Essstörungen beim Kind: Diese Methoden können als Eltern helfen

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Dem Kind zur Seite stehen

Die Nachricht, dass das eigene Kind an einer Essstörung leidet, kann wie ein Schlag ins Gesicht sein. Diese Erkrankungen, die von Anorexie über Bulimie bis hin zu Binge Eating reichen, wirken sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die psychische und emotionale Gesundheit aus. Die Reaktion der Eltern ist oft von Sorge, Unwissenheit und manchmal auch von Verzweiflung geprägt. Aber es gibt Wege, wie man seinem Kind helfen kann, wieder auf den Weg der Besserung zu kommen. Hier sind einige allgemeine Schritte und Strategien, die dir als Elternteil helfen können, besser mit der Situation umzugehen und dein Kind zu unterstützen.

Essstörungen bei Kindern erkennen

Die Erkenntnis, dass das eigene Kind möglicherweise an einer Essstörung leidet, kann sehr schmerzhaft und beängstigend sein, aber die Konfrontation mit der Störung ist der erste und entscheidende Schritt zur Heilung. Besonderes Augenmerk sollte auf ungewöhnliche Essgewohnheiten gelegt werden. Dazu gehört das zwanghafte Bedürfnis, immer zur gleichen Tageszeit zu essen oder immer das gleiche Geschirr zu benutzen. Auch wenn Jugendliche alleine essen wollen, früh vom Tisch aufstehen oder häufig auf die Waage steigen, kann das ein Warnsignal sein. Weite Kleidung, um den Körper zu verstecken, und zwanghaftes Training sind ebenfalls Anzeichen, die auf eine Essstörung hindeuten können.

Körperliche Anzeichen für eine Essstörung können eine rasche Gewichtsabnahme oder -zunahme sein. Anhaltende Müdigkeit, Schwindel, gelegentliche Ohnmachtsanfälle und Magenprobleme gehören ebenfalls dazu. Beschädigte Zähne, dünner werdendes Haar und ein ständiges Kältegefühl können ebenfalls Anzeichen sein. Auf der psychischen Ebene können Symptome wie eine übermäßige Beschäftigung mit dem Gewicht oder dem Körperbild auftreten. Starker Stress, Angst oder Scham im Zusammenhang mit dem Essen sind ebenfalls möglich. Probleme mit geringem Selbstwertgefühl, soziale Isolation und Depressionen können ebenfalls auftreten. Es ist wichtig, diese Anzeichen ernst zu nehmen. Suche frühzeitig professionelle Hilfe, damit dein Kind die Unterstützung und Behandlung erhält, die es braucht.

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Kann man Essstörung beim Kind verhindern?

Es gibt keine Garantie, dass eine Essstörung vollständig verhindert werden kann, da viele Faktoren außerhalb der Kontrolle von Eltern liegen. Eine positive und akzeptierende Atmosphäre in Bezug auf das Körperbild kann jedoch dazu beitragen, dass sich das Kind wohl fühlt. Eltern können das bewirken, indem sie betonen, dass der Wert eines Menschen von seiner Persönlichkeit und nicht von seinem Aussehen abhängt und dass Menschen aller Körperformen stark und glücklich sein können. Eltern sollten es vermeiden, regelmäßig über ihre eigene Körperwahrnehmung, ihr Gewicht oder ihre Essgewohnheiten zu sprechen. Sätze wie z.B: „Ich kann nicht glauben, dass ich fünf Kilo zugenommen habe. Ich muss wieder abnehmen“, können beim Kind ein ungesundes Verhältnis zum eigenen Körper schaffen. Beide Elternteile sollten auch darauf verzichten, das Gewicht oder den Körper ihres Kindes zu kommentieren. Darüber hinaus sollten Eltern eine offene, ehrliche Beziehung zu ihrem Nachwuchs pflegen, damit sie ihm bei Problemen wie Mobbing oder Angst helfen können. Indem sie zuhören und gemeinsam gesunde Wege finden, mit diesen Herausforderungen umzugehen, können Eltern das Wohlbefinden ihres Kindes positiv beeinflussen.

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Gespräch mit dem Kind

Bevor du mit deinem Kind über die Essstörung sprichst, ist es hilfreich, sich über die Störung zu informieren und Erfahrungsberichte von Menschen zu lesen, die sich in der Genesung befinden. So kannst du besser verstehen und einfühlsamer reagieren. Es ist wichtig zu wissen, dass Jugendliche mit Essstörungen oft Schwierigkeiten haben, sich das Problem einzugestehen, was auf Scham, Angst oder mangelndes Verständnis für die Störung zurückzuführen sein kann. Auch wenn das Kind die Störung nicht zugibt oder herunterspielt, ist es wichtig, das Gespräch zu suchen und gemeinsam an dem Problem zu arbeiten. Manche Jugendliche denken vielleicht: „Ich bin nicht krank genug, um Hilfe zu brauchen.“ Sie erkennen vielleicht das Problem, halten es aber nicht für schwerwiegend genug, um Maßnahmen zu ergreifen. Kinder könnten Angst davor haben, die vermeintlichen Vorteile ihres derzeitigen Verhaltens zu verlieren, Angst vor Veränderungen haben oder sich nicht vorstellen können, ihre Beziehung zum Essen zu verändern. In solchen Fällen ist es hilfreich, kleine, machbare Schritte vorzuschlagen und aufzuzeigen, was dem Kind in seinem derzeitigen Zustand fehlt.

Wenn du das Gespräch beginnst, drücke freundlich deine Besorgnis aus und sei klar und konkret über das, was du bemerkt hast. Frage nach der Sichtweise und den Gefühlen deiner Tochter oder deines Sohnes und höre aufmerksam zu. Sei bereit, über alles zu sprechen, was auftaucht, sei es Mobbing in der Schule oder starke Ängste. Behalte einen ruhigen Ton bei, auch wenn du innerlich angespannt bist, um das Gespräch für dein Kind weniger belastend zu gestalten. Besprecht gemeinsam konkrete Schritte, wie z.B. den Beginn einer Therapie.

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Therapiemöglichkeit suchen

Suche nach Behandlungszentren oder Spezialisten für Essstörungen, die deine Versicherung akzeptieren. Informiere dich im Voraus gründlich über Qualifikationen, Erfahrungen, Behandlungsstrategien sowie Versicherungs- und Zahlungsmöglichkeiten. Das Ansprechen einer Essstörung und der Beginn einer Behandlung erfordern oft viele Gespräche. Bleibe an der Behandlung deines Kindes beteiligt, indem du zu den Terminen gehst und Unterstützung anbietest. Lass dich nicht entmutigen, wenn dir der erste Therapeut oder Therapeutin oder die erste Klinik nicht passt. Es kann einige Zeit dauern, bis der richtige Behandlungsansatz für dein Kind gefunden ist. Es kann auch sinnvoll sein, deinem Kind anonyme Beratung über Essstörungen-Hotlines vorzuschlagen. Ein vertrauliches Gespräch mit eine:r Spezialist:in kann deinem Kind die Chance bieten, Unterstützung zu erhalten, ohne Angst vor Verurteilung oder Missverständnissen haben zu müssen. In Österreich kannst du die Hotline für Essstörungen unter der Nummer 0800 20 11 20 erreichen. Alternativ steht auch die schriftliche Kontaktaufnahme per E-Mail an hilfe@essstoerungshotline.at zur Verfügung.

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Wie unterstütze ich mein Kind bei der Genesung?

Die Genesung von einer Essstörung ist ein langer Prozess mit vielen Höhen und Tiefen. Sei dir bewusst, dass Rückschläge Teil des Weges sein können. Ermutige dein Kind, den Behandlungs- oder Ernährungsplan einzuhalten und seine Bewältigungsfähigkeiten weiter zu entwickeln. Erinnere dein Kind an die Bedeutung seiner Gesundheit und wie die Essstörung sich auf diese auswirkt. Statt dein Kind streng zu kontrollieren oder zum Essen zu zwingen, solltest du ihm die Möglichkeit geben, sich über seine Essstörung zu informieren. Das kann durch professionelle Beratung und informative Bücher geschehen. Gemeinsame Aktivitäten wie das Kochen gesunder Mahlzeiten können dazu beitragen, dass dein Kind nach und nach ein gesundes Verhältnis zum Essen entwickelt. Unterstütze dein Kind kontinuierlich und achte darauf, auch auf dich selbst zu achten. Finde Wege, um Stress abzubauen und mit deinen eigenen Gefühlen umzugehen, damit du stark bleibst und deinem Kind bestmöglich helfen kannst.

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