Digitale Helfer: Wie zuverlässig sind Zyklus-Apps wirklich?

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Große Auswahl

Genug von der täglichen Pilleneinnahme oder bereit, sich auf eine neue Schwangerschaft einzulassen? Immer mehr Frauen greifen heute auf Zyklus-Apps zurück, um den Zeitpunkt des Eisprungs zu bestimmen oder den Beginn der nächsten Periode vorherzusagen. Ob Lady Cycle, Clue oder Flo – die Auswahl an Apps ist groß, viele sind kostenlos und werden weltweit millionenfach heruntergeladen. Doch wie zuverlässig sind die digitalen Helfer, wenn es darum geht, den Zyklus genau zu überwachen und bei der Verhütung oder Familienplanung zu unterstützen?

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Wie funktionieren Zyklus-Apps?

Zyklus-Apps verwenden Algorithmen, um den Menstruationszyklus zu analysieren. Sie werten die von den Nutzerinnen eingegebenen Daten wie Beginn und Dauer der Periode sowie die durchschnittliche Zykluslänge aus. Bei einigen Apps können auch zusätzliche Symptome wie Stimmungsschwankungen oder körperliche Beschwerden erfasst werden. Die gesammelten Informationen helfen der App, Muster zu erkennen und Vorhersagen über den nächsten Menstruationsbeginn, die fruchtbaren Tage und andere Phasen des Zyklus zu treffen.

Genauigkeit der Zyklus-Apps

Die Genauigkeit von Zyklus-Apps kann je nach individuellem Zyklus und Qualität der App schwanken. Deshalb ist es wichtig, sich vorher zu informieren, welche Apps für die eigenen Ziele wie Familienplanung oder die Vorhersage des Menstruationsbeginns am besten geeignet sind. Die Stiftung Warentest hat 23 Zyklus-Apps getestet und festgestellt, dass nur zwei Android-Apps und eine iOS-App die Note „gut“ erhalten haben. Die meisten Zyklus-Apps erhielten die Note „mangelhaft“. Der Grund: Viele dieser Apps berechnen den Eisprung und den Beginn der Periode nur mathematisch, oft Monate im Voraus. Dazu verwenden sie entweder Kalenderdaten aus früheren Zyklen der Nutzerin oder statistische Daten von anderen Nutzerinnen. Das Ergebnis sind Durchschnittswerte, die die fruchtbaren Tage und den Beginn der Periode oft falsch anzeigen.

Wer Zyklus-Apps nutzt, sollte sich auch darüber im Klaren sein, dass Frauen mit regelmäßigen Zyklen in der Regel mehr von den Vorhersagen profitieren, da die Apps auf Durchschnittswerten basieren. Frauen mit unregelmäßigen Zyklen können sich dagegen weniger auf diese Apps verlassen. Viele Apps berechnen den Zeitpunkt des Eisprungs und die fruchtbaren Tage nur anhand der Zykluslänge, was bei unregelmäßigen Zyklen oder hormonellen Störungen oft ungenau ist.

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Zyklus-Apps als Verhütungsmethode

Für Frauen, die nicht auf hormonelle Verhütungsmethoden zurückgreifen möchten, ist die Überwachung des Eisprungs eine beliebte hormonfreie Alternative. Manche Frauen verlassen sich dabei auf die Funktion von Zyklus-Apps, den Eisprung vorherzusagen. Zyklus-Apps sind nützlich, um den Menstruationszyklus zu verfolgen, aber sie sind keine zuverlässige Verhütungsmethode. Sie berechnen die fruchtbaren Tage und den Eisprung meist anhand von Durchschnittswerten, die bei unregelmäßigen Zyklen oder anderen Faktoren ungenau sein können. Stress, Krankheit oder andere Einflüsse werden oft nicht berücksichtigt, so dass die Vorhersagen oft falsch und irreführend sind. Zyklus-Apps allein sind daher keine zuverlässige Methode, um sich vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen.

Zuverlässige Familienplanung

Auch wenn eine Zyklus-App verwendet wird, sind oft zusätzliche Messungen notwendig. Das Messen der Temperatur und die Beobachtung des Zervixschleims können die Genauigkeit der Apps verbessern. Die drei Apps, die im Test mit „gut“ bewertet wurden, verwenden die symptothermale Methode, die von der Arbeitsgruppe NFP (Natürliche Familienplanung) entwickelt wurde. Diese Methode funktioniert so: Jeden Morgen vor dem Aufstehen wird die Körpertemperatur gemessen. Kurz vor oder nach dem Eisprung steigt diese leicht an. Gleichzeitig wird der Zervixschleim beobachtet, der sich im Gebärmutterhals verändert. Um den Eisprung herum ist der Schleim klar und flüssig, was auf eine fruchtbare Phase hinweist. Später wird er zähflüssig und erschwert den Spermien den Zugang zur Gebärmutter. Die gesammelten Daten werden dann in die App eingegeben und dort ausgewertet. Die drei Apps, die besonders gut im Test abgeschnitten haben, sind:

  • Lady Cycle (Android)
  • MyNFP (Android)
  • MyNFP (iOS)

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Ovulationstests für mehr Sicherheit

Um deinen Eisprung zuverlässig zu verfolgen, kannst du neben Apps auch Ovulationstests verwenden, die den Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin messen. Der LH-Spiegel steigt normalerweise 24 bis 36 Stunden vor dem Eisprung an, was ein Zeichen dafür ist, dass der Eisprung kurz bevorsteht. Mache die Tests täglich zur gleichen Zeit, am besten morgens, wenn der Urin am konzentriertesten ist. Je nach Länge deines Zyklus solltest du einige Tage vor dem erwarteten Eisprung mit dem Test beginnen und die Anweisungen auf der Packung genau befolgen. Ein positiver Test bedeutet, dass der Eisprung in den nächsten 1 bis 2 Tagen stattfinden wird. Wenn du die Tests regelmäßig machst und die Ergebnisse aufschreibst, kannst du den Eisprung besser vorhersagen und deine Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen oder deine Fruchtbarkeit besser überwachen.

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