Neue Studie: Wirkt Radfahren wie Antidepressiva?

istock / Zorica Nastasic

Einfache Veränderung mit großer Wirkung

Wer hätte gedacht, dass der Weg zur Arbeit auf zwei Rädern nicht nur unsere CO₂-Bilanz verbessert, sondern auch wie ein Wellnessprogramm für die Seele wirkt? Statt im überfüllten Bus zu sitzen oder im Stau zu stehen, können wir die frische Luft und die Freiheit genießen – und gleichzeitig etwas für unsere Psyche tun. Eine neue Studie der Universität Edinburgh zeigt, dass das tägliche Pendeln mit dem Fahrrad nicht nur den Stresspegel senkt, sondern auch die allgemeine Lebensqualität verbessert. Mit dem Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober wird Radfahren zum perfekten Geheimtipp für alle, die nach einem gesünderen und glücklicheren Lebensstil streben. Doch wie genau kann sich diese einfache Veränderung auf dem Weg zur Arbeit so positiv auf unsere Psyche auswirken?

Fahrradfahren: Der unterschätzte Glücklichmacher

Radfahren ist der wohl am meisten unterschätzte Glücksfaktor im Alltag. In einer von Stress und Hektik geprägten Welt kann das tägliche Pendeln mit dem Fahrrad wahre Wunder wirken. Es bietet nicht nur eine effektive Möglichkeit, dem Alltagsstress zu entfliehen, sondern sorgt auch für die richtige Dosis Bewegung, um Körper und Geist im Gleichgewicht zu halten. Laut Dr. Piero Lercher, Sport- und Umweltmediziner der Österreichischen Ärztekammer, ist Radfahren mehr als nur ein Fortbewegungsmittel – es ist eine Möglichkeit, sich täglich zu bewegen und gleichzeitig die eigene psychische Gesundheit zu stärken. Während andere gestresst im Stau stehen oder in überfüllten Verkehrsmitteln die Zeit totschlagen, bietet das Radfahren eine willkommene Auszeit – eine einfache, aber effektive Art, sich täglich eine Portion Glück zu sichern.

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Studie: Radfahren ist ein echter Antidepressiva

Die Studie der Universität Edinburgh, die fast 400.000 Menschen aus den Städten Edinburgh und Glasgow über einen Zeitraum von fünf Jahren begleitete, liefert eindrucksvolle Erkenntnisse über die positiven Auswirkungen des Radfahrens auf die psychische Gesundheit. Die Ergebnisse sind eindeutig: Menschen, die regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhren, hatten deutlich weniger psychische Probleme als ihre autofahrenden oder zu Fuß gehenden Kolleg:innen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen Antidepressiva verschrieben wurden, sank um beachtliche 15 Prozent. Dieser Rückgang ist nicht nur eine Zahl auf dem Papier, sondern spiegelt eine tiefgreifende Veränderung des psychischen Wohlbefindens wider, die mit der täglichen Bewegung auf dem Fahrrad einhergeht. Besonders auffällig ist, dass die positiven Effekte bei Frauen noch ausgeprägter waren, was darauf hindeutet, dass Frauen möglicherweise stärker von den stressreduzierenden und stimmungsaufhellenden Effekten des Radfahrens profitieren. Radfahren integriert Bewegung in den Alltag, steigert die körperliche Fitness und senkt gleichzeitig das Risiko psychischer Erkrankungen, was es zu einem unschätzbaren Bestandteil eines gesunden Lebensstils macht. Durch die Wahl des Fahrrads als bevorzugtes Verkehrsmittel schaffen die Menschen nicht nur positive Auswirkungen auf ihre eigene Gesundheit, sondern fördern auch ein insgesamt gesünderes und glücklicheres Lebensumfeld.

Die positiven Effekte bei Frauen sind besonders ausgeprägt
Die positiven Effekte bei Frauen sind besonders ausgeprägt

Was genau macht Radfahren so entspannend?

Aber warum hilft gerade Radfahren so gut gegen den täglichen Stress? Hier ein paar einfache Gründe, warum der Drahtesel für dein Wohlbefinden Gold wert ist:

  1. Bewegung als Stresskiller: Schon 30 Minuten Radfahren am Tag helfen, überschüssige Energie und Anspannung abzubauen. Du bist ständig in Bewegung, dein Körper wird gefordert, aber nicht überlastet – genau die richtige Mischung, um das Stressniveau runterzufahren.
  2. Endorphin-Boost: Wenn du dich körperlich anstrengst, schüttet dein Körper Endorphine aus – die berühmten Glückshormone. Und wer braucht nicht etwas mehr gute Laune im Alltag?
  3. Fokus auf den Moment: Radfahren erfordert Konzentration. Du musst den Verkehr im Auge behalten, dich auf deine Umgebung einstellen. Dadurch bleiben weniger Kapazitäten übrig, um über die stressigen Dinge des Tages nachzudenken – Achtsamkeit im besten Sinne.
  4. Frische Luft & Natur: Auch wenn du nicht durch den Wald radelst, ist der Kontakt mit frischer Luft und der Umgebung ein echter Mental-Booster. Selbst in der Stadt bedeutet Radfahren Freiheit und Bewegung, weit weg von stickigen Büros oder Wohnungen.
  5. Der perfekte Break: Das Radfahren zur Arbeit lässt sich fast schon als mentale Pause nutzen. Morgens bereitest du dich auf den Tag vor, abends fährst du den Stress runter. Du schaffst dir ganz automatisch feste Pausen – ohne dafür Zeit im Kalender blocken zu müssen.
  6. Besser schlafen: Und dann wäre da noch der Schlaf. Wer regelmäßig in die Pedale tritt, verbessert nachweislich seine Schlafqualität. Und wie wir alle wissen: Ein guter Schlaf ist der Schlüssel für weniger Stress und ein fitteres Hirn.

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Radfahren attraktiver gestalten

Radfahren tut gut, keine Frage, aber damit möglichst viele Menschen von den gesundheitlichen Vorteilen profitieren können, braucht es eine durchdachte Infrastruktur. In Wien wird daher laufend an der Verbesserung der Radwege und der Bereitstellung von sicheren Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gearbeitet. Martin Blum, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Wien, betont: „Unser Ziel ist es, Radfahren für alle so einfach wie möglich zu machen.“ Dazu gehört nicht nur der Ausbau von Radwegen, die sicher und gut vernetzt sind, sondern auch die Schaffung von ausreichend Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der Stadt. Wenn Radfahrer:innen auf ihrem Weg sichere und bequeme Abstellmöglichkeiten vorfinden, ist das ein wichtiger Anreiz, das Fahrrad auch tatsächlich zu nutzen.

Aber nicht nur die Städte sind gefordert – auch Unternehmen können ihren Teil dazu beitragen, das Radfahren attraktiver zu machen. Ein sicherer Fahrradabstellplatz oder auch Duschmöglichkeiten im Büro können entscheidende Faktoren sein, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren, den Arbeitsweg auf zwei Rädern zurückzulegen. Die Initiative „Österreich radelt“ spielt hier eine zentrale Rolle, indem sie sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen dazu anregt, vermehrt das Fahrrad zu nutzen. Unternehmen, die Anreize wie Fahrradabstellplätze, Prämien für Radfahrerinnen und Radfahrer oder gemeinsame Radtouren anbieten, schaffen ein positives Umfeld, das nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter:innen fördert, sondern auch das Betriebsklima verbessert. So wird Radfahren nicht nur zu einer individuellen Entscheidung, sondern zu einer gemeinschaftlichen Initiative, die zur Verbesserung der Lebensqualität in Städten beiträgt.

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