: endlich mit dem Rauchen aufhören. Doch nur wenige schaffen es und die Realität sieht oft anders aus – spätestens beim nächsten Fortgehen greifen (Ex)-Raucher zur Zigarette.
Doch warum fällt es so schwer, mit dem Rauchen Schluss zu machen? Liegt es wirklich nur am Willen und an den Verlockungen oder steckt vielleicht mehr dahinter?
Wir haben bei Genforscher und Molekularbiologen Dr. Daniel Wallerstorfer nachgefragt, wie unsere Gene das Suchtverhalten beeinflussen und warum der Rauchstopp für manche ein fast unmögliches Ziel zu sein scheint.
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Warum manche Menschen schneller in die Nikotinfalle tappen
Schuld am Misslungenen Rauchstopp ist der sogenannte „Nikotin- oder Gute-Laune-Rezeptor“ erklärt Dr. Wallerstorfer. Dieser Rezeptor besteht aus verschiedenen Genen wie Alpha 3, Alpha 5 und Beta 3. Sie beeinflussen, wie stark unser Körper auf Nikotin reagiert: Während es bei einigen Menschen Schwindel oder Übelkeit auslöst, sorgt es bei anderen für intensive Glücksmomente. Das Problem? Je intensiver das Glücksgefühl, desto schneller wird man abhängig.
Menschen mit einer ungünstigen Genvariante haben es besonders schwer: Sie kämpfen länger mit Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, Schlaflosigkeit oder Heisshungerattacken.
“Ob jemand nach einer Zigarette sofort mehr will oder wochenlang keine Gedanken daran verschwendet, ist individuell und stark genetisch beeinflusst”, so Dr. Wallerstorfer. Das erklärt, warum der Rauchstopp für manche ein Marathon und für andere nur ein kleiner Schritt ist.
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Dopamin und Stress: Warum der Entzug so hart sein kann
Nikotin liefert schnelle Entspannung, besonders in stressigen Situationen. Das liegt daran, dass Nikotin die Ausschüttung von Dopamin ankurbelt – dem Botenstoff für Glücksgefühle. Das Gehirn gewöhnt sich an diesen Effekt und verlangt in Stressmomenten immer wieder danach.
Dr. Wallerstorfer ergänzt: “Nikotin schafft ein künstliches Hoch, das der Körper als Lösung abspeichert.”
Doch nicht jeder hat es gleich schwer: Etwa 15 Prozent der Menschen tragen eine besondere Variante des COMT-Gens, die den Abbau von Dopamin verlangsamt. Was zunächst positiv klingt, wird beim Rauchstopp zum Nachteil: Der plötzliche Dopamin-Abfall fühlt sich für diese Menschen besonders heftig an.
Schlafprobleme, Nervosität und Schweißausbrüche treten bei ihnen stärker auf.
“Mit der Zeit lernt unser Hirn, die ‚gute Laune‘ und das Wohlbefinden wieder aus eigener Kraft zu erzeugen. Auch die Stressregulation kann dann wieder ihren natürlichen Lauf nehmen.“, so der Genforscher.
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Rauchstopp für jeden sinnvoll: Krebsrisiko steigt immens
Rauchen ist gesundheitlich ein Risiko – für jeden. Raucher sind laut Wallersdorfer im Durchschnitt viermal häufiger von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen, und erkranken 13-mal häufiger an Lungenkrankheiten und 23-mal häufiger an Lungenkrebs.
Doch die genetische Veranlagung macht auch hier den Unterschied. Laut Wallerstorfer haben manche Menschen Genvarianten, die es dem Körper schwerer machen, DNA-Schäden zu reparieren. Ein Beispiel dafür ist das Tumorsuppressorgen TP53.
Ein weiteres Risiko tragen Menschen mit Varianten des Gens CYP1A1. Dieses Gen sorgt dafür, dass krebserregende Stoffe aus Zigaretten schneller im Körper entstehen.
“Während einige Menschen genetisch widerstandsfähiger sind, tragen andere ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Für sie ist es besonders wichtig, gar nicht erst zur Zigarette zu greifen”, warnt Dr. Wallerstorfer.
In unserem Video spricht der Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie der Klinik Floridsdorf und Leiter des KLI LFPO, darüber, wie schädlich Rauchen ist und wie man sein Lungenkrebsrisiko senken kann:
Genanalysen: Wissen, was hilft
Wer ernsthaft mit dem Rauchen aufhören will, sollte seine individuellen Voraussetzungen kennen. Eine moderne Genanalyse, wie sie beispielsweise von NovoDaily angeboten wird, kann Aufschluss darüber geben, wie effektiv der Körper Schadstoffe aus Zigaretten entgiftet.
Trägt jemand Gendefekte in den CYP1A1- oder CYP1B1-Genen, werden die Schadstoffe schneller zu krebserregenden Substanzen umgewandelt – ein klarer Hinweis darauf, dass ein Rauchstopp besonders wichtig ist. Dr. Wallerstorfer empfiehlt: “Wer sein genetisches Risiko kennt, kann gezielt handeln.”
Neben dem Wissen um die Gene helfen Rauchstopp-Apps, psychotherapeutische Unterstützung, Selbsthilfegruppen und eine gesunde Ernährung dabei, den Entzug zu erleichtern. Ein gesunder Lebensstil sowie realistische Ziele fördern das Wohlbefinden und reduzieren das Verlangen nach Nikotin.
Rauchfrei – so kann der Plan auch durchgezogen werden
Der Vorsatz, rauchfrei zu leben, ist ein wichtiger Schritt – und das Wissen um die eigenen Gene kann dabei zusätzlich helfen, ihn erfolgreicher umzusetzen.
Mit einer Genanalyse, Geduld und den richtigen Unterstützungsangeboten kann der Rauchstopp gelingen. Dr. Wallerstorfer bringt es auf den Punkt: “Rauchen ist für niemanden gesund. Wer seine Risiken kennt, hat jedoch die Chance, bewusst zu handeln und dauerhaft rauchfrei zu bleiben.“ Ein rauchfreies Leben ist möglich – und mit dem richtigen Wissen leichter zu erreichen.
Dr. Daniel Wallerstorfer, Molekularbiologe und Biotechnologe