Gesundheit vor Trends: Warum Trenddiäten gefährlich sind

RossHelen/ istock

Die Faszination von Trenddiäten

Trenddiäten sind oft verführerisch, da sie schnelle Ergebnisse versprechen. In einer Zeit, in der der Druck, dem Idealbild des Körpers zu entsprechen, immer größer wird, sind viele Menschen bereit, extreme Maßnahmen zu ergreifen, um ihr Ziel zu erreichen. Diese Diäten sind häufig mit strengen Regeln verbunden und reduzieren die Nahrungsaufnahme drastisch. Die verlockenden Versprechen von schnellem Gewichtsverlust und einem schlanken Körper ziehen viele Menschen an, doch die Realität sieht oft ganz anders aus.

Die Macht von Social Media

Die Macht von Social Media darf im Zusammenhang mit Trenddiäten auch nicht unterschätzt werden. Die Plattformen wie TikTok oder Instagram haben die Verbreitung von Trenddiäten massiv beschleunigt. Auf Social Media finden sich täglich neue Ernährungspläne, die versprechen, die ultimativen Lösungen für Gewichtsprobleme zu sein. Ob es sich um das neueste Intervallfasten, die Low-Carb-Diät oder den Hype um High-Protein-Ernährung handelt – immer wieder sprießen neue Methoden aus dem Boden, die versprechen, schnell und einfach Gewicht zu verlieren. Doch diese Diäten bringen oft mehr Nachteile als Vorteile mit sich und können besonders junge Menschen in ein ungesundes Essverhalten treiben – ob bewusst oder auch unbewusst.

In unserem Video spricht die Ernährungsexpertin Holly Wilkinson darüber, wie sich Trenddiäten negativ auf den Körper auswirken können.

Der High-Protein-Wahn

Ein Beispiel für eine Trenddiät ist der Hype um eine proteinreiche Ernährung. Proteine sind in der Tat wichtige Bausteine für unseren Körper, da sie für den Aufbau und die Reparatur von Geweben sehr wichtig sind. Eine ausreichende Proteinzufuhr kurbelt den Stoffwechsel an, erhöht das Sättigungsgefühl und hilft zudem beim Muskelaufbau. Auch spielen Proteine eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Hormonen und Enzymen und tragen zur Aufrechterhaltung eines gesunden Immunsystems bei. Jedoch wird die Bedeutung dieses Nährstoffs häufig übertrieben, während der Markt mit einer Vielzahl von proteinreichen Produkten überschwemmt wird. Von proteinreichen Snacks über Shakes bis hin zu speziellen Diäten – viele Unternehmen vermarkten diese Produkte mit dem Versprechen, sie seien der Schlüssel zu einer besseren Gesundheit und einem schlankeren Körper. Dabei wird oft vergessen, dass eine ausgewogene Ernährung, die auch Kohlenhydrate und Fette umfasst, für die Gesundheit wichtig ist.

Außerdem enthalten viele Proteinprodukte oft zahlreiche Süßungsmittel, die das Ganze wenig natürlich erscheinen lassen. Diese Zusatzstoffe können nicht nur den Geschmack beeinflussen, sondern auch negative Auswirkungen auf das Mikrobiom haben. Proteinriegel sind häufig schwer verdaulich und können bei übermäßigem Konsum sogar zu Verdauungsproblemen wie Durchfall führen. Auch Magenkrämpfe sowie Sodbrennen könnten die Folge sein. Es ist daher wichtig, bei der Auswahl von Proteinquellen auf natürliche und unverarbeitete Lebensmittel wie Quinoa, Hüttenkäse oder Hühnerfleisch zu setzen, die sowohl gut verträglich sind als auch eine ausgewogene Nährstoffaufnahme unterstützen.

Mehr dazu: High-Protein-Produkte: Fördern sie Entzündungen im Körper?

Intervallfasten: Der Hunger als Lösung?

Eine weitere beliebte Trenddiät ist derzeit das Intervallfasten, bei dem Essenszeiten stark eingeschränkt werden. Die Idee dahinter ist einfach: Man isst in einem bestimmten Zeitfenster und fastet den Rest des Tages. Einige Studien zeigen, dass Intervallfasten tatsächlich Vorteile haben kann, wie eine Verbesserung der Insulinempfindlichkeit sowie der Zellerneuerung und eine Unterstützung bei der Gewichtsregulation. Viele Menschen berichten von einem gesteigerten Energieniveau und einer besseren Konzentration während der Fastenperioden. Doch es gibt einen Haken: Wenn man während des „Essenszeitfensters“ das isst, worauf man Lust hat, kann man schnell die Kaloriengrenze überschreiten. Diese Heißhungerattacken, die oft mit dem Intervallfasten einhergehen, sind dann eher kontraproduktiv, wenn man abnehmen möchte.

Zudem kann das lange Fasten und anschließend das Essen großer Mengen den Magen belasten und die Verdauung negativ beeinflussen. Für viele führt diese Methode auch zu einem ungesunden Verhältnis zum Essen und kann sogar das Risiko von Essstörungen erhöhen. Menschen, die ohnehin Schwierigkeiten mit ihrer Ernährung haben, könnten durch die strengen Regeln des Intervallfastens noch mehr unter Druck geraten. Es ist leicht möglich, dass sie versuchen, ihre Essensphasen zu kontrollieren, was zu einem Zwangsverhalten führen kann.

Mehr dazu: Jungbrunnen: Intervallfasten für die Zellerneuerung

Cheat Days als „Belohnung“

Cheat Days sind auch teil einer eher fragwürdigen Ernährungsweise: Sie stammen ursprünglich aus der Welt der Bodybuilder, die sie als strategischen Tag einführten, um ihre Diäten aufzulockern und Heißhungerattacken zu vermeiden. Die Idee ist, einen Tag in der Woche zu haben, an dem man ungesunde Lebensmittel genießen kann, ohne sich „schuldig“ zu fühlen. Aber genau das kann riskant sein, denn diese Cheat Days gehen oft mit Schuldgefühlen einher und führen häufig zu übermäßigem Essen und dem Verlust der Kontrolle über die eigene Ernährung. Statt die Diät als nachhaltig zu betrachten, kann es dazu kommen, dass Menschen in einen Teufelskreis von Verboten und übermäßigem Essen geraten. Cheat Days können so langfristig das Verhältnis zum Essen negativ beeinflussen und die Fortschritte, die man in der restlichen Woche erzielt hat, zunichte machen.

Low Carb als Promi-Trend

In den frühen 2010er-Jahren haben viele Stars die Low-Carb-Diät als das ultimative Wundermittel zum Abnehmen angepriesen. Diese Diät verspricht schnellen Gewichtsverlust, indem sie den Körper dazu bringt, auf seine Fettreserven zurückzugreifen, nachdem die Kohlenhydrataufnahme drastisch reduziert wurde. Aber auch wenn der schnelle Erfolg verlockend ist, birgt diese Methode einige ernsthafte Risiken. Kohlenhydrate sind eine entscheidende Energiequelle für unseren Körper. Sie sind nicht nur wichtig für körperliche Aktivitäten, sondern auch für die geistige Leistungsfähigkeit. Eine langfristige Vermeidung von Kohlenhydraten kann zu Nährstoffmängeln führen, da viele Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe hauptsächlich in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten stecken. Außerdem kann das Weglassen von Kohlenhydraten die sportliche Leistung beeinträchtigen. Wer regelmäßig aktiv ist, könnte schnell feststellen, dass ihm die Energie fehlt, um durchzuhalten. Und nicht zu vergessen: Kohlenhydrate sind wichtige Bausteine einer ausgewogenen Ernährung und sind auch für die Produktion von Hormonen essentiell, die unser Körper braucht.

Mehr dazu: „Low Carb“-Trend: Warum deine Workouts ohne Kohlenhydrate wenig bringen

Die psychologischen Auswirkungen von Diäten

Die ständige Auseinandersetzung mit Diäten kann auch psychologische Auswirkungen haben. Menschen, die sich in einem ständigen Kampf mit ihrem Gewicht befinden, können unter Stress, Angst und Depressionen leiden. Diäten, die auf kurzfristige Erfolge abzielen, fördern oft ein negatives Körperbild und ein ungesundes Verhältnis zum Essen. Ein weiteres Problem bei Trenddiäten ist der Jojo-Effekt. Viele Menschen, die mit einer extremen Diät beginnen, nehmen nach dem Abbruch der Diät schnell wieder zu, oft sogar mehr, als sie zuvor gewogen haben. Dieser Kreislauf von schnellem Abnehmen und anschließendem Zunehmen kann nicht nur frustrierend sein, sondern auch negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben und eben der psychischen Gesundheit schaden.

Mehr dazu: „Bikini-Body“-Trend: Das macht es mit deiner Psyche

Ernährung als langfristiger Prozess

Gesunde Ernährung sollte kein kurzfristiger Trend sein, sondern ein langfristiger Weg zu mehr Wohlbefinden. Für viele Menschen ist Abnehmen ein wichtiges Ziel, besonders wenn sie zuvor ungesund gelebt haben und sich einfach wohler in ihrem Körper fühlen möchten. Dabei ist es wichtig, die Kalorienbilanz im Blick zu behalten und sicherzustellen, dass man trotz gesunder Ernährung genügend Kalorien und Nährstoffe zu sich nimmt. So lässt sich Heißhunger und Mangelerscheinungen wie brüchige Nägel oder Haarausfall vermeiden. Anstatt also ständig der nächsten „Wunderdiät“ hinterherzujagen, sollten wir lernen, auf die Signale unseres Körpers zu hören und ihm die Nährstoffe zu geben, die er braucht, um fit und vital zu bleiben. Die Risiken von Trenddiäten zeigen uns, dass schnelle Lösungen oft nicht nachhaltig sind. Auch wenn sie kurzfristige Erfolge versprechen, können sie langfristig gesundheitliche Probleme verursachen. Es ist wichtig, die eigene Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden an die erste Stelle zu setzen. Letztlich geht es darum, eine Balance zu finden und Genuss mit Gesundheit zu verbinden. Denn die besten Veränderungen geschehen nicht über Nacht, sondern sind das Resultat von bewussten, langfristigen Entscheidungen.

Buchtipp der Redaktion: „Genug gefastet“ von Holly Wilkinson

Vorgeschlagene Artikel