Demenz-Warnzeichen: Experte verrät, wie du das Risiko reduzieren kannst

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Wenn einfache Handlungen zur Herausforderung werden

Ein leichtes Nachlassen des Gedächtnisses im Alter ist keine Seltenheit, aber Demenz geht weit darüber hinaus. Sie ist keine normale Alterserscheinung, sondern eine ernsthafte Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und deren Angehörigen stark beeinträchtigt. Ein aktuelles Beispiel ist der ehemalige Actionstar Bruce Willis, der seine Erkrankung gemeinsam mit seiner Familie publik gemacht hat. Durch seine enorme Reichweite rückt er das Thema stärker in den Fokus der breiten Öffentlichkeit. Doch was genau versteht man unter Demenz? Zu den wichtigsten Folgen gehört der Verlust kognitiver Fähigkeiten, der es schwierig macht, sich neue Informationen zu merken, alltägliche Aufgaben zu bewältigen und komplexe Probleme zu lösen. Das kann die Selbständigkeit stark einschränken, was für die Betroffenen eine weitere psychische Last sein kann. Einfache Tätigkeiten wie Kochen oder das Bezahlen von Rechnungen können zur Herausforderung werden, was natürlich häufig zu einer zunehmenden Abhängigkeit von Pflegepersonal oder Familienangehörigen führt. Zwar gibt es Maßnahmen, die das Risiko einer Demenzerkrankung verringern oder ihren Verlauf verlangsamen können, doch einige Ursachen lassen sich nicht vollständig kontrollieren. Wir haben den Experten Marcus Grimm, Professor an der SRH Hochschule für Gesundheit in Köln, befragt, um mehr über die Ursachen von Demenz zu erfahren und welche Schritte jeder von uns unternehmen kann, um das Risiko zu reduzieren.

1. Gesunde Ernährung für ein gesundes Gehirn

Eine gesunde Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil der Demenzprävention. Besonders vorteilhaft ist laut Marcus Grimm die mediterrane Ernährung: Sie zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen und Fisch aus. Diese Lebensmittel liefern wichtige Nährstoffe und Antioxidantien, die das Gehirn schützen und die kognitive Gesundheit fördern. Fisch, insbesondere Sorten wie Lachs und Makrele, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, spielen eine zentrale Rolle in dieser Ernährung. „Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und sind für den Erhalt der Hirnstruktur entscheidend“, erklärt Grimm. Diese Fettsäuren helfen, die neuronale Gesundheit zu erhalten und die Gehirnfunktion zu unterstützen. Zuckerreiche und stark verarbeitete Lebensmittel sollten dagegen vermieden werden, da sie Entzündungsprozesse im Körper fördern können. „Ein hoher Zuckerkonsum ist mit einem erhöhten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz verbunden“, warnt Grimm. Der regelmäßige Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln kann nicht nur das Risiko für Diabetes und Herzerkrankungen erhöhen, sondern auch die Gehirnfunktion beeinträchtigen. Eine ausgewogene, nährstoffreiche und zuckerarme Ernährung bietet die besten Voraussetzungen für eine langfristige Gesundheit des Gehirns und kann wesentlich dazu beitragen, das Demenzrisiko zu senken.

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2. Körperliche Aktivität: Mehr als nur Bewegung

Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Risiko, an Demenz zu erkranken, deutlich senken. Studien zeigen, dass aerobes Training die Atrophie des Hippocampus, der für das Gedächtnis verantwortlichen Hirnregion, verlangsamen kann. Aktive ältere Menschen können ihre kognitiven Fähigkeiten besser erhalten als weniger aktive, selbst wenn sie bereits Hirnschäden oder Demenz-Biomarker aufweisen. Grimm betont: „Bewegung hat viele Vorteile für das Gehirn. Sie verbessert die Durchblutung und fördert die Neuroplastizität, was bedeutet, dass das Gehirn flexibler auf Veränderungen reagiert.“ Darüber hinaus hilft regelmäßige Bewegung bei der Gewichtskontrolle, der Herzgesundheit und der Stimmungslage, was auch das Demenzrisiko beeinflussen kann. Ideal sind mindestens 150 Minuten moderates Aerobic-Training wie zügiges Gehen oder 75 Minuten intensivere Aktivitäten wie Joggen pro Woche. Zusätzlich sollte zweimal pro Woche ein Krafttraining durchgeführt werden. Wenn du lange inaktiv warst oder gesundheitliche Probleme hast, beginne vorsichtig, vielleicht mit 15 Minuten pro Tag, und steigere dich langsam. Finde eine Sportart, die dir Spaß macht, und mache Bewegung zu einer täglichen Priorität.

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3. Gehirn auf Trab halten

Das Gehirn braucht regelmäßige geistige Herausforderungen, um gesund zu bleiben. „Die kognitive Reserve aufzubauen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Demenzprävention“, erklärt Grimm. Dazu gehören Aktivitäten wie Lesen, Kreuzworträtsel lösen, Schach spielen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten. „Je mehr das Gehirn gefordert wird, desto besser kann es mit kognitiven Veränderungen umgehen“. Neben individuellen geistigen Übungen kann auch die Teilnahme an Bildungs- und Lernprogrammen hilfreich sein. „Neues zu lernen regt verschiedene Bereiche des Gehirns an und fördert langfristig die geistige Gesundheit“, so Grimm.

Auch soziale Interaktionen sind für die Prävention sehr wichtig. Soziale Einsamkeit kann das Risiko, an Demenz zu erkranken, erhöhen und bestehende Symptome verstärken. Fehlen soziale Interaktionen und emotionale Unterstützung, können die Hirnfunktionen schneller nachlassen. „Soziale Isolation kann zu einem erhöhten Stresslevel und einer verminderten geistigen Stimulation führen, was das Risiko für Demenz steigert“, erklärt Grimm. Der Austausch mit anderen Menschen fördert geistige Aktivitäten, stärkt das Gedächtnis und verbessert das emotionale Wohlbefinden. Ohne regelmäßige soziale Kontakte kann die geistige Leistungsfähigkeit abnehmen, wodurch das Gehirn anfälliger für demenzielle Veränderungen wird. Soziale Aktivität, sei es durch Hobbys, ehrenamtliches Engagement oder regelmäßige Treffen mit Freunden und Familie, ist daher ein wichtiger Schutzfaktor gegen die Entwicklung von Demenz. „Gesellige Aktivitäten fördern nicht nur das emotionale Wohlbefinden, sondern halten auch den Geist auf Trab“, fügt Grimm hinzu.

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4. Stressbewältigung und Schlafhygiene

Stress kann die kognitive Gesundheit erheblich beeinträchtigen und das Demenzrisiko erhöhen. Grimm betont: „Stressmanagement ist daher ein wichtiger Aspekt der Demenzprävention“. Methoden wie Meditation, Yoga und Achtsamkeitstraining sind wirksam, um Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Ein ausgewogener Lebensstil mit regelmäßigen Erholungsphasen hilft, die negativen Auswirkungen von Stress auf das Gehirn zu minimieren. Auch guter Schlaf ist für die psychische Gesundheit wichtig. Schlafmangel oder unregelmäßiger Schlaf können laut Markus Grimm das Demenzrisiko erhöhen. Eine regelmäßige Schlafroutine, eine bequeme Schlafstätte und die Vermeidung von Bildschirmen vor dem Schlafengehen sind entscheidend, um die Schlafqualität zu verbessern. „Während des Schlafs findet eine wichtige Reinigung des Gehirns statt, die das Gedächtnis und die kognitiven Funktionen unterstützt„, erklärt der Experte.

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5. Alkohol und Rauchen als Risikofaktoren

Ein gesunder Lebensstil und die Vermeidung von Risikofaktoren spielen eine zentrale Rolle in der Demenzprävention. Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor, da es die Blutgefäße schädigt und die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigt, was wiederum das Risiko für kognitive Probleme und Demenz erhöht. Marcus Grimm betont: „Rauchen ist ein bekannter Risikofaktor für viele Krankheiten, einschließlich Demenz. Auch Alkohol sollte nur in Maßen oder gar nicht getrunken werden“. Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Gehirn schädigen und zu einer frühzeitigen Verschlechterung der kognitiven Funktionen führen. Neben dem Verzicht auf schädliche Suchtmittel ist ein insgesamt gesunder Lebensstil entscheidend. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Nährstoffen und arm an Zucker und verarbeiteten Lebensmitteln ist, unterstützt die Gesundheit des Gehirns. Ein gesunder Lebensstil, der diese Faktoren berücksichtigt, kann nicht nur das Demenzrisiko senken, sondern auch die allgemeine Lebensqualität verbessern und die Lebenserwartung verlängern.

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Frühe Anzeichen und Symptome oft unterschiedlich

Menschen, die bisher keine Erfahrungen mit dieser Erkrankung gemacht haben, sollten wissen, dass es auch bei der Diagnosestellung einige Herausforderungen gibt. Die Unterscheidung zwischen normalen altersbedingten Gedächtnisproblemen und frühen Demenzsymptomen kann schwierig sein, ist aber für eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung von entscheidender Bedeutung. Normale altersbedingte Gedächtnisprobleme sind in der Regel harmlos und betreffen alltägliche Vergesslichkeiten wie das gelegentliche Verlegen von Schlüsseln oder das Vergessen von Namen, an die man sich später wieder erinnert. Diese Art von Vergesslichkeit beeinträchtigt das tägliche Leben in der Regel nicht und ist oft nur eine normale Folge der Alterung des Gehirns. Die Frühsymptome der Demenz, insbesondere der Alzheimer-Demenz, unterscheiden sich deutlich in Art, Häufigkeit und Schweregrad. Das sind acht typische Frühsymptome der Alzheimer-Demenz laut Marcus Grim:

  1. Gedächtnisverlust, der das tägliche Leben beeinträchtigt: Häufiges Vergessen von kürzlich erlernten Informationen und wichtige Ereignisse, oft verbunden mit wiederholtem Nachfragen, kann auf Demenz hindeuten.
  2. Herausforderungen bei der Planung und Problemlösung: Schwierigkeiten, komplexe Aufgaben wie das Befolgen von Rezepten oder das Verwalten von Finanzen zu meistern, können ein Zeichen für Demenz sein.
  3. Desorientierung in Bezug auf Zeit und Ort: Verlust des Zeitgefühls oder das Vergessen, wo man sich befindet, sind mögliche Frühwarnzeichen.
  4. Probleme beim Verstehen visueller Bilder und räumlicher Beziehungen: Schwierigkeiten beim Lesen oder Einschätzen von Entfernungen können auf Demenz hinweisen.
  5. Schwierigkeiten beim Schreiben oder Sprechen: Probleme, die richtigen Worte zu finden oder mitten im Gespräch zu stoppen, sind häufige Symptome.
  6. Verlegen von Gegenständen und Unfähigkeit, Schritte zurückzuverfolgen: Häufiges Verlegen von Gegenständen und das Unvermögen, den Aufenthaltsort zurückzuverfolgen, können Anzeichen sein.
  7. Abnehmendes Urteilsvermögen und Entscheidungsfindung: Verschlechterung des Urteilsvermögens, insbesondere bei finanziellen Entscheidungen, ist ein ernstes Warnsignal.
  8. Sozialer Rückzug und Veränderung der Persönlichkeit: Rückzug aus sozialen Aktivitäten und auffällige Persönlichkeitsveränderungen können auf Demenz hindeuten.

Formen von Demenz unterscheiden

Es ist wichtig zu wissen, dass Alzheimer nicht die einzige Art von Demenz ist. Es gibt verschiedene Demenztypen mit unterschiedlichen Ursachen und Symptomen. Eine wichtige Form ist die vaskuläre Demenz, die durch Probleme mit der Durchblutung im Gehirn verursacht wird. „Bei der vaskulären Demenz sehen wir häufig eine plötzliche Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten, besonders nach einem Schlaganfall“, erklärt Grimm. Eine andere Art ist die Lewy-Körper-Demenz. Sie ist gekennzeichnet durch abnorme Eiweißablagerungen in den Nervenzellen, die Halluzinationen und starke Schwankungen in den kognitiven Fähigkeiten verursachen können. Da sich die Symptome überschneiden können, ist es wichtig, bei Auffälligkeiten ein:e Ärzt:in aufzusuchen. Eine genaue Diagnose kann nur durch umfassende medizinische Untersuchungen erfolgen, einschließlich bildgebender Verfahren und Tests. Eine frühe und genaue Diagnose hilft, zwischen normaler Altersvergesslichkeit und möglichen Demenzsymptomen zu unterscheiden und die bestmögliche Unterstützung zu bieten.

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Aktuelle Ansätze und Therapien

Bis heute gibt es keine Heilung für Demenz, aber es gibt Behandlungen, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Medikamente wie Cholinesterase-Hemmer (z.B. Donepezil, Rivastigmin, Galantamin) können die Symptome von Alzheimer vorübergehend verbessern oder stabilisieren. Memantin wird bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz zur Linderung der Symptome eingesetzt. Neben Medikamenten sind auch andere Therapien wichtig. Kognitive Trainingsprogramme, Ergotherapie und Verhaltenstherapie können den Patient:innen helfen, ihre Alltagsfähigkeiten zu erhalten und ihre Lebensqualität zu verbessern. Besonders wirksam sind Therapieansätze, die auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sind“, erklärt Grimm. Sie helfen den Betroffenen, ihren Alltag besser zu bewältigen und ihre geistigen Funktionen zu stärken. Wichtig ist auch die Unterstützung durch Angehörige und Pflegepersonal, um Patient:innen durch die Herausforderungen der Krankheit zu helfen.

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Unterstützung für Betroffene

Die Pflege und Unterstützung von Demenz-Patient:innen erfordert enorme Geduld, Empathie und Verständnis. Angehörige sollten sich gut über die Krankheit informieren und lernen, wie sie die Betroffenen am besten unterstützen können. Es ist wichtig, die Kommunikation einfach und klar zu halten und die Patient:innen nicht zu überfordern. Ein gut durchdachter Pflegeplan, der auf die individuellen Bedürfnisse der erkrankten Personen abgestimmt ist, kann den Alltag erleichtern. Auch professionelle Hilfe kann wertvolle Unterstützung bieten. Pflegeeinrichtungen, Tagespflegeangebote und ambulante Dienste stehen zur Verfügung, um die Erkrankten und ihre Angehörigen zu entlasten. Eine weitere wertvolle Unterstützungsmöglichkeit sind Selbsthilfegruppen. Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann emotionale Unterstützung und praktische Tipps für Betroffene bieten.

Marcus Grimm, Professor und Studiengangsleiter für den Bachelorstudiengang Ernährungstherapie und -beratung
Marcus Grimm, Professor und Studiengangsleiter für den Bachelorstudiengang Ernährungstherapie und -beratung

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