Neue Studie aus Wien: Helfen diese Medikamente wirklich gegen Covid?

Welche Medikamente helfen wirklich bei Covid?

Corona und die Suche nach wirksamen Medikamenten

Seit dem Ausbruch der Pandemie wird mit Hochdruck an Medikamenten geforscht, die insbesondere gefährdete Corona-Patient:innen vor den schwersten Folgen einer Infektion schützen können. Während die Impfung einen wirksamen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bietet, stellt sich die Frage: Was tun, wenn man bereits erkrankt ist?

Eine Covid-19-Infektion wird durch das SARS-CoV-2-Virus ausgelöst, das das Immunsystem massiv herausfordert und zu gefährlichen Entzündungsreaktionen führen kann. Gängige Medikamente wie Aspirin oder Paracetamol, die bei Erkältungen und Grippe helfen, reichen bei Covid-19 nicht aus. Das Virus kann das Immunsystem so stark aktivieren, dass es zu einem so genannten Zytokin-Sturm kommt, der die eigenen Organe schädigt.

Um solche schweren Reaktionen zu kontrollieren und die Vermehrung des Virus zu stoppen, sind spezielle Medikamente nötig, die gezielt gegen das Virus wirken oder das überaktive Immunsystem bremsen. Zu den bekanntesten antiviralen Medikamenten gehören Paxlovid und Molnupiravir. Doch wie wirksam sind diese Medikamente wirklich? Ein Forschungsteam der MedUni Wien ist genau dieser Frage nachgegangen und hat die Wirksamkeit der beiden Medikamente in der Praxis getestet.

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Ein Überblick: Welche Medikamente werden eingesetzt?

Die medikamentöse Behandlung von COVID verfolgt im Wesentlichen zwei Strategien: 1) die Dämpfung des Immunsystems und 2) die direkte Bekämpfung des Virus. Hier ein Überblick über die gängigsten Medikamente, die zur Behandlung von COVID-19 eingesetzt werden.

  1. Kortison – bewährt bei schweren Fällen: Dexamethason, ein Kortison, kommt bei schweren Covid-19-Fällen zum Einsatz, insbesondere bei Sauerstoffbedarf. Es mindert die entzündlichen Reaktionen im Körper und senkt bei vielen Betroffenen das Sterberisiko.
  2. Weitere Entzündungshemmer: Mittel wie Baricitinib (JAK-Hemmer) und Tocilizumab (IL-6-Hemmer) können die Entzündung dämpfen und so ebenfalls das Risiko reduzieren.
  3. Monoklonale Antikörper – gezielte Abwehr: Diese Antikörper wirken wie gezielte „Detektive“, die das Virus aufspüren, bevor es in die Zellen eindringt. Zu den bekanntesten gehören Casirivimab/Imdevimab und Sotrovimab. Da neue Virusmutationen die Wirksamkeit einschränken können, wird stetig nach verbesserten Antikörpern geforscht.
  4. Antivirale Medikamente – das Virus direkt bekämpfen: Paxlovid ist eine Tablette, die besonders bei Risikopatienten gut wirkt, wenn sie früh eingenommen wird. Auch Remdesivir stoppt das Virus in seiner Vermehrung und ist für Patient:innen ohne künstliche Beatmung geeignet. Molnupiravir wird hingegen kaum noch eingesetzt, da neuere Studien dessen Wirksamkeit infrage stellen.

Corona-Medikamente helfen vor allem Älteren

Das Forschungsteam der MedUni Wien hat mehr als 100.000 Covid-19-Fälle der letzten Jahre untersucht, um herauszufinden, wie gut die Medikamente Paxlovid und Molnupiravir in der Praxis wirken. Von besonderem Interesse war dabei, wie die Medikamente in verschiedenen Altersgruppen abschneiden.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Paxlovid zeigte vor allem bei Menschen über 60 Jahren eine starke Wirkung. Ältere Menschen, die das Medikament einnahmen, hatten ein deutlich geringeres Risiko, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden oder gar an Covid-19 zu sterben. Bei jüngeren Menschen unter 60 Jahren, die meist bereits geimpft oder zuvor infiziert waren, brachte das Medikament dagegen wenig – hier scheint die zusätzliche Medikation unnötig.

Diese Ergebnisse machen deutlich, dass der gezielte Einsatz von Paxlovid vor allem älteren Menschen und Risikopatien:innen nützt, während er bei jüngeren und gesunden Menschen kaum einen Unterschied macht. Die Studie zeigt also, dass nicht jedes Medikament für jeden gleich nützlich ist – es kommt vielmehr auf das Alter und den Gesundheitszustand der Person an.

Warum wirkt Paxlovid bei Jüngeren weniger?

Doch warum ist das Medikament bei jüngeren Menschen weniger wirksam? Ein wesentlicher Grund liegt in der hohen Durchimpfungsrate der Bevölkerung, wie Studienleiter Anselm Jorda zusammenfasst: „Für jüngere Menschen, die geimpft oder bereits infiziert sind, bringt Paxlovid kaum Vorteile, da sie selten schwer erkranken.“

In der untersuchten Gruppe waren mehr als 96 % der Menschen entweder geimpft oder bereits einmal mit dem Virus infiziert. Diese breite Immunisierung hat zur Folge, dass jüngere Menschen, die oft eine weniger ausgeprägte Immunantwort haben, in der Regel einen milderen Verlauf zeigen.

Insbesondere während der Omikron-Welle, die für ihre milderen Krankheitsverläufe bekannt ist, war das Risiko für schwere Verläufe in der jüngeren Bevölkerung bereits so gering, dass der zusätzliche Einsatz von Medikamenten wie Paxlovid kaum Einfluss auf den Krankheitsverlauf hatte. Für ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen bleibt Paxlovid dagegen eine wertvolle Unterstützung. Sie haben weiterhin ein höheres Risiko, schwer zu erkranken, auch wenn die Omikron-Variante vorherrscht.

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Molnupiravir ohne messbaren Effekt

Im Vergleich zu Paxlovid zeigte das weitere untersuchte Medikament Molnupiravir in der Studie keinen messbaren Nutzen. Das Medikament verringerte weder das Risiko von Krankenhausaufenthalten noch das Sterberisiko, was mit früheren Studien übereinstimmt, die die Wirksamkeit dieses Medikaments in Frage stellten.

Molnupiravir wurde ursprünglich als vielversprechendes antivirales Medikament zur Behandlung von Covid-19 eingeführt, doch mehrere Untersuchungen zeigen inzwischen, dass es im Vergleich zu anderen Medikamenten wie Paxlovid weniger wirksam ist. Daher wurde Molnupiravir mittlerweile vom Markt genommen, eine Entscheidung, die von den Studienleitern der Wiener Studie begrüßt wurde.

Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die Forschung auf die wirksamsten Medikamente zu konzentrieren und weniger wirksame Optionen rasch aus den Therapiemöglichkeiten zu entfernen, um die Gesundheitssysteme zu entlasten und die Patient:innen gezielter und effektiver zu behandeln.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die Zukunft?

Die Ergebnisse der Wiener Forscher:innen eröffnen wichtige Perspektiven für die Zukunft der Covid-19-Behandlung. Sie bestätigen, dass antivirale Medikamente wie Paxlovid insbesondere bei älteren und gesundheitlich vorbelasteten Menschen einen signifikanten Nutzen haben. Diese Erkenntnisse werden es Ärzt:innen und Gesundheitspolitiker:innen ermöglichen, den gezielten Einsatz solcher Medikamente weiter zu optimieren.

Markus Zeitlinger, einer der leitenden Forscher der Studie, sieht in den Ergebnissen auch eine positive Botschaft für die Zukunft: „Alles deutet darauf hin, dass die Ergebnisse auch auf die aktuell grassierenden Virusvarianten KP.3.1.1. und XEC zutreffen, zumal es sich dabei um Omikron-Subtypen handelt“.

Der Schlüssel liegt darin, sicherzustellen, dass die Behandlung nur dann zum Einsatz kommt, wenn sie wirklich notwendig ist – also bei den Risikogruppen, die am meisten von einer antiviralen Therapie profitieren. Das könnte dazu beitragen, die Verbreitung von Covid-19 einzudämmen und gleichzeitig den Einsatz der Medikamente zu optimieren, um die beste Wirkung bei den richtigen Patient:innen zu erzielen.

Kein Ersatz für die Impfung

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse von Medikamenten wie Paxlovid darf man nicht vergessen, dass diese Arzneimittel die Impfung nicht ersetzen können. Die Impfung ist nach wie vor der wirksamste Schutzmechanismus, um schwere Krankheitsverläufe, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle zu verhindern. Sie bietet einen breiten Schutz für alle und trägt zur Entlastung des Gesundheitssystems bei, da weniger Menschen auf Intensivstationen behandelt werden müssen.

Da der Impfschutz in den ersten Wochen nach der Impfung am höchsten ist, muss die Impfung rechtzeitig aufgefrischt werden, bevor in den Herbst- und Wintermonaten die zu erwartenden Infektionszahlen wieder ansteigen. Daher empfehlen Expert:innen, sich so früh wie möglich impfen zu lassen, um die Immunantwort des Körpers zu maximieren.

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