Enthaltsamkeit im Trend
In einer Zeit, in der Swipe-Entscheidungen, Situationships und flüchtige Begegnungen zum Alltag gehören, suchen viele Frauen der GenZ einen Ausweg aus dem chaotischen Dating-Dschungel. Sie haben einen neuen Trend ins Leben gerufen: die bewusste Auszeit vom Dating, die unter dem Hashtag #boysober in den sozialen Medien kursiert. Die „Boysober“-Bewegung ist mehr als nur eine Flucht vor dem Dating-Wahnsinn, sie symbolisiert eine Rückbesinnung auf sich selbst und ein Bekenntnis zu persönlichem Wachstum und Selbstfürsorge. Inmitten der Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit moderner Beziehungen entscheiden sich immer mehr junge Frauen für die Suche nach Stille und Klarheit. Doch welche Beweggründe stehen hinter dieser bewussten Abkehr von der Partnersuche?
Was bedeutet „Boysober“?
„Boysober“ bedeutet übersetzt „Jungen-Nüchternheit“ oder „Jungen-Abstinenz“ und beschreibt die bewusste Entscheidung, auf romantische Beziehungen und intime Kontakte mit Männern zu verzichten. Die Bewegung umfasst eine Reihe von Regeln, die das Ziel definieren, eine Pause von der emotionalen Belastung und der oft frustrierenden Dynamik moderner Dating-Szenarien zu schaffen. Jede Teilnehmerin kann dabei die Regeln für sich selbst festlegen. Diese Regeln beinhalten zum Beispiel
- Keine Dates
- Keine Nutzung von Dating-Apps
- Keine intimen Kontakte über Küssen hinaus
- Keine Rückkehr zu Ex-Partnern oder Situationships (unverbindliche und undefinierte Beziehungen)
Ziel dieser Regeln ist es, den Druck und die Unsicherheiten des Dating hinter sich zu lassen. Viele Frauen berichten, dass sie von der ständigen Suche nach romantischen Beziehungen erschöpft sind und die Zeit nutzen möchten, um über sich selbst nachzudenken und ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen.
@justhopinalongThe official boysober rules lmk if you had questions or feedback♬ original sound – Hope Woodard
Herausforderungen des modernen Datings
Moderne Dating-Kulturen sind durch eine Vielzahl von Herausforderungen gekennzeichnet: von unzuverlässigen Dating-Apps über undefinierte Beziehungen, die oft mehr Stress als Freude bringen, bis hin zur emotionalen Erschöpfung durch unverbindliche Partnerschaften. Frauen erleben oft ein ständiges Gefühl der Unsicherheit, das durch das Verhalten der Männer und die Komplexität der Kommunikation noch verstärkt wird.
Das ständige Jonglieren mit Erwartungen und der Druck, romantische Bindungen einzugehen, können dazu führen, dass Frauen das Gefühl haben, ihre emotionalen Ressourcen seien erschöpft. Viele ziehen sich daher aus romantischen Beziehungen zurück, um sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren.
Immer mehr Frauen wählen Enthaltsamkeit
Die wachsende Zahl von Frauen, die sich für Enthaltsamkeit entscheiden, spiegelt auch einen größeren gesellschaftlichen Wandel wider. Immer mehr Frauen fordern Gleichbehandlung und respektvollen Umgang. Der Trend zeigt, dass Frauen nicht mehr bereit sind, unterdurchschnittliches Verhalten von ihren Dating-Partnern zu akzeptieren, das ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigt. In einer Zeit, in der Selbstfürsorge und psychische Gesundheit an Bedeutung gewinnen, wird „Boysober“ zu einem Symbol für Empowerment und Selbstbestimmung. Es geht nicht nur darum, sich von Männern zu distanzieren, sondern vielmehr darum, die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen und der Selbstliebe den Vorrang zu geben.
Mehr dazu: „Celibacy“: Warum immer mehr auf Enthaltsamkeit setzen
Vorteile der „Boysober“-Bewegung
Die Entscheidung, „boysober“ zu sein, bietet viele Vorteile, die über die bloße Auszeit vom Dating hinausgehen. Frauen können die Gelegenheit nutzen, sich auf ihr persönliches Wachstum zu konzentrieren, ihre eigenen Werte und Bedürfnisse zu erkennen und ihrer Selbstfürsorge Priorität einzuräumen. Das kann eine Chance sein, sich von toxischen Mustern zu befreien und zu lernen, gesunde Grenzen zu setzen.
Indem man sich von der ständigen Suche nach romantischen Beziehungen zurückzieht, gewinnt man wertvolle Klarheit darüber, was man wirklich in zukünftigen Beziehungen sucht und was man von potenziellen Partnern erwartet. Man erkennt, dass man keine Kompromisse mit jemandem eingehen muss, dessen grundlegende Werte und Vorstellungen nicht mit den eigenen übereinstimmen, nur um in einer Beziehung zu bleiben. Diese Erkenntnis ermöglicht es, nach authentischen und erfüllenden Partnerschaften zu suchen, in denen man wirklich man selbst sein kann.
Diese Auszeit ermöglicht es, sich auf das eigene Wohlbefinden und die eigenen Interessen zu konzentrieren, was zu einer stärkeren Identität und einem höheren Selbstwertgefühl führen kann. Während der „Boysober“-Phase haben Frauen auch mehr Zeit und Energie, ihre Freundschaften und platonischen Beziehungen zu pflegen, was eine wichtige Unterstützung bei der Selbstreflexion sein kann. Schließlich hilft die Auszeit, den Stress durch gesellschaftliche Erwartungen zu reduzieren, da Frauen sich auf ihre eigenen Werte und Bedürfnisse konzentrieren können, anstatt dem Druck, attraktiv und begehrenswert zu erscheinen, nachzugeben.
@carlygalluzzo I’ve never been happier #boysober #nodating #single ♬ original sound – Carls
Gibt es auch Nachteile?
Trotz der positiven Aspekte des „Boysober“-Ansatzes gibt es auch kritische Stimmen. Einige argumentieren, dass das Vermeiden von Dating und romantischen Beziehungen keine Lösung für emotionale Probleme ist. Es könnte als Flucht vor dem eigentlichen Problem wahrgenommen werden, anstatt sich den Herausforderungen des Datings zu stellen und daran zu wachsen. Darüber hinaus kann eine radikale Pause vom Dating dazu führen, dass Gelegenheiten verpasst werden, die zu bedeutungsvollen Beziehungen führen könnten. Du solltest dir dieser Aspekte bewusst sein, wenn du an diesem Trend teilnehmen möchtest.
Mehr dazu: „Trad Wives“: Ein Rückschritt für den Selbstwert von Frauen?
Lohnt es sich, bei dem Trend mitzumachen?
Die Entscheidung, bei der „Boysober“-Bewegung mitzumachen, kann sich für dich durchaus lohnen. In einer Zeit, in der Dating oft mit emotionalem Stress und Unsicherheit verbunden ist, bietet diese Bewegung eine wertvolle Gelegenheit zur Selbstreflexion und persönlichen Entwicklung. Indem du dir eine Auszeit von romantischen Beziehungen nimmst, kannst du nicht nur deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche klarer erkennen, sondern auch lernen, dich selbst an die erste Stelle zu setzen.
Die Zeit, die du sonst mit Dating verbringst, kannst du stattdessen in deine persönlichen Interessen, Hobbys und die Vertiefung deiner platonischen Beziehungen investieren. Das fördert nicht nur dein Selbstwertgefühl, sondern auch eine tiefere Beziehung zu dir selbst und zu anderen. Letztendlich kann die Entscheidung für eine „Boysober“-Phase nicht nur zu emotionaler Erholung führen, sondern auch den Grundstein für erfülltere und gesündere Beziehungen in der Zukunft legen.
Mehr dazu: Ghosting & Co: Macht Online-Dating krank?
So wirst du „Boysober“
Wenn du beim „Boysober“-Trend mitmachen möchtest, solltest du zunächst für dich festlegen, was es überhaupt für dich bedeutet. Willst du ganz auf Dating verzichten oder nur bestimmte Aktivitäten meiden? Schreibe dir deine persönlichen Regeln auf, z.B. keine Dates, keine Dating-Apps oder keine intimen Beziehungen. Hier sind weitere Tipps, die dir beim Dating-Detox helfen können:
1. Lösche die Dating-Apps
Entferne Apps wie Tinder, Bumble oder Hinge von deinem Smartphone. Wenn du die Apps nicht siehst, verringert sich die Versuchung, sie zu nutzen. Dies gibt dir die Möglichkeit, dich auf andere Aktivitäten zu konzentrieren.
2. Fokussiere dich auf Selbstfürsorge
Nutze die Zeit, die du für Dating aufwendest, um dir selbst etwas Gutes zu tun. Mach Dinge, die dir Freude bereiten, wie Lesen, Sport, Hobbys oder das Ausprobieren neuer Aktivitäten.
3. Pflege deine Freundschaften
Investiere Zeit in deine platonischen Beziehungen. Verbringe Zeit mit Freunden, die dich unterstützen und mit denen du gerne Zeit verbringst. Gemeinsame Aktivitäten können eine großartige Möglichkeit sein, Emotionen und Unterstützung zu teilen.
4. Setze Grenzen mit Ex-Partnern
Wenn du Ex-Partner oder Situationen in deinem Leben hast, die dich emotional belasten, ziehe in Betracht, den Kontakt zu ihnen zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Dies hilft dir, deinen emotionalen Raum zu klären und dich auf dich selbst zu konzentrieren.
5. Erkunde nicht-sexuelle Intimität
Konzentriere dich auf emotionale Intimität ohne physische Berührung. Verbringe Zeit mit Freund:innen, teile persönliche Geschichten oder geh auf platonische Dates. Das kann helfen, deine emotionalen Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dich auf romantische Beziehungen einzulassen.
6. Engagiere dich in neuen Hobbys oder Aktivitäten
Probiere neue Dinge aus, die dich interessieren, sei es ein Kurs, ein Sport oder ein kreatives Projekt. Dies erweitert nicht nur deine Interessen, sondern kann auch neue Freundschaften und Kontakte fördern.
7. Gib dir Zeit
Erlaube dir, diese „Boysober“-Phase zu genießen, ohne Druck, schnell wieder in das Dating einzusteigen. Es ist eine Gelegenheit, dich zu erholen und zu wachsen, bevor du dich wieder auf romantische Beziehungen einlässt. Es ist normal, Rückschläge zu erleben oder sich manchmal einsam zu fühlen. Sei geduldig und liebevoll mit dir selbst, während du diesen Prozess durchläufst.
Ein neuer Weg für die GenZ
Die „Boysober“-Bewegung ist mehr als ein weiterer Trend. Es ist eine Bewegung, die sich mit den Herausforderungen des modernen Datings auseinandersetzt und Frauen ermutigt, eine Pause von romantischen Beziehungen einzulegen, um sich auf sich selbst zu konzentrieren. Die Entscheidung, sich von Verabredungen und romantischen Verwicklungen zurückzuziehen, kann eine ermächtigende Erfahrung sein, die es Frauen ermöglicht, sich auf ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu konzentrieren.
Obwohl nicht jede Frau dem „Boysober“-Ansatz folgen muss, bietet er eine wertvolle Perspektive auf die Art und Weise, wie junge Frauen heute über Dating und Beziehungen denken. In einer Welt, in der Selbstliebe und persönliche Entwicklung immer wichtiger werden, könnten Enthaltsamkeits-Phasen der Schlüssel zu einer erfüllenderen und gesünderen Beziehung zu sich selbst und anderen sein.
Mehr dazu: „Very Demure“: Ist der Social Media Trend gefährlich für Frauen?
