Eine Harte Probe für die Partnerschaft
Die Geburt eines Kindes ist ein unglaubliches Ereignis, das das Leben eines Paares in vielerlei Hinsicht verändert. Plötzlich dreht sich alles um das neue Leben und der Alltag ist durchzogen von Schlafmangel, Windeln wechseln und der Sorge um das Wohl des Babys. Doch inmitten dieser Veränderungen ist es wichtig, dass frischgebackene Eltern nicht die Nähe und Intimität zueinander verlieren.
Gerade in den ersten Monaten nach der Geburt kann die Partnerschaft auf eine harte Probe gestellt werden, doch mit ein wenig Achtsamkeit und bewusster Entscheidung kann der Raum für Nähe und Liebe erhalten oder sogar neu gestaltet werden.
Die Herausforderung des Babyalltags
Die ersten Wochen nach der Geburt sind für frischgebackene Eltern unglaublich herausfordernd. In dieser Zeit müssen sie sich nicht nur an die körperlichen Veränderungen nach der Schwangerschaft und Geburt gewöhnen, sondern auch an den völlig neuen Lebensrhythmus.
Das Baby fordert rund um die Uhr Aufmerksamkeit, und oft ist der Schlafmangel ein ständiger Begleiter. Hinzu kommt, dass das Baby eine immense emotionale Belastung mit sich bringt – es ist ein kleines, fragiles Wesen, dessen Bedürfnisse nur schwer kommuniziert werden können. Inmitten dieses Chaos ist es einfach, die eigene Partnerschaft zu vernachlässigen.
Oftmals stehen die Bedürfnisse des Babys im Vordergrund, und die Partnerschaft tritt in den Hintergrund. Körperliche Intimität ist in dieser Phase häufig ein Tabuthema oder wird als weniger wichtig angesehen.
Doch das ist ein Trugschluss. Nähe und Intimität sind auch nach der Geburt für die Beziehung von entscheidender Bedeutung. Sie stärken nicht nur die Partnerschaft, sondern wirken sich auch positiv auf das emotionale Wohlbefinden der Eltern aus.
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1. Kommunikation: Das Fundament für Nähe
Eine der wichtigsten Säulen einer glücklichen Beziehung – gerade nach der Geburt eines Kindes – ist die Kommunikation. Als frischgebackene Eltern ist es von zentraler Bedeutung, miteinander zu sprechen, um die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu artikulieren.
Gerade in einer Zeit, in der viele Dinge verändert sind und neue Herausforderungen auf die Eltern zukommen, ist es wichtig, offen und ehrlich über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen.
Dabei sollte auch Raum für Empathie und Verständnis geschaffen werden. Der Körper hat sich verändert, sowohl bei der Mutter als auch beim Vater. Oft ist es der Fall, dass frischgebackene Mütter sich nach der Geburt nicht sofort wieder körperlich attraktiv fühlen oder Schwierigkeiten haben, ihre Sexualität neu zu entdecken.
Auch für Väter kann es herausfordernd sein, die Partnerschaft im neuen Lebenskontext zu erleben. Ein respektvoller und geduldiger Umgang miteinander hilft dabei, die Grundlage für eine harmonische Beziehung aufrechtzuerhalten.
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2. Kleine Momente der Zweisamkeit schaffen
Eine der einfachsten, aber oft übersehenen Methoden, um Nähe und Intimität zu fördern, sind kleine gemeinsame Momente. Wenn das Baby schläft oder von anderen Familienmitgliedern betreut wird, können Paare bewusst Zeit füreinander einplanen.
Das muss nicht immer eine aufregende Verabredung oder ein Abendessen im Restaurant sein – manchmal reicht es schon, einfach zusammen auf dem Sofa zu sitzen, Händchen zu halten oder ein Gespräch zu führen, ohne sich von den täglichen Aufgaben ablenken zu lassen.
Wenn es die Zeit und die Energie zulassen, kann ein gemeinsamer Spaziergang an der frischen Luft oder ein kurzer Ausflug helfen, den Kopf freizubekommen und als Paar wieder in Kontakt zu treten. Diese kleinen Auszeiten helfen nicht nur dabei, die Partnerschaft zu pflegen, sondern stärken auch das Gefühl der Verbundenheit und Nähe.
3. Körperliche Intimität: Warum man geduldig sein muss
Nach der Geburt ist es normal, dass es eine gewisse Zeit dauert, bis sich Körper und Geist wieder in Einklang befinden. Besonders für Frauen kann es einige Monate dauern, bis sie sich wieder bereit für körperliche Intimität fühlen.
Das hat nichts mit mangelnder Liebe oder Zuneigung zum Partner zu tun, sondern ist ein natürlicher Prozess, bei dem auch die psychische Erholung eine Rolle spielt. Nicht selten wird dieser Prozess zusätzlich durch eine Wochenbettdepression erschwert – etwa drei von vier Frauen sind davon betroffen und brauchen in dieser Phase besondere Fürsorge und Unterstützung.
Es ist wichtig, diese Phase mit Geduld und Verständnis zu durchleben. Paare sollten sich nicht unter Druck setzen, wieder zu „normalen“ körperlichen Intimitäten zurückzukehren. Stattdessen ist es hilfreich, die Zärtlichkeiten neu zu definieren und kleine, liebevolle Berührungen wie Küsse, Umarmungen oder sanfte Streicheleinheiten in den Alltag zu integrieren.
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4. Unterstützung von außen annehmen
Gerade zu Beginn der Elternschaft ist es völlig normal, sich überfordert zu fühlen und Unterstützung zu benötigen. Die Hilfe von Familie, Freund:innen oder auch professionellen Betreuer:innen kann eine wertvolle Ressource sein, um mehr Zeit für die Partnerschaft zu schaffen. Ein Großelternpaar, das das Baby für einige Stunden betreut, ermöglicht es den frischgebackenen Eltern, Zeit miteinander zu verbringen und die Partnerschaft neu zu erleben.
Auch eine professionelle Unterstützung durch eine Hebamme oder eine psychologische Beratung kann helfen, die Herausforderungen der Elternschaft zu meistern und das emotionale Gleichgewicht zu wahren.
5. Gemeinsame Ziele setzen
Um die Partnerschaft in dieser herausfordernden Phase zu stärken, ist es hilfreich, sich gemeinsam Ziele zu setzen. Das kann etwas Konkretes wie ein Familienurlaub oder eine geplante Verabredung zu zweit sein, aber auch langfristige Visionen wie gemeinsame Projekte oder Wünsche für die Zukunft können die Paarbindung stärken.
Indem sich frischgebackene Eltern gemeinsam auf eine Zukunftsperspektive fokussieren, schaffen sie eine emotionale Verbindung, die über den täglichen Stress hinausgeht und eine gemeinsame Basis für die Partnerschaft bildet.
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6. Die Rolle der Selbstfürsorge
Nicht nur das Paar als Einheit benötigt Aufmerksamkeit, sondern auch jeder Partner für sich selbst. Die Verantwortung für ein Neugeborenes kann zu Erschöpfung führen, weshalb es wichtig ist, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Sich selbst Raum zu geben für Hobbys, Sport oder Zeit mit Freunden kann dazu beitragen, das eigene Wohlbefinden zu fördern. Wer sich selbst gut fühlt, kann auch wieder besser in die Partnerschaft investieren.