Die verborgene Macht des Mikrobioms
Unser Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan; er ist ein komplexes Ökosystem, das unsere Gesundheit maßgeblich beeinflusst. In den letzten 15 Jahren hat die Wissenschaft entscheidende Erkenntnisse über die mikrobiellen Bewohner unseres Darms gewonnen, die unser Wohlbefinden prägen. Studien zeigen, dass das Mikrobiom nicht nur bei der Verdauung eine Rolle spielt, sondern auch unser Immunsystem stärkt, Entzündungsrisiken senkt und sogar unsere Stimmung beeinflussen kann. Etwa 70% des Immunsystems befinden sich im Darm, was die Bedeutung einer gesunden Darmflora unterstreicht. Doch nach wie vor ist Darmgesundheit ein Tabuthema und wird oft in der Gesellschaft nicht weiter thematisiert. Die meisten Menschen wissen nicht viel über ihre Darmgesundheit, dabei ist es sehr wichtig, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, nicht nur um mögliche Krankheiten, Unverträglichkeiten oder einen Reizdarm zu diagnostizieren, sondern auch um das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
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„Hack Your Health“ als Tabubrecher
Die neue Netflix-Dokumentation „Hack Your Health: The Secrets of our Digestion“ gibt einen tieferen Einblick in die Welt des Darms und des Mikrobioms sowie dessen Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Dabei werden viele Themen angesprochen, die in unserer Gesellschaft als Tabu gelten. Erfrischend offen wird über Stuhltests und verschiedene Symptome wie Durchfall, Verstopfungen und Co. gesprochen. Auch die Diätkultur wird kritisiert und gleichzeitig aufgeklärt, was wirklich gesund macht. Anhand von vier Patienten mit unterschiedlichen gesundheitlichen Herausforderungen zeigt der Film, wie individuell das Mikrobiom des Darms ist und welche Rolle es bei verschiedenen Krankheiten spielt. Darunter eine Frau mit Reizdarm und ein junger Mann, der kein Hungergefühl mehr verspürt. Die Dokumentation begleitet auch eine junge Köchin, die seit Jahren an Orthorexie leidet. Diese Krankheit zeichnet sich dadurch aus, dass die Betroffenen aus Angst, dass alles ungesund sein könnte, nur noch ganz wenige Nahrungsmittel zu sich nehmen. An dieser Stelle muss betont werden, dass bekanntermaßen ungesunde Lebensmittel, wie z.B. solche, die viel gesättigte Fettsäuren, wenig Ballaststoffe und viel Fett enthalten, aus gesundheitlichen Gründen eher gemieden werden sollten. Aber auch der ausschließliche Verzehr von Gemüse ist auch nicht gesund. Am Beispiel der Köchin wird deutlich, dass Ausgewogenheit und eine langfristig abwechslungsreiche Ernährung mit vielen verschiedenen Lebensmitteln der Schlüssel zu einem gesunden Darm ist. Die Dokumentation unterstreicht auch die Bedeutung einer ballaststoffreichen und abwechslungsreichen Ernährung für ein gesundes Mikrobiom und gibt praktische Tipps für den Alltag.
Darm-Hirn-Achse als wichtiger Indikator für Erkrankungen
Der Kurzfilm macht deutlich, dass die Zusammensetzung unseres Mikrobioms sehr stark von der Art und Weise beeinflusst wird, wie wir uns ernähren. Eine bewusste Ernährung kann vorbeugend gegen Übergewicht, Depressionen und Autoimmunerkrankungen wirken und ist ein einfacher Schritt zur Förderung der eigenen Gesundheit. Die Rede ist in der Doku auch von der bidirektionalen Verbindung zwischen Darm und Gehirn, der so genannten Darm-Hirn-Achse. Forschungen, die unter anderem an Mäusen durchgeführt wurden, zeigen, dass bestimmte Bakterien im Darm Substanzen produzieren, die die Chemie unseres Gehirns formen können. So könnten fehlende Bakterienstämme bei Menschen mit Depressionen eine Rolle spielen. Die Übertragung dieser fehlenden Mikroben könnte die Symptome lindern, was auf interessante therapeutische Möglichkeiten in der Zukunft hindeutet.
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Bewusstsein als Schlüssel zur Gesundheit vom Darm
Das Resümee der Doku „Hack Your Health: The Secrets of our Digestion“ lautet: Man kann seinen Darm tatsächlich bis zu einem gewissen Grad mit Lebensmitteln statt mit Medikamenten gesund erhalten. Eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Ballaststoffen fördert eine vielfältige Bakterienflora, wobei Abwechslung eine wichtige Rolle spielt. Wissenschaftler empfehlen, 20 bis 30 verschiedene pflanzliche Lebensmittel pro Woche zu essen, um das Mikrobiom zu stärken. Dass pflanzliche Mikroorganismen aus Obst und Gemüse zum menschlichen Mikrobiom beitragen, konnte nun ein Forschungsteam der TU Graz nachweisen. In ihrer umfangreichen Studie konnten die Forschenden zeigen, dass die Häufigkeit des Obst- und Gemüsekonsums die probiotischen und gesundheitsfördernden Eigenschaften von Mikroorganismen pflanzlichen Ursprungs verbessern. Weitere Forschungen haben ergeben, dass frisches Obst und Gemüse das beste Mikrobiom haben. Außerdem wurde festgestellt, dass jede Obst- und Gemüsesorte ein einzigartiges Mikrobiom hat. Die Hoffnung ist, dass man in Zukunft darauf aufbauen und eine personalisierte Ernährung zusammenstellen kann. Während die Forschung noch voranschreitet, können wir schon heute durch eine bewusste Ernährung und Lebensweise unsere Darmgesundheit positiv beeinflussen. Und weiterhin spannende Dokumentationen anschauen, die aufklären und sensibilisieren.
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