Hoffnung gegen Brustkrebs
Die Möglichkeit, sich gegen Brustkrebs impfen zu lassen, könnte in naher Zukunft Realität werden: Forschende weltweit arbeiten intensiv an der Entwicklung von Impfstoffen, die das Immunsystem dazu bringen sollen, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen, bevor sie sich ausbreiten können. Besonders im Fokus steht dabei das Mammakarzinom, eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Ein Forschungsteam aus Wien, unter der Leitung von Christian Singer, hat nun vielversprechende Ergebnisse einer Brustkrebs-Impfstudie präsentiert. Doch dabei war die Studie anfangs gar kein Erfolg.
Die unerwartete Wende einer Wiener Studie
Ziel der 2012 begonnenen Studie war es, im Rahmen einer neoadjuvanten Therapie – also einer Behandlung vor der chirurgischen Entfernung des Tumors – das Protein Muc-1 anzugreifen, das auf vielen Tumorzellen vorkommt. Trotz anfänglicher Enttäuschung über die ausbleibende Tumorverkleinerung zeigte sich im Langzeitverlauf, dass die Impfung das Immunsystem der Probandinnen offenbar doch wirksam gegen den Krebs wappnete. Die zunächst ernüchternden Ergebnisse wandelten sich nämlich nach einer mehrjährigen Nachbeobachtungszeit in einen unerwarteten Hoffnungsschimmer: Die geimpften Frauen der Studie hatten ein um 50 Prozent reduziertes Risiko, an Brustkrebs zu sterben, und ein um die Hälfte reduziertes Risiko, Metastasen zu entwickeln. Auf dem weltweit größten Kongress für klinische Onkologie in Chicago wurde diese Woche die Endauswertung der Daten aller 400 Teilnehmerinnen vorgestellt. Die Ergebnisse könnten die Behandlung von Brustkrebs – aber auch anderer Krebsarten – revolutionieren.
Mögliche Erklärungen für die Wirksamkeit
„Nach sieben Jahren waren von den geimpften Frauen noch doppelt so viele am Leben wie in der ungeimpften Gruppe“, so Singer in einem Bericht der Presse. Die genauen Gründe für die späte, aber deutliche Wirkung der Impfung sind jedoch bisher auch für das Forscherteam unklar. Diskutiert werden verschiedene Faktoren: Die Immunisierung in einem frühen Stadium der Erkrankung, die lange Beobachtungsdauer und die Zusammensetzung des Impfstoffs, insbesondere die immunstimulierende Lipidhülle, könnten entscheidend gewesen sein. Diese Aspekte bieten Ansatzpunkte für weitere Forschungen.
Die Wissenschaft hinter der Brustkrebs-Impfung
Brustkrebs entsteht, wenn sich Zellen in der Brust unkontrolliert vermehren und Tumore bilden. Traditionelle Behandlungen wie Chemotherapie und Strahlentherapie zielen darauf ab, diese Tumore zu zerstören, sind jedoch oft mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Eine Impfung hingegen könnte präventiv wirken, indem sie das Immunsystem trainiert, spezifische Proteine auf Krebszellen zu erkennen und anzugreifen. Diese Proteine, sogenannte Antigene, sind bei Brustkrebszellen besonders ausgeprägt und könnten die Grundlage für einen effektiven Impfstoff darstellen
Ein Durchbruch bei allen Krebsarten?
Trotz der ermutigenden Ergebnisse ist Vorsicht geboten: Bevor eine Markteinführung der Impfung in Betracht gezogen werden kann, müssen größere Studien die Resultate bestätigen und mögliche Nebenwirkungen ausschließen. Zudem ist es essenziell, die Gründe hinter der Wirkung der Impfung zu verstehen, um die Therapie gegebenenfalls zu optimieren und an unterschiedliche Krebsstadien anzupassen. Im Bericht der Presse wird Singer zitiert: „Wenn die Resultate bestätigt werden, könnte das die Behandlung von Brustkrebs tatsächlich revolutionieren„. Die Forschung steht also vor einer spannenden Phase, in der sich zeigen wird, ob die Kombination mit anderen immunstimulierenden Therapien die Wirksamkeit der Impfung weiter steigern kann. Die Hoffnung ist groß, dass diese Ergebnisse den Weg zu neuen, wirksameren Behandlungsmethoden für alle Krebsarten ebnen werden.