Immer mehr Plastikteilchen in unserem Körper
Mikroplastik – diese winzigen, fast unsichtbaren Plastikteilchen – hat längst unsere Umwelt durchdrungen. Sie finden sich nicht nur in der Luft und im Wasser, sondern auch in unseren Lebensmitteln. Was einst als kleines Umweltproblem begann, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer globalen Krise entwickelt.
In den letzten 50 Jahren hat sich die Verschmutzung mit Mikroplastik dramatisch erhöht. Diese Teilchen, die zwischen einem Nanometer und 500 Mikrometern groß sind, können auf verschiedenste Weise in unseren Körper gelangen – durch die Luft, über die Haut und durch unsere Nahrung.
Schätzungen zufolge nehmen wir wöchentlich bis zu fünf Gramm Mikroplastik zu uns. Doch eine alarmierende neue Studie zeigt, dass diese winzigen Plastikpartikel nicht nur in unseren Lungen oder unserem Verdauungssystem landen – sie dringen auch in unser Gehirn ein. Und was noch beunruhigender ist: Die Konzentration dort steigt rasant an.
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Wo sammelt sich Mikroplastik im Körper?
Wissenschaftler:innen haben schon lange gewarnt, dass Mikroplastik in unseren Körper gelangt. Untersuchungen haben Plastikpartikel in der Lunge, im Blut und sogar in der Plazenta von Ungeborenen nachgewiesen.
Doch die neue Studie aus den USA, durchgeführt von Forschern der University of New Mexico, enthüllt nun ein besonders besorgniserregendes Detail: Mikroplastik sammelt sich in erschreckend hohen Konzentrationen im Gehirn an. Die Forscher:innen fanden heraus, dass sich dort bis zu 30-mal mehr Mikroplastik ansammelt als in anderen Organen wie Leber oder Nieren.
Die Wissenschaftler:innen untersuchten Gewebeproben von Verstorbenen aus den Jahren 2016 und 2024. Dank neuer Analysemethoden, die es ermöglichen, sogar Teilchen kleiner als fünf Mikrometer zu identifizieren, stellten sie fest, dass die Konzentration von Mikroplastik im Gehirn in diesem Zeitraum erheblich angestiegen ist.
Während in der Leber die Mikroplastik-Konzentration von 141,9 auf 465,3 Mikrogramm pro Gramm Gewebe stieg, waren die Werte im Gehirn noch dramatischer. Im Jahr 2024 wurden im Durchschnitt 4.917 Mikrogramm Mikroplastik pro Gramm Gewebe im Gehirn nachgewiesen – ein steiler Anstieg im Vergleich zu den 3.345 Mikrogramm im Jahr 2016.
Woher kommen die Plastikteilchen?
Mikroplastik gelangt auf vielen Wegen in unseren Körper. Plastikflaschen, Verpackungen, Kosmetika, Kleidung aus Kunstfasern – all das trägt zur Verbreitung der winzigen Teilchen bei. Beim Trinken aus Kunststoffflaschen oder beim Essen von Lebensmitteln, die in Plastik verpackt waren, nehmen wir Mikroplastik direkt auf. Auch die Luft enthält winzige Plastikpartikel, die wir unbewusst einatmen.
Besonders problematisch ist, dass Mikroplastik kaum vom Körper ausgeschieden wird. Viele dieser Partikel sind so klein, dass sie durch die Darmwand ins Blut gelangen und von dort aus in verschiedene Organe transportiert werden. Das Gehirn scheint dabei besonders betroffen zu sein, was für Forschende ein alarmierendes Zeichen ist.
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Kann Mikroplastik Demenz begünstigen?
Was passiert mit unserem Körper, wenn wir ständig Mikroplastik in uns tragen? Welche gesundheitlichen Folgen hat das? Es gibt noch keine endgültige Antwort, aber die Anzeichen sind beunruhigend. Kurzfristig könnten die Mikropartikel Funktionsstörungen etwa im Herz-Kreislauf-System auslösen, langfristig die Entstehung chronischer Krankheiten begünstigen. Unter anderem werden chronische Entzündungen, Atemwegserkrankungen und Stoffwechselprobleme damit in Zusammenhang gebracht.
Was sie etwa im Gehirn anrichten könnten, beleuchtete erst kürzlich eine Studie an Mäusen: Die Teilchen werden von Immunzellen „gefressen“. Die „Fresszellen“ können in der Folge wiederum verklumpen, Blutbahnen verstopfen und womöglich Thrombosen auslösen.
Besonders hohe Konzentrationen an Mikroplastik wurden im Gehirn von Menschen mit Demenz festgestellt. Diese Proben enthielten zwischen 12.000 und 48.000 Mikrogramm Plastik pro Gramm Gewebe. Noch ist nicht bewiesen, dass Mikroplastik Demenz verursacht – es zeigt aber, dass es möglicherweise eine Rolle spielt.
Angesichts der steigenden Belastungen des menschlichen Gehirns sei es laut den Forschenden dringend nötig, in größeren Stichproben zu untersuchen, ob und wie die winzigen Teilchen dort tatsächlich Schaden anrichten können.
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Welche Plastikarten sind besonders häufig?
Eine chemische Analyse der Plastikpartikel zeigte, dass Polyethylen am meisten vertreten war. Dieses Material wird vor allem für Plastiktüten, Folien und Kunststoffflaschen verwendet. In der Leber und den Nieren machte Polyethylen 40 bis 65 % des gefundenen Plastiks aus, im Gehirn sogar 75 %. Diese Ergebnisse zeigen, dass unser täglicher Kontakt mit Plastik einen erheblichen Einfluss auf unseren Körper hat.
Was können wir dagegen tun?
Obwohl die genauen Auswirkungen von Mikroplastik auf unsere Gesundheit noch nicht abschließend geklärt sind, gibt es einige Maßnahmen, mit denen wir unsere Aufnahme reduzieren können:
- Plastikflaschen vermeiden: Glasflaschen oder Edelstahlflaschen sind eine umweltfreundlichere und sicherere Alternative.
- Unverpackte Lebensmittel kaufen: Obst und Gemüse ohne Plastikverpackung sind besser für die Umwelt und reduzieren die Aufnahme von Mikroplastik.
- Naturmaterialien bevorzugen: Kleidung aus Baumwolle oder Wolle anstelle von Polyester oder Nylon setzt weniger Mikroplastik frei.
- Leitungswasser trinken: Viele Plastikpartikel stammen aus abgefülltem Wasser in Plastikflaschen. Ein Wasserfilter kann helfen, Verunreinigungen zu reduzieren.
- Staubsaugen und Lüften: Mikroplastik sammelt sich auch im Hausstaub. Regelmäßiges Staubsaugen und Lüften kann helfen, die Belastung zu verringern.
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Die Dringlichkeit von weiterer Forschung
Die zunehmende Ansammlung von Mikroplastik im Gehirn ist ein beunruhigendes Signal. Obwohl wir noch nicht genau wissen, welche direkten Auswirkungen dies auf unsere Gesundheit hat, zeigt sich, dass diese winzigen Plastikpartikel möglicherweise neurologische Probleme begünstigen können.
Um die genauen Folgen besser zu verstehen, sind weitere Langzeitstudien notwendig. Bis wir mehr wissen, sollten wir jedoch unser tägliches Leben überdenken und bewusster mit Plastik umgehen. Denn je früher wir handeln, desto besser können wir die möglichen Risiken für unsere Gesundheit minimieren.
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