Intimität nach 50: So kann Sex die Lebensqualität verbessern

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Für Intimität ist man nicht „zu alt“

Mit zwanzig denkt man oft, dass Menschen ab vierzig kein aufregendes Sexualleben mehr haben können. Wenn man dann selbst vierzig wird, stellt man überrascht fest, dass man sich sexuell auf dem Höhepunkt fühlt. Und mit sechzig, so scheint es, erwarten wir oft, dass im Bett nur noch das Minimum passiert. Die Realität zeigt jedoch, dass man auch mit fünfzig, sechzig oder siebzig Jahren nicht zu alt für Liebe und Intimität ist. Ein aktives Sexualleben im Alter kann nicht nur Entspannung und Freude bringen, sondern auch zahlreiche gesundheitliche Vorteile bieten. Wie kann also ein erfülltes Sexualleben im Alter zu einer besseren Gesundheit beitragen?

1. Stärkung des Immunsystems

Einer der bemerkenswertesten Vorteile von Sex ist die Stärkung des Immunsystems. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig Sex haben, höhere Mengen an Immunglobulin A im Körper haben. Dieser Antikörper ist die erste Verteidigungslinie gegen Infektionen und spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem. Die höheren Mengen an Immunglobulin im Körper könnten darauf zurückzuführen sein, dass Sex die Durchblutung fördert und so die Verteilung der Antikörper im Körper verbessert. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2021 deutet darauf hin, dass häufige sexuelle Aktivität sogar den Schutz gegen COVID-19 stärken könnte, was die wichtige Rolle von Sex für das Immunsystem noch deutlicher macht.

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2. Verbesserung der Herzgesundheit

Die positiven Auswirkungen von Sex auf die Herzgesundheit sind ebenfalls gut dokumentiert. Obwohl manche befürchten, dass Sex ein Risiko für Herzinfarkte darstellt, zeigen neuere Studien, dass regelmäßiger Geschlechtsverkehr tatsächlich mit einem geringeren Risiko für Herzerkrankungen verbunden ist. Eine umfassende Studie, die im American Journal of Cardiology veröffentlicht wurde, zeigte, dass Männer, die mindestens zweimal pro Woche Sex hatten, um 50% seltener an Herzkrankheiten starben als die, die nur einmal im Monat Sex hatten. Darüber hinaus zeigte eine weitere Studie, dass ein höheres Maß an sexueller Aktivität mit einem geringeren Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte einhergeht. Auch bei Frauen zeigt sich ein positiver Zusammenhang: Zufriedenheit mit dem Sexualleben ist mit einem geringeren Risiko für periphere arterielle Verschlusskrankheit verbunden, eine Herzerkrankung, die das Schlaganfallrisiko erhöht. Dieser Schutzeffekt könnte darauf zurückzuführen sein, dass Intimität Stress reduziert, den Schlaf verbessert und die emotionale Bindung zum Partner stärkt.

3. Schmerzlinderung

Mit zunehmendem Alter sind Schmerzen ein häufiger Begleiter. Intimität kann helfen, Kopfschmerzen und andere Schmerzen zu lindern. Bevor man also zu schmerzlindernden Medikamenten greift, kann ein Orgasmus eine natürliche und wirksame Alternative sein. Wer während eines Migräneanfalls Sex hat, erlebt oft eine teilweise oder vollständige Linderung der Schmerzen. Der Grund dafür ist die Freisetzung von Endorphinen, die als natürliche Schmerzmittel des Körpers wirken. Eine Studie hat gezeigt, dass die vaginale Stimulation bei Frauen die Schmerzschwelle um etwa 40% erhöhen kann, während ein Orgasmus die Schmerzschwelle um fast 75% erhöht.

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4. Hilfe bei Menopausensymptomen

Regelmäßiger Geschlechtsverkehr kann auch bei Wechseljahrsbeschwerden hilfreich sein. Sexuelle Aktivität kann dazu beitragen, körperliche Veränderungen wie vaginale Trockenheit und Atrophie, die mit der Menopause einhergehen, zu lindern. Sex fördert die Durchblutung und hält das Scheidengewebe gesund und elastisch. Für viele Frauen kann regelmäßiger Sex daher ein natürlicher und angenehmer Weg sein, mit den Veränderungen der Wechseljahre besser umzugehen.

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5. Reduzierung des Prostatakrebsrisikos

Es gibt auch Hinweise darauf, dass häufiges Ejakulieren das Risiko für Prostatakrebs senken kann. Eine Harvard-Studie ergab, dass Männer, die mehr als 20 Mal im Monat ejakulieren, ihr Risiko um etwa 20% senken im Vergleich zu Männern, die nur vier bis sieben Mal im Monat ejakulieren. Auch wenn der genaue Mechanismus noch nicht vollständig geklärt ist, vermuten Forscher:innen, dass regelmäßiges Ejakulieren dazu beiträgt, potentiell krebserregende Stoffe aus der Prostata zu spülen.

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6. Stärkung des Beckenbodens

Ein oft übersehener Vorteil von Sex ist die Stärkung des Beckenbodens. Sexuell aktive Frauen haben in der Regel einen stärkeren Beckenboden. Das liegt daran, dass die Beckenbodenmuskulatur beim Sex regelmäßig trainiert wird. Während der Erregung und beim Orgasmus spannen sich die Beckenbodenmuskeln an und ziehen sich zusammen, was einer Kegelübung sehr ähnlich ist. Ein starker Beckenboden verbessert die Kontrolle über die Blase und kann Inkontinenz vorbeugen. Auch bei Männern kann ein schwacher Beckenboden zu erektiler Dysfunktion beitragen, während ein starker Beckenboden das sexuelle Vergnügen steigert.

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7. Förderung der mentalen Gesundheit

Sexuelle Aktivität ist auch mit einer besseren psychischen Gesundheit verbunden. Regelmäßige sexuelle Aktivität fördert die Freisetzung von Endorphinen und Oxytocin, die als natürliche Stimmungsaufheller wirken und Gefühle von Glück und Zufriedenheit fördern. Das kann dazu beitragen, Symptome von Depressionen und Angstzuständen zu verringern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Der soziale und emotionale Kontakt, der durch intime Beziehungen entsteht, kann der Isolation entgegenwirken und das Gefühl der Zugehörigkeit stärken, was besonders im Alter wichtig ist.

8. Stressabbau durch Intimität

Sexualität kann einen wichtigen Beitrag zum Stressabbau im Alter leisten, indem sie die Ausschüttung von Wohlfühlhormonen wie Endorphinen und Oxytocin fördert, die den Körper entspannen und ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Diese Hormone helfen, die Stresshormonspiegel, insbesondere Cortisol, zu senken und damit Stress abzubauen. Das ist besonders im Alter wichtig, da Stress häufig mit gesundheitlichen Problemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen und einem geschwächten Immunsystem einhergeht. In dieser Lebensphase kann ein erfülltes Sexualleben dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern und ein positives und gesundes Lebensumfeld zu schaffen.

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9. Kalorienverbrauch und körperliche Aktivität

Obwohl Sex kein vollwertiger Ersatz für sportliche Aktivitäten ist, zählt er dennoch als körperliche Aktivität. Der Kalorienverbrauch beim Geschlechtsverkehr kann eine ergänzende Komponente eines gesunden Lebensstils sein. Da intensives Training im Alter belastend für die Gelenke und das Herz-Kreislauf-System sein kann, bietet Geschlechtsverkehr eine sanfte Trainingsalternative. Insbesondere in Kombination mit anderen gesunden Gewohnheiten wie regelmäßigem Spazierengehen und einer ausgewogenen Ernährung kann sexuelle Aktivität dazu beitragen, die körperliche Fitness zu verbessern. Darüber hinaus kann regelmäßige körperliche Aktivität, einschließlich Sex, den Stoffwechsel anregen und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Das kann sich positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken und dazu beitragen, das Risiko bestimmter chronischer Krankheiten zu verringern.

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10. Besserer Schlaf

Schließlich gibt es Hinweise darauf, dass ein aktives Sexualleben den Schlaf verbessern kann. Die beim Geschlechtsverkehr ausgeschütteten Hormone wie Oxytocin und Prolaktin lösen angenehme und entspannende Gefühle aus. Außerdem wird durch Sex das Stresshormon Cortisol abgebaut. Das kann dazu führen, dass man sich entspannt und schläfrig fühlt, was das Einschlafen erleichtert. In einer Studie gaben etwa 63% der Befragten an, nach einem Orgasmus leichter einschlafen zu können, und 71% berichteten von einer besseren Schlafqualität nach dem Orgasmus. Wer Schlafprobleme hat, könnte Sex als Alternative zu Schlafmitteln in Erwägung ziehen.

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