Gesundheits-Apps boomen
Gesundheits-Apps haben in den letzten Jahren einen enormen Boom erlebt: Laut eines Berichts des Austrian Health Forum nutzen mehr als die Hälfte der Österreicher:innen Gesundheits-Apps auf ihrem Smartphone. Diese Apps versprechen, das Wohlbefinden ihrer Nutzer:innen durch personalisierte Trainingspläne, Ernährungsberatung und Gesundheitsüberwachung zu steigern. Ein wesentlicher Vorteil dieser Anwendungen liegt in ihrer präventiven Wirkung. Bei regelmäßiger Nutzung können die Benutzer:innen ihre körperliche Aktivität steigern, sich ausgewogen ernähren und auch Anzeichen von Krankheiten frühzeitig erkennen. Angesichts steigender Gesundheitskosten und einer alternden Bevölkerung stellt sich die Frage: Können diese Apps das Gesundheitssystem in Zukunft sogar entlasten? Und welche Herausforderungen gibt es dabei? Wir haben bei Christoph Hörhan, dem Gründer des Austrian Health Forum, nachgefragt.
Personalisierte Überwachung der Gesundheit
Dank fortschrittlicher Technologien ermöglichen moderne Gesundheits-Apps eine personalisierte Gesundheitsüberwachung und Sensoren sowie Wearables sammeln kontinuierlich Daten über Vitalfunktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck und Schlafqualität. Die Gesundheitsdaten des jeweiligen Users werden in den Apps stetig analysiert und die Nutzer:innen erhalten meist auch maßgeschneiderte Empfehlungen zu Ernährung, Fitness oder anderen Bereichen, in denen sie Hilfe benötigen. Darüber hinaus sind Gesundheits-Apps weit mehr als nur eine Hilfe bei der Diät oder dem Erreichen persönlicher Fitnessziele, sondern auch im medizinischen Bereich nützlich. Zahlreiche Studien zeigen, dass Fitness-Apps zu einem gesünderen Leben führen können und weitere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Gesundheits-Apps auch ein besseres Krankheitsmanagement ermöglichen. Christoph Hörhan, Gründer des Austrian Health Forum, stellt in unserem Interview fest, dass auch die Ärtz:innen von Gesundheits-Apps profitieren können: „Diese Apps können einen besseren Überblick über die Gesundheitsdaten der Nutzer:innen bieten, indem sie kontinuierlich Daten aufzeichnen und an Ärzt:innen übermitteln. Das ist vor allem bei chronischen Erkrankungen (Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) hilfreich, um den Therapieverlauf zu überwachen und anzupassen.“ Die damit verbundene Prävention könnte die Gesundheitskosten des Landes senken und langfristig möglicherweise auch die Notwendigkeit medizinischer Eingriffe und Krankenhausaufenthalte verringern.
Motivation und Verhaltensänderung durch Gesundheits-Apps
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Gesundheits-Apps ist ihre motivierende Wirkung. Durch Gamification-Elemente wie Belohnungssysteme, Herausforderungen und soziale Interaktionen werden Nutzer:innen ermutigt, ihre Gesundheitsziele zu verfolgen. Verhaltensänderungen sind entscheidend, um langfristig gesünder zu leben. Apps, die es schaffen, ihre Nutzer:innen nachhaltig zu motivieren, können somit einen erheblichen Beitrag zur Reduzierung von chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen leisten.
Integration in das Gesundheitssystem
Um eine möglichst große Wirkung zu erzielen, müssen Gesundheits-Apps noch stärker in das bestehende Gesundheitssystem integriert werden. Dies könnte durch die Zusammenarbeit mit Ärzt:innen und Krankenversicherungen geschehen. Sie könnten mit Hilfe von den Apps in die Daten ihrer Patient:innen noch besser einsehen und diese in ihre Diagnosen und Behandlungspläne einfließen lassen. Schon in den letzten Jahren hat sich der Trend in unserem Gesundheitssystem abgezeichnet, wie uns Hörhan bestätigt: „Telemedizinische Plattformen sind schon erfolgreich in Anwendung, z. B. vernetzt Herzmobil in Tirol und in der Steiermark bereits Gesundheitsdiensteanbieter:innen und Patient:innen und hilft chronische Erkrankungen zu managen. In Vorarlberg wird mit einer ähnlichen Technologie daran gearbeitet, Krebspatient:innen bei der Nachsorge zu unterstützen.“
Herausforderungen mit Datenschutz und KI
Trotz ihrer Vorteile stehen Gesundheits-Apps auch vor Herausforderungen: Ein wichtiger nächster Schritt wäre für den Gründer des Austrian Health Forum die Schaffung eines einheitlichen Gesundheitsdatenraums. Darin sollten klare Regeln für den Schutz, die Nutzung und die Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten festgelegt werden. Datenschutz und Datensicherheit sind zentrale Anliegen, da sensible Gesundheitsdaten verarbeitet werden. Eine aktuelle Umfrage des Austrian Health Forum vom Mai 2024 zeigt, dass 64 Prozent der Österreicher:innen bereit sind, ihre Gesundheitsdaten kontrollierten Stellen zur Verfügung zu stellen beziehungsweise dies bereits tun. Auch digitale Gesundheitsanwendungen unterliegen hierzulande bereits den strengen Datenschutzbestimmungen nach dem Datenschutzgesetz und der Datenschutzgrundverordnung der Europäischen Union, so Hörhan. Diese Vorgaben stellen klare Anforderungen an die Verarbeitung und Speicherung personenbezogener Gesundheitsdaten sowie an die Datenerhebung, um Privatsphäre und Sicherheit der Nutzer:innen zu garantieren.
Auch das Thema Künstliche Intelligenz spielt in der Medizin und in der Datenverarbeitung eine große Rolle. Mögliche Anwendungen von KI sind laut Hörhan die Verbesserung der Diagnostik, personalisierte Therapieempfehlungen und die Unterstützung bei der Verwaltung von Gesundheitsdaten. Dennoch werde KI den behandelnden Mediziner nicht ersetzen. „Natürlich ist es wichtig, dass für die Menschen immer Menschen als Ansprechpartner:innen zur Verfügung stehen und sich niemand durch digitale Anwendungen alleine gelassen fühlt. Dazu stehen aber zahlreiche Gesundheitsberufe wie z.B. Apotheker:innen und Community Nurses mit tausenden täglichen Kontakten zur Verfügung„, betont Hörhan.
Ein vielversprechender Weg der Gesundheits-Apps
Gesundheits-Apps bieten großes Potenzial, das Gesundheitssystem durch Prävention, personalisierte Überwachung und Verhaltensänderung zu entlasten. Die Integration dieser Apps in das bestehende Gesundheitssystem sowie die Bewältigung von Datenschutz- und Sicherheitsproblemen sind entscheidend für ihren Erfolg. Zudem muss sichergestellt werden, dass die Apps wissenschaftlich fundierte Empfehlungen geben und medizinische Standards einhalten. Mit fortschreitender Technologie und zunehmender Akzeptanz in der Bevölkerung ist jedoch zu erwarten, dass diese Herausforderungen gemeistert werden können. Mit der richtigen Umsetzung könnten Gesundheits-Apps also nicht nur Kosten senken, sondern auch die Lebensqualität der Menschen verbessern und zu einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung beitragen.
App-Tipp von Christoph Hörhan: Die kostenlose App „Alles Clara“, die pflegende Angehörige unterstützt, indem sie Online-Berater:innen aus dem Pflegebereich und der Psychologie kontaktieren können.
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