Okra-Wasser: Was steckt hinter dem schleimigen TikTok-Hype?

Welche gesundheitlichen Vorteile bietet Okra-Wasser?

Okra-Wasser: Nur ein Hype?

Zitronenwasser ist längst als der ultimative Detox-Drink bekannt, und Gurkenwasser findest du fast in jedem Spa. Auch der Trendgetränk Aloe Vera gilt als gesunder Durstlöscher. Immer wieder tauchen neue Getränke auf, die mit gesundheitlichen Vorteilen werben. Jetzt ist Okra-Wasser dran. Vielleicht kennst du Okra als das grüne, schleimige Gemüse, das oft in afrikanischen oder asiatischen Gerichten verwendet wird.

Die Idee, daraus ein Getränk zu machen, klingt zunächst ungewöhnlich. Doch dieses schleimige Wasser erlangt derzeit auf TikTok immer mehr Aufmerksamkeit und wird als „das nächste große Ding für deine Gesundheit“ gefeiert. Aber ist Okra-Wasser wirklich so gesund, wie behauptet wird, oder handelt es sich nur um einen weiteren Trend, der mehr verspricht, als er halten kann?

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Was ist Okra überhaupt?

Okra, auch als „Lady’s Finger“ bekannt, ist ein außergewöhnliches Gemüse, das in vielen Teilen der Welt, besonders in der afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Küche, eine wichtige Rolle spielt.

Die langen, grünen Schoten haben nicht nur eine unverwechselbare, leicht schleimige Textur, sondern sind auch wahre Nährstoffbomben. Sie stecken voller Ballaststoffe, Vitamine wie C, A und K sowie Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium.

Was Okra besonders auszeichnet, ist der hohe Gehalt an Folsäure – eine essentielle Substanz für Zellwachstum und Gewebeentwicklung. In der Küche wird Okra oft als dicke Zutat in Eintöpfen, Currys oder sogar in frittierten Varianten verwendet, wo sie nicht nur eine besondere Textur, sondern auch einen leicht süßlichen Geschmack verleiht.

Zubereitung von Okra-Wasser

Okra-Wasser ist ein einfach zuzubereitendes Getränk, das sich leicht in den eigenen vier Wänden herstellen lässt. Dafür schneidest du ein paar frische Okra-Schoten in der Mitte durch und legst sie in ein Glas Wasser, das du über Nacht stehen lässt. Am nächsten Morgen siebst du das Wasser ab, und schon hast du dein Okra-Wasser.

Der Prozess ist denkbar simpel, doch die Idee, aus Okra ein Getränk zu machen, mag für viele zunächst ungewöhnlich wirken. Was passiert dabei? Durch das Einweichen der Okra gibt das Gemüse seine natürlichen Fasern und Schleimstoffe an das Wasser ab, was dem Getränk eine leicht dickflüssige Konsistenz verleiht.

Der „Schleim“, der beim Einweichen entsteht, wird oft als entscheidend für die gesundheitlichen Vorteile angesehen – angeblich sollen die enthaltenen Fasern und Nährstoffe das Verdauungssystem unterstützen und den Körper mit wertvollen Stoffen versorgen.

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Warum trinkt man Okra-Wasser?

Die Liste der angeblichen Vorteile von Okra-Wasser liest sich beeindruckend: Es soll den Appetit zügeln, die Cholesterinwerte verbessern, den Blutzucker regulieren und sogar die Leberfunktion unterstützen. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein, oder?

Tatsächlich gibt es einige Studien, die zumindest vielversprechende Hinweise liefern. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 zeigte, dass Okra-Wasser bei diabetischen Ratten den Blutzucker und Entzündungsmarker senken konnte. Eine andere Studie fand bei Menschen neben einer Senkung des Blutzuckers auch eine Verbesserung des Cholesterinspiegels.

Doch so vielversprechend das klingt, ist Vorsicht geboten: Die wissenschaftliche Grundlage für diese Behauptungen ist bislang begrenzt. Es gibt schlicht nicht genug aussagekräftige Studien, um Okra-Wasser als Allheilmittel zu betrachten.

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Okra-Wasser: Ein hilfreicher Begleiter in der Schwangerschaft

Okra-Wasser kann in der Schwangerschaft eine nützliche Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung sein. Die enthaltenen Polysaccharide – verantwortlich für die schleimige Konsistenz – können den Magen-Darm-Trakt beruhigen, was bei typischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Sodbrennen oder Verstopfung hilfreich ist.

Zudem liefert Okra-Wasser wichtige Nährstoffe wie Folsäure, die essenziell für die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems deines Babys ist.

Durch seinen hohen Gehalt an Antioxidantien und Vitamin C stärkt es dein Immunsystem, während das enthaltene Eisen die Blutbildung unterstützt und so Anämie vorbeugen kann – ein häufiges Problem während der Schwangerschaft. Wichtig ist jedoch, es in Maßen zu konsumieren und bei Unsicherheiten deinen Arzt zu konsultieren.

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Kann Okra die Geburt erleichtern?

In vielen Kulturen gilt Okra als wertvolles Hilfsmittel während der Schwangerschaft, insbesondere wenn es im letzten Trimester verzehrt wird. Der Grund? Die schleimigen Inhaltsstoffe, die sogenannte Mucilage, können beruhigend auf den Körper wirken, die Darmgesundheit unterstützen und möglicherweise sogar die Elastizität von Geweben wie der Vaginalwand fördern.

Frauen und gebärende Menschen aus afro-karibischen, westafrikanischen und südamerikanischen Traditionen berichten oft, dass der Konsum von Okra dazu beiträgt, die Geburt zu erleichtern – insbesondere während der zweiten Wehenphase. Sie glauben, dass Okra durch seine Eigenschaften den Geburtskanal geschmeidiger machen und so das „Herausgleiten“ des Babys fördern kann.

Auch wenn solche Berichte vor allem auf Erfahrungen beruhen und wissenschaftlich nicht eindeutig belegt sind, spricht nichts dagegen, die ernährungsphysiologischen Vorteile von Okra zu nutzen. Ihre Inhaltsstoffe können den Körper kräftigen, ihn auf die Geburt vorbereiten und auch die Regeneration nach der Entbindung unterstützen.

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Schmeckt das überhaupt?

Jetzt mal ehrlich: Wie schmeckt Okra-Wasser? Die kurze Antwort: gewöhnungsbedürftig. Man muss es sich wie Wasser mit einer extra schleimigen Note vorstellen. Dazu kommt ein dezenter Gemüsegeschmack – weniger als zum Beispiel Brokkoli, aber auch nicht gerade wie ein tropischer Fruchtcocktail.

Wenn du bereits Chia-Pudding, Aloe-Vera-Drinks oder Kombucha magst, kommst du vielleicht damit klar. Bist du aber an weniger gesunde Getränke gewöhnt, könnte der erste Schluck für dich eine Herausforderung sein.

Wie gesund ist Okra-Wasser wirklich?

Okra ist ein echtes Superfood: Sie ist reich an Ballaststoffen, Vitamin C, Folsäure und Antioxidantien, die viele gesundheitliche Vorteile bieten. Das Problem bei Okra-Wasser? Viele dieser Nährstoffe bleiben in der Schote und gehen beim Einweichen nicht vollständig ins Wasser über.

Das bedeutet, dass du beim Trinken von Okra-Wasser nur einen Bruchteil der möglichen gesundheitlichen Vorteile aufnimmst. Der Großteil der wertvollen Inhaltsstoffe bleibt in der Schote zurück. Wenn du die Okra direkt isst, profitierst du deutlich mehr von ihren Nährstoffen.

Kann Okra-Wasser auch schaden?

Okra-Wasser ist nicht ganz ohne Risiko – vor allem für Menschen mit empfindlichem Verdauungssystem. Wenn du unter Reizdarmsyndrom (IBS) oder entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) leidest, könnten die Ballaststoffe und die schleimige Textur von Okra-Wasser deine Verdauung eher belasten als unterstützen.

Außerdem enthält Okra Vitamin K, was bei der Einnahme von Blutverdünnern problematisch sein kann. Wenn du solche Medikamente einnimmst, ist es ratsam, vorher mit deine:r Ärzt:in zu sprechen, bevor du Okra in deine Ernährung aufnimmst.

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Ganze Schote statt Getränk

Wenn du die vollen Nährstoffe von Okra nutzen möchtest, ist es viel sinnvoller, die ganze Schote zu essen, anstatt nur das Wasser zu trinken. Ob gegrillt, gebraten oder im Curry – auf diese Weise nimmst du die meisten Vitamine, Ballaststoffe und Antioxidantien auf, die Okra zu bieten hat.

Denn im Okra-Wasser landen nur ein Bruchteil der wertvollen Nährstoffe. Es ist ähnlich wie bei einer Orange: Wenn du nur den Saft trinkst und die Schale wegwirfst, entgeht dir der größte Teil der Nährstoffe, die in der Frucht enthalten sind.

Wir alle sind verlockt von der Vorstellung, mit wenig Aufwand schnell zu tollen Ergebnissen zu kommen. Ein Getränk, das uns gesünder, fitter und glücklicher macht? Wer würde da nicht zugreifen? Genau deshalb gewinnen Trends wie Selleriesaft oder goldene Milch so viel Aufmerksamkeit.

Doch die Realität ist oft weniger spektakulär: Ein gesunder Körper erfordert nach wie vor eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf. Das mag weniger aufregend klingen als Okra-Wasser, aber es ist der bewährte Weg zu nachhaltigem Wohlbefinden.

Solltest du Okra-Wasser ausprobieren?

Warum nicht? Wenn du neugierig bist und die Textur von Okra-Wasser kein Problem für dich darstellt, spricht nichts dagegen, es mal zu testen. Solange du es in Maßen genießt, sollte es keine negativen Auswirkungen haben. Allerdings solltest du keine Wunder erwarten.

Letztlich ist es wahrscheinlich sinnvoller, die Okra direkt zu essen. Du profitierst von mehr Nährstoffen und Geschmack, ohne den Aufwand des Abseihens.

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