Stadtleben: Das passiert, wenn du nicht oft genug in der Natur bist

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Die Kraft der Natur

In einer Welt, in der technologische Innovationen und urbaner Stress unseren Alltag bestimmen, suchen immer mehr Menschen nach Wegen, ihr psychisches Wohlbefinden zu steigern. Intuitiv wissen viele, dass die Natur eine Wohltat für die Psyche ist und ziehen sich regelmäßig ins Freie zurück, um dem Alltag zu entfliehen. Ein Wandertag oder ein entspannter Spaziergang im Wald kann spürbar erfrischend wirken, und sogar kurze Aufenthalte in einem Stadtpark schenken uns neue Energie. Doch wie lässt sich diese heilende Wirkung der Natur erklären, und wie viel Zeit sollte man idealerweise in der Natur verbringen, um von ihren Vorteilen zu profitieren?

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Wie viel Zeit im Freien brauchen wir?

Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Fachmagazin Ecopsychology, hat ergeben, dass bereits zehn Minuten Aufenthalt in der Natur das Wohlbefinden von Menschen mit psychischen Erkrankungen deutlich verbessern können. Forscher der University of Utah haben 45 Studien ausgewertet, die die gesundheitlichen Vorteile von Naturaufenthalten untersuchen. Ihre Erkenntnisse zeigen, dass sowohl kurze Auszeiten im Freien, wie ein Besuch im Stadtpark, als auch längere Aufenthalte in der Natur, etwa beim Campen oder bei der Gartenarbeit, positive Effekte auf die psychische Gesundheit haben. Besonders wohltuend sind Erlebnisse in der Nähe von Wasser.

Darüber hinaus zeigte die Metaanalyse, dass regelmäßige Naturaufenthalte langfristig präventiv gegen chronische psychische Erkrankungen wirken können. Menschen, die regelmäßig Zeit im Freien verbringen, zeigen eine erhöhte Resilienz gegenüber Stress und eine geringere Anfälligkeit für Depressionen und Angststörungen. Die natürliche Umgebung unterstützt nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern hat auch ausgleichende Wirkungen auf den Geist. Doch wie lässt sich diese heilende Wirkung erklären?

Stressreduktion und Stimmungsbesserung

Die Natur wirkt nachweislich beruhigend auf das menschliche Nervensystem, indem sie die Produktion von Stresshormonen wie Cortisol senkt. Bereits kurze Aufenthalte im Freien können signifikant zur Reduzierung des Stressniveaus beitragen. Die sanften Klänge der Natur, sei es das Zwitschern der Vögel oder das Rauschen der Blätter, fördern eine tiefere körperliche und geistige Erholung und tragen zur Entspannung bei.

Zudem haben natürliche Umgebungen eine positive Wirkung auf die Stimmung und können depressive Symptome mindern. Das Eintauchen in die Natur stimuliert die Freisetzung von „Feel-Good“-Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin, die für positive Gefühle und emotionale Stabilität sorgen. Studien belegen, dass Menschen, die regelmäßig Zeit in der Natur verbringen, über eine bessere allgemeine Stimmung und weniger Symptome von Depressionen berichten.

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Reduktion von Angst und Panik

Die Natur bietet eine wertvolle Ablenkung von den stressbeladenen Gedanken und Sorgen, die oft Angst und Panik auslösen. Indem man sich in die natürliche Umgebung eintaucht und die Pflanzen, Tiere oder Gewässer beobachtet, kann der Geist von belastenden Gedanken abgelenkt werden, was zur Linderung von Angst beiträgt. Zudem fördert der Aufenthalt in der Natur Achtsamkeit und Präsenz. Durch das bewusste Erleben und Wahrnehmen der natürlichen Umgebung kann man im Moment bleiben und sich von überwältigenden Gedanken und Gefühlen distanzieren. Das ist besonders hilfreich für Menschen mit Panikattacken, da es ihnen ermöglicht, sich zu entspannen und ihre Wahrnehmung zu beruhigen.

Förderung der körperlichen Aktivität

Studien haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig Zeit in der Natur verbringen, tendenziell aktiver sind und sich häufiger zu Aktivitäten im Freien anregen lassen. Die reizvolle Umgebung im Freien motiviert oft dazu, sich mehr zu bewegen. Die Schönheit der Landschaft und das angenehme Wetter laden ein zu Aktivitäten wie Wandern, Radfahren oder einfach nur Spazierengehen. Diese Erlebnisse sind nicht nur erfreulich, sondern tragen auch zur Verbesserung der psychischen Gesundheit bei. Körperliche Aktivität ist eng mit dem psychischen Wohlbefinden verbunden, da sie die Produktion von Endorphinen steigert – den natürlichen Stimmungsaufhellern des Körpers. So kombiniert regelmäßige Bewegung in der Natur die Vorteile der körperlichen Aktivität mit den beruhigenden Effekten der natürlichen Umgebung.

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Förderung des Schlafes

Forschungsergebnisse zeigen, dass Menschen, die regelmäßig Zeit im Freien verbringen, tendenziell besser schlafen. Der Aufenthalt in der Natur kann auf mehrere Weisen zu einem besseren Schlaf beitragen. Zum einen unterstützt natürliches Tageslicht die Regulierung des circadianen Rhythmus, also des natürlichen Schlaf-Wach-Zyklus unseres Körpers. Tageslicht fördert die Produktion von Melatonin, einem Hormon, das den Schlaf unterstützt. Regelmäßige Aufenthalte im Freien, besonders am Morgen, können helfen, diesen Rhythmus zu stabilisieren und die Schlafqualität zu verbessern. Da Schlafmangel mit verschiedenen psychischen Problemen wie Depressionen und Angststörungen in Verbindung steht, sind gute Schlafgewohnheiten für die psychische Gesundheit besonders wichtig.

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Zeit in der Natur in den Alltag integrieren

Die gute Nachricht ist, dass es nicht notwendig ist, große Zeitaufwände oder aufwendige Reisen zu unternehmen, um von den Vorteilen der Natur zu profitieren. Hier sind einige einfache Möglichkeiten, wie du mehr Zeit im Freien verbringen kannst:

  1. Regelmäßige Spaziergänge im Freien: Nutze jede Gelegenheit für Spaziergänge im Freien, sei es im Stadtpark, in der Nachbarschaft oder auf Naturpfaden. Schon kurze Spaziergänge können den Kontakt zur Natur fördern und dir helfen, dich zu entspannen.
  2. Naturfreundliche Pausen: Plane kurze Pausen während des Arbeitstags, um nach draußen zu gehen. Ein kurzer Aufenthalt auf einer Terrasse oder ein kurzer Spaziergang um Block kann dir helfen, frische Luft zu schnappen und den Kopf freizubekommen.
  3. Outdoor-Aktivitäten: Integriere naturbezogene Aktivitäten in deinen Alltag, wie Gartenarbeit, Vogelbeobachtung oder das Anlegen eines Kräutergartens auf dem Balkon. Diese Aktivitäten ermöglichen dir, regelmäßig Zeit in der Natur zu verbringen und deren Vorteile zu genießen.
  4. Digitale Auszeiten: Reduziere Bildschirmzeiten und verbringe bewusst Zeit ohne digitale Ablenkungen. Nutze diese Zeit, um nach draußen zu gehen und die Natur in Ruhe zu genießen, sei es bei einem Picknick im Park oder beim Sitzen unter einem Baum.
  5. Naturnahe Erholung: Plane regelmäßige Ausflüge in die Natur, auch wenn sie nur kurz sind. Ein Wochenendtrip in einen nahegelegenen Wald oder an einen See kann deine psychische Gesundheit langfristig unterstützen.

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Leben in der Stadt

In einer zunehmend urbanisierten Welt stehen wir vor besonderen Herausforderungen. Die Verdichtung der Städte bringt oft unzureichenden Wohnraum, schlechte Luftqualität und einen Mangel an Grünflächen mit sich, was den Zugang zur Natur erschwert und Stress sowie sensorische Überlastung verursachen kann. Doch auch in der Stadt gibt es Möglichkeiten, von der Natur zu profitieren: Kurze Pausen in nahegelegenen Parks oder unter Bäumen können bereits eine geistige Erfrischung bieten und die Produktivität steigern. Es ist besonders hilfreich, während solcher Pausen das Handy beiseite zu legen, um den vollen Nutzen aus der Naturerfahrung zu ziehen. Wenn regelmäßige Aufenthalte im Freien nicht möglich sind, kann man dennoch ein Stück Natur in den Innenraum bringen, etwa durch Zimmerpflanzen, Bilder von natürlicher Schönheit oder das Hören von beruhigenden Naturgeräuschen.

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