Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, schlaflose Nächte – die Wechseljahre haben viele bekannte Begleiter. Aber wusstest du, dass auch deine Zähne und dein Zahnfleisch auf dieser hormonellen Achterbahnfahrt mitfahren? Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage wissen drei von vier Frauen nichts von diesem Zusammenhang – und nur 17 % der Frauen in den Wechseljahren suchen bei entsprechenden Beschwerden überhaupt einen Zahnarzt auf.
Dabei können hormonelle Veränderungen im Körper erhebliche Auswirkungen auf die Mundgesundheit haben. Grund genug, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken – und dich mit Wissen und Tipps zu stärken, damit du mit einem gesunden Lächeln durch diese Lebensphase gehst.
Menopause und Mund – Wo liegt der Zusammenhang?
Die Menopause ist keine Krankheit, sondern ein ganz natürlicher Teil des Lebens – aber sie bringt viele Veränderungen mit sich. Der weibliche Körper stellt in dieser Zeit seine Hormonproduktion um, insbesondere den Östrogenspiegel. Und genau hier liegt der Knackpunkt für die Zähne: Östrogen spielt eine Schlüsselrolle bei der Gesundheit von Zahnfleisch, Knochen und Schleimhäuten.
Was viele nicht wissen: Die Mundschleimhaut und das Zahnfleisch sind besonders empfindlich gegenüber hormonellen Schwankungen. Sinkt der Östrogenspiegel, kann es zu einer Vielzahl von Beschwerden kommen – und das oft lange, bevor die Periode endgültig aufhört.
Plötzlich schmeckt der Kaffee metallisch, das Zahnfleisch blutet beim Zähneputzen und beim Kauen ziept’s? So oder ähnlich berichten viele Frauen in der Lebensmitte. Die häufigsten oral-hormonellen Begleiterscheinungen sind:
Trockener Mund (Xerostomie): Die Speichelproduktion lässt nach, was Karies und Mundgeruch Vorschub leistet.
Brennendes-Mund-Syndrom: Ein brennendes Gefühl an Zunge, Gaumen oder Lippen, oft ohne sichtbare Ursache.
Zahnfleischbluten & -entzündung: Das Zahnfleisch wird empfindlicher, neigt zu Entzündungen und kann sich zurückziehen.
Geschmacksveränderungen: Alles schmeckt irgendwie komisch – bitter, salzig oder metallisch.
Zahnempfindlichkeit: Kaltes oder Heißes wird zur Herausforderung.
Zahnlockerung oder Verschiebung: Durch Veränderungen am Kieferknochen kann sich sogar das Gebiss verändern.
Warum dein Zahnarzt davon wissen sollte
Viele Frauen sprechen zuerst mit ihrer Gynäkologin über Wechseljahresbeschwerden. Dabei übersehen sie, dass Zahnärzt:innen oft die Ersten sind, die hormonelle Veränderungen im Mund erkennen.
Ein geschultes Auge sieht frühzeitig, wenn sich Zahnfleischränder verändern oder die Mundschleimhaut ungewöhnlich aussieht. Deshalb: Immer offen mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt über hormonelle Veränderungen sprechen – auch wenn’s erstmal seltsam klingt.
Trockenheit im Mund – was tun?
Speichel schützt die Zähne vor Karies, neutralisiert schädliche Säuren, hilft beim Schlucken und Sprechen und transportiert wichtige Nährstoffe. Außerdem sorgt er dafür, dass sich unsere Mundschleimhaut geschmeidig anfühlt.
Doch in den Wechseljahren macht dieser Helfer oft schlapp: Sinkt der Östrogenspiegel, fährt der Körper auch die Speichelproduktion herunter. Die Folge ist ein unangenehm trockener Mund, der nicht nur lästig ist, sondern auch das Risiko für Karies, Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch erhöht.
Was dagegen hilft? An erster Stelle steht viel Wasser trinken – auch wenn das banal klingt, ist es der wichtigste Schritt. Zusätzlich kann das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi den Speichelfluss anregen und so kurzfristig für Linderung sorgen. Auch Speichelersatzprodukte aus der Apotheke, wie Gels oder Sprays, halten den Mund angenehm feucht. Wer Kaffee, Alkohol und Nikotin reduziert, unterstützt seine Mundgesundheit gleich doppelt – denn all diese Genussmittel wirken zusätzlich austrocknend und verschärfen das Problem.
Wenn das Zahnfleisch rot wird und wehtut
Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und sogar Parodontitis sind in den Wechseljahren keine Seltenheit. Die hormonelle Umstellung beeinflusst die Durchblutung und die Abwehrkraft des Zahnfleischs – ein gefundenes Fressen für Bakterien. Typische Anzeichen sind Rötungen, Schwellungen, Zahnfleischbluten beim Zähneputzen und ein Rückgang des Zahnfleischs, was die Zähne empfindlicher und anfälliger macht.
Um dem entgegenzuwirken, ist eine gründliche Mundhygiene unerlässlich: Zweimal täglich Zähneputzen in Kombination mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen sorgt dafür, dass Beläge auch aus den Zwischenräumen entfernt werden. Antibakterielle Mundspülungen können zusätzlich helfen, Entzündungen zu bekämpfen.
Auch regelmäßige professionelle Zahnreinigungen beim Zahnarzt oder der Dentalhygienikerin sind wichtig, um hartnäckige Beläge zu entfernen. Und nicht zuletzt gilt: Frühzeitige Behandlung ist entscheidend – je eher Probleme erkannt werden, desto besser lassen sie sich in den Griff bekommen.
Wenn der Geschmackssinn sich verabschiedet
Manche Frauen berichten, dass ihr Lieblingsgericht plötzlich fade oder unangenehm schmeckt. Der Grund: Veränderungen an der Zunge und Schleimhaut sowie weniger Speichel können den Geschmackssinn beeinflussen.
Kleiner Trick: Wechsle auf Besteck aus Bambus, Keramik oder Glas – viele Frauen berichten, dass sich der metallische Geschmack dadurch reduziert.
Hormonersatztherapie – Hilft sie auch dem Mund?
Hormontherapien (HRT) werden häufig eingesetzt, um klassische Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Studien zeigen, dass sie auch positive Effekte auf die Mundgesundheit haben können – z. B. weniger Zahnfleischprobleme. HRT ist jedoch kein Allheilmittel und bringt Risiken mit sich. Wer eine Hormontherapie in Erwägung zieht, sollte sich ausführlich von Arzt oder Ärztin beraten lassen.
Was du für deine Mundgesundheit in den Wechseljahren tun kannst
Unabhängig davon, ob du auf Hormonersatztherapie zurückgreifen möchtest oder nicht – es gibt einige wichtige Grundregeln, mit denen du deine Mundgesundheit aktiv unterstützen kannst:
1. Täglich zweimal gründlich Zähneputzen
Zähneputzen gehört zur Basis jeder Mundpflege, aber in den Wechseljahren ist es besonders wichtig. Fluorid hilft, den Zahnschmelz zu remineralisieren und schützt so vor Karies – gerade dann, wenn der Speichel weniger wird und seine schützende Wirkung nachlässt.
2. Zahnseide oder Interdentalbürstchen nutzen
Auch wenn sie gerne vergessen wird: Die Reinigung der Zahnzwischenräume ist entscheidend. Denn dort lagern sich Bakterien besonders gern ab, vor allem wenn hormonelle Veränderungen das Zahnfleisch empfindlicher machen.
3. Regelmäßig zur Kontrolle beim Zahnarzt gehen
Viele Probleme lassen sich früh erkennen – wenn man regelmäßig zur Kontrolle geht. Der Zahnarzt oder die Zahnärztin kann beginnende Entzündungen, Zahnfleischrückgang oder andere Veränderungen rechtzeitig feststellen und gezielt behandeln.
Quelle: iStockNur 17 % sprechen das Thema Wechseljahre aktiv beim Zahnarzt an
4. Ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker und viel Kalzium
Eine zahngesunde Ernährung liefert deinem Körper die Bausteine, die er braucht. Kalzium stärkt die Zähne und Knochen, während weniger Zucker das Risiko für Karies deutlich senkt. Außerdem wirkt sich gesunde Ernährung positiv auf den gesamten Hormonhaushalt aus.
5. Nicht rauchen
Rauchen ist ein Risikofaktor für Parodontitis und verstärkt die Mundtrockenheit. Die Schleimhäute werden schlechter durchblutet, das Zahnfleisch zieht sich zurück – und die Heilung dauert deutlich länger. Ein Rauchstopp lohnt sich also auch aus zahnärztlicher Sicht.
6. Stress abbauen
Hormonelle Schwankungen plus Alltagsstress? Eine brisante Kombination für deine Zähne. Viele Frauen knirschen oder pressen unbewusst mit den Zähnen – was den Zahnschmelz schädigen und zu Schmerzen im Kiefer führen kann. Entspannungstechniken oder eine Aufbissschiene können helfen.
7. Extra-Tipp: Führe ein kleines Symptomtagebuch
Notiere dir, wann du welche Beschwerden hast – etwa Trockenheit, Empfindlichkeit oder Zahnfleischbluten. So kann dein Zahnarzt Muster erkennen und gezielter behandeln. Auch kleine Veränderungen können wichtige Hinweise liefern.
*YouGov Befragung unter 2.050 Frauen zwischen 35 und 65 Jahren (35 – 44 Jahre: 626 Frauen; 45 – 54 Jahre: 517 Frauen, 55 Jahre und älter: 907 Frauen). Feldzeit: 11.12.-13.12.2024
Bildquellen
Mundgesundheit in den Wechseljahren: brizmaker / istock