Darmflora: Wie beeinflusst vegane Ernährung den Darm?

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Veganismus-Boom hält an

In den letzten Jahren hat die vegane Ernährung einen bemerkenswerten Boom erlebt. Heute gibt es eine Vielzahl von Restaurants, die sich ganz auf vegane Küche spezialisiert haben, während vegane Foodblogger auf Instagram große Aufmerksamkeit bekommen. Auch Hollywoodstars setzen zunehmend auf eine pflanzenbasierte Ernährung, und selbst in der gehobenen Gastronomie finden sich immer mehr vegane Gerichte. Die Beweggründe für diese Ernährungsweise sind vielfältig – von ethischen und ökologischen Überlegungen bis hin zu gesundheitlichen Aspekten. Doch auch mögliche Nebenwirkungen wie Mangelerscheinungen (Vitamin B12) oder neuerdings auch Auswirkungen auf den Darm werden immer wieder diskutiert Wie gesund oder ungesund ist eine vegane Ernährung den Verdauungstrakt und worauf sollte man achten?

Die Darmflora und ihre Bedeutung

Unser Verdauungssystem ist weit mehr als nur eine Weg für die Nahrungsaufnahme: es spielt eine sehr wichtige Rolle für unser Wohlbefinden. Der Darm beherbergt eine Vielzahl an Mikroorganismen, die gemeinsam als Mikrobiom bekannt sind. Diese Mikroben sind von entscheidender Bedeutung für eine Vielzahl von physiologischen Prozessen. Sie sind nicht nur an der Verdauung von Nahrungsmitteln beteiligt, sondern tragen auch zur Produktion essenzieller Vitamine bei, wie Vitamin K und einige B-Vitamine. Außerdem unterstützen sie das Immunsystem, indem sie das Wachstum schädlicher Bakterien hemmen und eine Barriere gegen krankheitserregende Mikroben bilden. Die Mikroflora beeinflusst auch die Aufnahme von Nährstoffen und kann sogar das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes beeinflussen. Eine ausgewogene Darmflora ist daher für eine optimale Nährstoffaufnahme und ein gesundes Immunsystem wichtig.

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Präbiotika und ihre Rolle in der veganen Ernährung

Eine aktuelle Interventionsstudie unter Leitung der Universitätsmedizin Leipzig zeigt, dass eine vegane Ernährung die Zusammensetzung der Darmflora fördern kann. Pflanzliche Lebensmittel sind reich an Ballaststoffen, die als Präbiotika wirken und das Wachstum nützlicher Bakterien fördern. Präbiotika sind unverdauliche Ballaststoffe, die in pflanzlichen Lebensmitteln wie Zwiebeln, Lauch, Artischocken, Weizen, Bananen oder in hoher Konzentration in Chicoréewurzeln vorkommen und die Darmgesundheit fördern. Präbiotika kommen in der veganen Ernährung deshalb besonders häufig vor, weil sie in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind. Ein Beispiel ist die Chicoréewurzel, die besonders hohe Konzentrationen des bekannten Präbiotikums Inulin enthält. Der regelmäßige Verzehr solcher Präbiotika unterstützt die Darmgesundheit, indem die Aktivität der gesundheitsfördernden Darmbakterien gestärkt wird. Da vegane Ernährung prozentual mehr Gemüse und Obst umfasst, ist das Ergebnis auch eine Verbesserung des Mikrobioms.

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Verbindung zwischen Darmflora und Gehirn

Die aktuelle Forschung hat auch den Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und der Gehirnfunktion untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass hochdosierte diätetische Präbiotika die Belohnungsaktivierung des Gehirns bei hochkalorischen Nahrungsreizen beeinflussen können.
In der Studie nahmen 59 Probanden über 14 Tage täglich 30 Gramm Inulin aus Chicoréewurzeln zu sich. Die Untersuchung mittels MRT zeigte, dass nach der Verabreichung des Präbiotikums die Aktivierung belohnungsbezogener Hirnregionen bei der Bewertung von hochkalorischen Nahrungsmitteln abnahm. Diese Veränderung hing mit einer veränderten Zusammensetzung der Darmbakterien zusammen.

Das Ergebnis deutet darauf hin, dass eine Veränderung der Darmmikrobiota durch Präbiotika möglicherweise die Essentscheidungen beeinflussen kann. Eine geringere Aktivierung der belohnungsbezogenen Gehirnregionen könnte dazu beitragen, dass Menschen weniger geneigt sind, hochkalorische Lebensmittel zu konsumieren. Dies könnte langfristig helfen, gesündere Essgewohnheiten zu fördern und das Risiko von Übergewicht und Adipositas zu reduzieren. Die Forscher vermuten, dass die Veränderung der Hirnreaktion eine Folge spezieller mikrobieller Veränderungen in der Darmflora ist.

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Auswirkungen auf Essverhalten und mögliche gesundheitliche Vorteile

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine vegane Ernährung durch ihren hohen Gehalt an Prä- und Probiotika viele Vorteile für die Darmgesundheit bietet. Die aktuellen Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Präbiotika nicht nur das Mikrobiom unterstützen, sondern auch die Gehirnfunktion und das Essverhalten beeinflussen können. Weitere Studien werden notwendig sein, um diese Zusammenhänge  zu erforschen und herauszufinden, wie Präbiotika gezielt eingesetzt werden können, um gesündere Essgewohnheiten zu fördern und Fettleibigkeit möglicherweise mit veganer Ernährung vorzubeugen. Aber Achtung: Vegane Fleischersatzprodukte und andere verarbeitete Veggie-Produkte zählen nicht dazu. Vielmehr geht es um die klassische vegane Küche mit viel Gemüse und ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten (Linsen, Kichererbsen, Bohnen).

 

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Ein Beitrag geteilt von Chris Washington (@veganewunder)

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