Krank Sport treiben: So gefährlich ist es

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Sport nicht immer gesund

Sport und körperliche Aktivität sind essentielle Bestandteile eines gesunden Lebensstils. Sie fördern das allgemeine Wohlbefinden, stärken das Immunsystem und verbessern die körperliche Fitness erheblich. Trotz dieser Vorteile kann körperliche Anstrengung in bestimmten Situationen mehr schaden als nützen, insbesondere wenn man sich nicht vollständig von einer Erkältung oder einem Virus erholt hat. Natürlich strebt man stets eine rasche Genesung an, wenn Krankheit auftritt. Dennoch kann das Gefühl, nicht trainieren zu können, für sportlich aktive Menschen belastend sein. Es ist jedoch von großer Bedeutung, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören und ihm die notwendige Erholung zu gönnen. Ein zu frühes Wiedereinsteigen in den Sport kann nicht nur frustrierend sein, da der Körper geschwächt ist und nicht die gewohnte Leistung erbringen kann, sondern auch schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen nach sich ziehen.

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Die Physiologie hinter der Genesung

Nach einer Erkältung oder einer viralen Infektion benötigt der Körper Zeit, um sich vollständig zu erholen. Während einer Infektion ist das Immunsystem stark gefordert, und der Körper arbeitet auf Hochtouren, um die Krankheitserreger zu bekämpfen. Der erhöhte Verbrauch von Nährstoffen zur Unterstützung des Immunsystems kann vorübergehenden Nährstoffmangel verursachen, was die Muskelfunktion und die allgemeine Energie beeinträchtigt. Mögliche Schlafstörungen während der Krankheit erschweren zusätzlich die Erholung. Darüber hinaus können Medikamente zur Behandlung von Krankheiten Nebenwirkungen haben, die die Muskelfunktion und den Stoffwechsel beeinflussen. All diese Faktoren schwächen den Körper und unterstreichen die Notwendigkeit einer vollständigen Erholung, bevor wieder körperliche Anstrengung aufgenommen wird. Statt körperlicher Aktivität braucht der Körper Ruhe und ausreichend Schlaf, um sich schnellstmöglich zu erholen.

Körperliche Betätigung nicht empfohlen

Allgemein gesehen ist es nicht empfehlenswert, Sport zu treiben, wenn man sich unwohl fühlt. Doch ganz besonders wird vom Sport abgeraten, wenn folgende Symptome auftreten:

  1. Fieber: Sportliche Betätigung bei Fieber erhöht das Risiko von Dehydrierung und kann das Fieber verschlimmern. Zudem beeinträchtigt Fieber die Muskelkraft, Ausdauer und Koordination, was Verletzungen begünstigen kann.
  2. Häufiger Husten: Ein hartnäckiger Husten kann ein Zeichen für eine Atemwegsinfektion sein und das Atmen während des Trainings erschweren. Ein produktiver Husten, der Schleim hervorbringt, deutet auf eine Infektion hin und kann andere im Fitnessstudio gefährden.
  3. Magen-Darm-Beschwerden: Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfe machen intensives Training unmöglich und erhöhen das Risiko von Dehydrierung.
  4. Grippesymptome: Bei Grippe, gekennzeichnet durch Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen und Müdigkeit, ist es ratsam, auf Sport zu verzichten. Hohe körperliche Aktivität könnte die Grippe verschlimmern und die Genesung verzögern.

Diese Symptome sollten ernst genommen werden, um die eigene Gesundheit zu schützen und andere nicht zu gefährden. Bei Unsicherheiten sollte immer ein:e Ärzt:in konsultiert werden, bevor mit dem Training fortgefahren wird.

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Das Risiko von Herzmuskelentzündungen

Sowohl Sportler als auch weniger aktive Menschen können an Myokarditis, einer Entzündung des Herzmuskels, erkranken. Besonders gefährdet sind jedoch nach Forschungsergebnissen Sportler und körperlich aktive Menschen, die nach einer viralen Infektion oder Erkältung zu früh mit dem Training beginnen. In solchen Fällen kann Sport gefährlich sein, da der geschwächte Körper anfälliger für Infektionen wird. Während des Trainings fließt das Blut schneller durch das Herz, was Viren die Möglichkeit gibt, sich hinter den Herzklappen festzusetzen und Entzündungen zu verursachen. Symptome einer Myokarditis können Müdigkeit, Brustschmerzen, Atemnot und Herzrhythmusstörungen sein. Unbehandelt kann die Entzündung Herzversagen verursachen. Daher betonen Wissenschaftler die Bedeutung einer gründlichen Erholung von Krankheiten, bevor man wieder mit dem Sport beginnt. Es wird empfohlen, mindestens zwei Tage nach Abklingen des Fiebers und dem Ende von grünem oder gelbem Schleim zu warten, da es auf das Vorhandensein gefährlicher Keime hinweisen kann. Falls Symptome wie diese nach dem Sport auftreten, sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden.

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Geschwächtes Immunsystem

Sport kann kurzfristig das Immunsystem belasten, insbesondere nach intensiven Trainingseinheiten. Wenn der Körper bereits damit beschäftigt ist, Krankheitserreger zu bekämpfen, kann zusätzliche körperliche Anstrengung das Immunsystem überfordern. Das kann dazu führen, dass die Immunantwort geschwächt wird, da die Ressourcen, die normalerweise für die Abwehr von Krankheiten genutzt werden, nun für die Bewältigung der körperlichen Belastung benötigt werden. Dadurch kann die Heilung verzögert werden oder die Krankheit sich verschlimmern. Zusätzlich erhöht sich das Risiko für erneute Infektionen oder Komplikationen wie eine bakterielle Superinfektion. Aus diesem Grund wird empfohlen, während einer Krankheit Ruhe zu geben, damit das Immunsystem sich auf die Bekämpfung der Infektion konzentrieren kann.

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Negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit

Es ist ein häufiger Irrtum, dass man durch Sport schnell wieder zur vollen Leistungsfähigkeit zurückkehren kann, nachdem man krank war. Tatsächlich kann der Körper während der Genesung nicht sofort seine frühere Stärke erreichen. Zu intensives Training in dieser Phase kann zu Übertraining führen, was sich negativ auf die sportliche Leistung und das allgemeine Wohlbefinden auswirken kann. Müdigkeit, Schlafprobleme und ein allgemeines Gefühl der Erschöpfung sind typische Anzeichen von Übertraining. Zudem sind Muskeln und Gelenke während oder nach einer Krankheit oft geschwächt, wodurch intensive körperliche Aktivität das Risiko von Muskelzerrungen, Sehnenentzündungen und Gelenkverletzungen erhöhen kann. Diese Folgen beeinträchtigen nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern können auch zu langfristigen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.

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Ab wann darf man wieder Sport treiben?

Nach einer Krankheit möchten viele Menschen möglichst schnell wieder zu ihrer Trainingsroutine zurückkehren. Dennoch ist es entscheidend, dass der Körper sich vollständig von der Krankheit erholt, bevor man wieder mit dem Training beginnt. Selbst längere Trainingspausen führen nicht unmittelbar zu einem Verlust von Muskelmasse oder Kraft. Studien zeigen, dass dieser erst nach etwa fünf Tagen ohne Training einsetzt. Beim Wiedereinstieg ins Training ist es ratsam, langsam zu beginnen, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und bei Unsicherheiten den Rat eines Arztes einzuholen. Außerdem sollte man bedenken, dass man nach einer Krankheit weiterhin ansteckend sein kann, besonders im Fall von Grippe.

Auch wenn Sport in den meisten Fällen gesundheitsfördernd ist, ist niemand dazu verpflichtet und das Durchziehen eines geplanten Trainingsprogramms, wenn man sich schlecht fühlt, zeigt keine Stärke oder Disziplin. Es gibt zahlreiche gute Gründe, ein Training ausfallen zu lassen und stattdessen lieber zu Hause zu bleiben, sich in eine Kuscheldecke zu kuscheln, eine Tasse Tee zu genießen und Serien zu schauen oder ein Buch zu lesen. Falls man dennoch das Bedürfnis nach Bewegung verspürt, kann ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft wohltuend sein.

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