Was ist eine Frozen Shoulder?
Eine sogenannte Frozen Shoulder, auch Schultersteife genannt, beschreibt eine Erkrankung, bei der die Beweglichkeit der Schulter stark eingeschränkt ist. „Eine spontane Schultersteife, aus dem Englischen auch oft „Frozen Shoulder“ genannt, kann grundsätzlich als primäre entzündliche Erkrankung der Gelenkkapsel des Schultergelenks ohne offensichtlichen Auslöser (idiopathisch) oder sekundär, meist nach Verletzungen oder Operationen der Schulter, auftreten. Bei der primären Schultersteife kommt es aus bisher noch unbekannten Gründen zu einer Entzündung und massiven Verdickung, ähnlich einer Vernarbung, der Gelenkskapsel“, erklärt uns Dr. Leo Pauzenberger, Facharzt für Orthopädie und Traumatologie
Diese Erkrankung tritt in drei Phasen auf: die entzündliche Phase mit starken Schmerzen, die Einsteifungsphase mit Bewegungseinschränkungen und schließlich die Lösungsphase, in der die Beweglichkeit wieder schrittweise zunimmt. Der Verlauf kann jedoch Monate bis Jahre in Anspruch nehmen und stellt Betroffene vor erhebliche Herausforderungen. Doch wie weiß man, ob es sich um eine Frozen Shoulder handelt und was unterscheidet sie von einer Kaltschulter? Wir haben bei Dr. Pauzenberger genauer nachgefragt.
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Symptome und Diagnose der Frozen Shoulder
Die Symptome einer Frozen Shoulder beginnen oft schleichend mit Schulterschmerzen, die besonders nachts auftreten. Nach und nach wird die Beweglichkeit der Schulter immer mehr eingeschränkt, bis alltägliche Aktivitäten kaum noch möglich sind. „Die korrekte Diagnose kann üblicherweise bereits durch Anamnese und Untersuchung sichergestellt werden.
Um keine Begleitpathologien zu übersehen, kann die Diagnostik noch durch Ultraschall, Röntgen und MRT zur Beurteilung von Knochen und Weichteilen ergänzt werden„, so Dr. Leo Pauzenberger. Besonders nach Schulterverletzungen oder Operationen sollte sorgfältig geprüft werden, ob andere Ursachen vorliegen.
Der Unterschied zur Kalkschulter, einer Erkrankung der Sehnen mit kalkartigen Ablagerungen, ist hierbei klar abzugrenzen. Dr. Pauzenberger betont: „Bei der „Kalkschulter“ handelt es sich um eine eigenständige Erkrankung der Sehnen, bei der es aus bisher unbekannten Gründen zu kalkähnlichen Einlagerungen im Sehnengewebe kommt.“ Hierbei stehen eher punktuelle Schmerzen und nicht die vollständige Einsteifung der Schulter im Vordergrund.
Warum sind Frauen besonders häufig betroffen?
Ein auffälliges Merkmal der Frozen Shoulder ist, dass Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Insbesondere tritt die Erkrankung bei Frauen zwischen 40 und 60 Jahren auf. „Die genaue Ursache für diese Häufung ist noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch vermutet, dass hormonelle Faktoren, wie beispielsweise Veränderungen während der Menopause, eine Rolle spielen könnten„, erläutert Dr. Pauzenberger.
Er geht weiter ins Detail: „Hormonschwankungen können die Entzündungsreaktionen im Körper beeinflussen. Zusätzlich haben Frauen im mittleren Alter ein höheres Risiko für Stoffwechselstörungen, die ebenfalls eine Rolle spielen.“ Darüber hinaus tragen bestimmte Vorerkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen zu einem höheren Risiko bei. „Besonders Diabetiker oder Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen sind anfälliger für diese Schulterproblematik“, so Pauzenberger weiter.
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Behandlung: Was hilft bei Frozen Shoulder?
Die Behandlung der Frozen Shoulder erfordert Geduld und eine Kombination verschiedener Therapien. In der frühen Phase können entzündungshemmende Medikamente wie Kortison eingesetzt werden, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. „In der Anfangsphase der Erkrankung kann versucht werden, mit einer vorübergehenden Einnahme von stark entzündungshemmender Medikation den Krankheitsverlauf zu verkürzen bzw. abzumildern“, so Dr. Pauzenberger.
Physiotherapie spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, auch wenn sie zunächst mit einer Verschlechterung der Schmerzen einhergehen kann. „Physiotherapie sollte behutsam begonnen werden. Oft führt sie anfangs zu einer Zunahme der Schmerzen, ist aber langfristig entscheidend, um die Beweglichkeit wiederherzustellen“, betont Pauzenberger. Falls konservative Therapien nicht ausreichen, kann eine arthroskopische Operation notwendig werden, bei der die verdickte Gelenkkapsel gelöst wird.
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Sport und Bewegung bei Frozen Shoulder
Sport und Bewegung sind wichtige Aspekte der Therapie, sollten jedoch vorsichtig dosiert werden. Dr. Pauzenberger erklärt: „Grundsätzlich darf die Schulter, soweit es die Beschwerden zulassen, belastet werden – eine Überbelastung sollte allerdings strikt vermieden werden, da dies wieder einen Entzündungsreiz bedeutet.“
Sanfte Sportarten wie Schwimmen oder Yoga sind ideal, um die Beweglichkeit zu fördern, ohne die Schulter zu überlasten. Ruckartige Bewegungen oder das Heben schwerer Lasten sollten hingegen vermieden werden, insbesondere in der entzündlichen Phase. „Es geht darum, die Balance zwischen Schonung und gezielter Bewegung zu finden. Zu viel Ruhe kann eine weitere Einsteifung begünstigen„, ergänzt Dr. Pauzenberger.
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Kann man einer Frozen Shoulder vorbeugen?
Eine gezielte Vorbeugung der Frozen Shoulder ist nicht immer möglich. Dennoch gibt es Maßnahmen, die das Risiko reduzieren können. Eine optimale Einstellung des Hormonhaushalts, insbesondere bei Diabetikern und Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen, ist ebenfalls sehr wichtig.
Dr. Pauzenberger rät: „Rauchen sollte strikt vermieden werden, da es Entzündungsprozesse im Körper fördert.“ Auch eine entzündungshemmende Ernährung, reich an Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen, kann unterstützend wirken.
Nach Schulterverletzungen oder -operationen sollte die Ruhigstellung der Schulter möglichst kurz gehalten werden. „Frühzeitige Physiotherapie ist entscheidend, um eine Versteifung zu verhindern und die Heilung zu fördern“, betont Dr. Pauzenberger.
Fazit: Geduld und gezielte Therapie
Die Frozen Shoulder ist eine langwierige Erkrankung, die besonders Frauen mittleren Alters betrifft. Hormonelle Veränderungen und bestimmte Vorerkrankungen scheinen eine entscheidende Rolle zu spielen. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind der Schlüssel, um die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit wiederherzustellen.
Obwohl die Behandlung viel Geduld erfordert, kann durch eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Physiotherapie und Bewegung ein gutes Ergebnis erzielt werden. „Wichtig ist, dass Betroffene die Hoffnung nicht verlieren und die Schulter behutsam mobilisieren. Der Prozess ist langwierig, aber mit der richtigen Behandlung kann die Schulter ihre Funktion zurückerlangen“, schließt Dr. Leo Pauzenberger ab.