Die Männergrippe: Mythos oder Realität?
Die sogenannte Männergrippe sorgt seit langem für Diskussionen und zahlreiche Studien. Leiden Männer tatsächlich stärker unter Grippe als Frauen, oder ist es einfach nur eine bequeme Art der männlichen Artgenossen, sich den Pflichten zu entziehen?
Studien verweist auf soziokulturelle Faktoren
In den letzten Jahren wurden deshalb zahlreiche Studien zu diesem Thema veröffentlicht, von denen einige, z. B. von der Universität Michigan, gezeigt haben, dass Männer im Durchschnitt eine längere Genesungszeit benötigen und häufiger unter schwereren Symptomen leiden als ihre weiblichen Kollegen. Hormone spielen bei der Genesung eine wichtige Rolle: Forscherinnen und Forscher aus Österreich stellten im Fachmagazin Journal of Psychosomatic Research fest, dass Frauen aufgrund ihres höheren Östrogenspiegels besser in der Lage sind, Antikörper zu bilden. Das führt zu einer erhöhten Immunaktivität und damit zu einer schnelleren und effektiveren Abwehr von Infektionen. Trotzdem leiden erkrankte Frauen nicht weniger als ihre männlichen Kollegen. Forscher der University of California wiesen auf soziokulturelle Faktoren hin: Männer warten oft länger, bis sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und verzögern so die Genesung. Bei der Schwere der Grippesymptome konnte die Studie hingegen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen.
Eine Frage der Wahrnehmung und Behandlung
Die Ursachen der Männergrippe sind also noch Gegenstand der Forschung und vielfältig. Sie reichen von biologischen Unterschieden bis hin zu soziokulturellen Faktoren. Biologisch gesehen spielen Hormone eine Rolle, da Testosteron das Immunsystem beeinflussen kann und Frauen eine höhere Immunaktivität haben. Außerdem haben Frauen viel regelmäßiger Schmerzen als Männer: einige Tage im Monat während der Menstruation und viele Stunden während einer Geburt, was sie toleranter gegenüber Gliederschmerzen machen könnte. Dennoch dürfen geschlechtsspezifische Verhaltensweisen nicht außer Acht gelassen werden. So leiden Männer oft mehr, weil sie zu spät zum Arzt gehen oder die Signale ihres Körpers ignorieren. Die Männergrippe ist also eher eine Frage der Behandlung als der Hormone.