Medical Gaslighting: Was tun wenn Ärzte dein Problem nicht ernst nehmen?

FatCamera / istock

Was bedeutet „Medical Gaslighting“?

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Arzt deine gesundheitlichen Bedenken abtut, könntest du „Medical Gaslighting“ erleben. Gaslighting ist eine Form der psychologischen Manipulation, bei der eine Person eine andere dazu bringt, an ihrer eigenen Wahrnehmung der Realität zu zweifeln. Medical Gaslighting ist eine spezielle Form dieser Manipulation im medizinischen Kontext, bei der medizinisches Fachpersonal die Symptome, Beschwerden oder Anliegen eines Patienten nicht ernst nimmt oder herunterspielt. Das kann dazu führen, dass Patienten an ihrer Wahrnehmung und ihrem Verständnis ihrer Gesundheit zweifeln. Häufige Beispiele dafür sind das Abtun von Symptomen als „psychosomatisch“, das Herunterspielen starker Menstruationsschmerzen sowie geschlechtsspezifische Vorurteile. Die Auswirkungen für Patienten können verzögerte Diagnosen und Behandlungen, eine Verschlechterung der Gesundheit, Vertrauensverlust in das Gesundheitssystem und psychologische Belastungen wie Stress, Angst und Depressionen umfassen.

Mehr dazu: People-Pleaser: So hört man auf einer zu sein

Was sind die Anzeichen?

Anzeichen für medizinisches Gaslighting zeigen sich in verschiedenen Verhaltensweisen des medizinischen Fachpersonals. Dazu gehören das Ignorieren der Symptome und Sorgen des Patienten, ständiges Unterbrechen und mangelndes Zuhören. Typische Merkmale sind auch das Lachen über die Beschwerden oder das Andeuten, dass die erlebten Symptome nur im Kopf des Patienten existieren. Fehlende Empathie oder Sensibilität gegenüber den Schmerzen oder Sorgen des Patienten und das Geben von Schuld an den Patienten für seinen Zustand sind ebenfalls häufige Zeichen. Zudem wird die Ursache medizinischer Probleme oft fälschlicherweise auf eine psychische Erkrankung zurückgeführt.

Frauen häufiger von Medical Gaslighting betroffen

Frauen und Menschen mit dunkler Hautfarbe sind besonders häufig Opfer von medizinischem Gaslighting. Untersuchungen zeigen, dass die gleichen Symptome bei Frauen häufig weniger ernst genommen werden als bei Männern, was insbesondere bei der Diagnose von Herzkrankheiten auffällt. Ärzte sind bei Frauen weniger sicher in ihrer Diagnose und neigen dazu, ihre Symptome eher psychischen Ursachen zuzuschreiben. Zudem werden Frauen mit Herzkrankheiten weniger intensiv behandelt und sind in klinischen Studien unterrepräsentiert. Auch bei Krebserkrankungen erhalten Frauen laut Studien ihre Diagnosen später als Männer. Das deutet darauf hin, dass es Unterschiede in der Qualität der medizinischen Versorgung für weibliche Patientinnen gibt.

Mehr dazu: Herzgesundheit: Warum ticken Frauen anders als Männer?

Tipps gegen Medical Gaslighting

Es kann frustrierend und entmutigend sein, wenn du das Gefühl hast, dass Ärzte dein gesundheitliches Problem nicht ernst nehmen. In solchen Situationen ist es wichtig, proaktiv und beharrlich zu bleiben, um die notwendige Unterstützung und Behandlung zu erhalten. Hier sind einige Schritte und Strategien, die dir in dieser schwierigen Lage helfen können:

  1. Gut vorbereitet sein: Vor deinem Arzttermin ist es hilfreich, dich gut vorzubereiten. Notiere alle deine Symptome mit Zeitpunkt, Dauer und Intensität. Stelle eine Liste mit Fragen zusammen, die du während des Termins stellen möchtest.
  2. Dokumentiere: Führe ein Tagebuch über Symptome und frühere Arztbesuche. Dokumentiere Diagnosen und vorgeschlagene Behandlungen für Zweitmeinungen oder Facharzttermine.
  3. Freund:in oder Familienmitglied mitbringen: Wenn du befürchtest, nicht ernst genommen zu werden oder eine falsche Diagnose zu erhalten, bringe eine vertrauenswürdige Person zu deinem Termin mit. Diese Person kann dich unterstützen, Fragen stellen, an die du vielleicht nicht gedacht hast, und sich an Fakten und Ratschläge aus dem Termin erinnern, die dir entgangen sein könnten.
  4. Fragen stellen: Zögere nicht, Fragen zu stellen, wenn du etwas nicht verstehst oder mehr Informationen benötigst. Frage nach den möglichen Ursachen deiner Symptome, den vorgeschlagenen Behandlungsoptionen und den nächsten Schritten.
  5. Zweite Meinung einholen: Wenn du Zweifel hast, scheue dich nicht, eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einzuholen, um verschiedene Perspektiven und mögliche alternative Diagnosen zu erhalten.

Mehr dazu: Frauenarzt-Besuch steht an: Vermeide diese 5 Fehler

Patientenrechte kennen

Leider ist medizinisches Gaslighting für viele Menschen Realität. Wenn du von medizinischem Gaslighting betroffen warst, sprich bitte deine Bedenken mit der Gesundheitseinrichtung an. Es ist wichtig, die eigenen Rechte als Patient:in zu kennen und einzufordern, wenn es um die eigene Gesundheit handelt. Wenn eine bereits diagnostizierte Erkrankung vorliegt, der Arzt oder die Ärztin diese aberweiterhin nicht ernst nimmt, kann ein weiterer Schritt sein, sich als Patient:in mit Hilfe einer Klage zu wehren. Zögere auch nicht, eine Psychotherapeut:in aufzusuchen, wenn du Schwierigkeiten hast, mit den Auswirkungen von medizinischem Gaslighting umzugehen.

Vorgeschlagene Artikel