Brustimplantat: Warum Nachsorge wichtig ist
Brustimplantate gehören seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Eingriffen in der ästhetischen und rekonstruktiven Chirurgie. Allein 2022 gab es laut einer Statistik weltweit rund 2,1 Millionen Brustvergrößerungen – ein klarer Beweis dafür, wie gefragt sie nach wie vor sind. Doch trotz ihrer hohen Stabilität und Sicherheit sind Implantate nicht für die Ewigkeit gemacht.
Mit der Zeit können sie Schwachstellen entwickeln, die oft unterschätzt werden. Eine neue Studie zeigt jetzt, welche Probleme Brustimplantate machen können und warum es wichtig ist, genau hinzuschauen. Doch welche Risiken gibt es und worauf sollte man beim ärztlichen Gespräch achten, wenn man sich für einen Eingriff entscheidet?
Die besorgniserregende Ergebnisse der Studie
Die aktuelle Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems) zeigt, dass fehlende Nachuntersuchungen dazu führen, dass Beschädigungen oft viel zu spät entdeckt werden.
Im Zeitraum von August 2018 bis Ende 2023 analysierte ein Forschungsteam der KL Krems insgesamt 1.128 Brustoperationen. Die Ergebnisse sind alarmierend: Mehr als 80 Prozent der Patientinnen ließen die empfohlenen jährlichen Kontrolluntersuchungen ausfallen. Lediglich 15 Prozent hielten sich an die Nachsorgeempfehlungen.
Bei nahezu 75 Prozent der Frauen wurden Implantatrupturen erst sehr spät entdeckt, meistens erst dann, als sie bereits unter Schmerzen oder sichtbaren Formveränderungen der Brust litten. Die durchschnittliche Zeit bis zur Diagnose betrug 17 Jahre nach dem Einsetzen der Implantate – was natürlich viele Fragen aufwirft.
Stille Rupturen: Die unsichtbare Gefahr
Implantate können über Jahre hinweg unbemerkt beschädigt sein. Diese sogenannten „stillen Rupturen“ stellen ein besonderes Risiko dar, da sie keine unmittelbaren Symptome verursachen.
Doch die Gefahr ist real: Austretendes Silikon kann Fremdkörperreaktionen wie Silikonome verursachen – eine Entzündungsreaktion des Körpers. In seltenen Fällen kann es zu dem Brustimplantat-assoziierten anaplastischen großzelligen Lymphom (BIA-ALCL) kommen, einer speziellen Krebsform. Um solche Komplikationen zu vermeiden, sind frühzeitige Diagnosen durch regelmäßige Kontrollen unverzichtbar.
Fehlende Kontrollen bei Brustimplantaten
Solche Reaktionen sind zwar selten, erfordern jedoch eine frühzeitige Diagnose, um mögliche Komplikationen zu vermeiden. Die Studie unterstreicht, dass viele Frauen die Notwendigkeit regelmäßiger Kontrollen unterschätzen.
Laut Dr. Tonatiuh Flores, Erstautor der Studie und Mediziner an der KL Krems, könnten durch jährliche Untersuchungen die meisten Implantatprobleme frühzeitig erkannt und behoben werden. In der Praxis kommen jedoch die meisten Frauen erst dann zu einem Arzt oder einer Ärztin, wenn Schmerzen oder Verformungen auftreten – und damit oft zu spät.
Bewusstseinsbildung als wichtiger Faktor
Die aktuellen Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass es dringend notwendig ist, das Bewusstsein für die Risiken fehlender Nachsorge zu erhöhen. Viele Frauen sind sich der möglichen Langzeitfolgen schlichtweg nicht bewusst. Dr. Flores und sein Team betonen, dass eine proaktive Aufklärung durch Chirurginnen, Chirurgen und Gesundheitseinrichtungen erforderlich ist, um Frauen besser zu informieren und zu sensibilisieren.
Vorschläge zur Verbesserung der Nachsorge
Die Forschungsgruppe empfiehlt die Einführung von Monitoring-Systemen wie Implantat-Registern, um die Nachsorge besser zu organisieren. Solche Register könnten dabei helfen, die Daten zu Brustimplantaten systematisch zu erfassen und Patientinnen zur regelmäßigen Kontrolle zu motivieren.
Zudem sollten Chirurginnen und Chirurgen verstärkt auf die langfristigen Risiken hinweisen und jährliche Untersuchungen als festen Bestandteil der Nachsorge einführen.
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Tipps: Worauf man bei Brustimplantaten achten sollte
Frauen, die sich für Brustimplantate entscheiden, sollten bereits vor dem Eingriff umfassend informiert sein. Hier sind wichtige Punkte:
- Regelmäßige Kontrollen: Nach dem Einsetzen der Implantate sollten jährliche Untersuchungen eingehalten werden. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT können Defekte frühzeitig erkennen.
- Vertrauenswürdige Chirurgen: Die Wahl eines qualifizierten Facharztes oder einer Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie ist essenziell.
- Hören auf den eigenen Körper: Schmerzen, Verhärtungen oder Formveränderungen sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden.
- Bewusstsein für Lebensdauer: Brustimplantate sind keine lebenslangen Produkte. Ein Austausch kann nach 10 bis 20 Jahren notwendig sein.
Verantwortung für die eigene Gesundheit
Brustimplantate können für viele Frauen ein echter Gewinn sein: Sie können das Selbstbewusstsein stärken und die Lebensqualität steigern. Doch wer sich für einen Eingriff dieser Dimension entscheidet, sollte sich die Entscheidung gut überlegen und die Risiken nicht unterschätzen. Während oder nach der Operation können Komplikationen auftreten – und das Ergebnis entspricht vielleicht nicht immer den Erwartungen. Hinzu kommen Folgekosten für Kontrollen, Medikamente oder sogar mögliche Korrekturen.
Die Studie der KL Krems zeigt zudem klar: Brustimplantate sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Dieses Wissen darüber ist oft nicht ausreichend verbreitet. Deshalb muss man auf mehr Aufklärung und Verantwortung – sowohl von den Frauen selbst als auch von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten- setzen.
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind keine Option, sondern eine klare Notwendigkeit. Wer sich für Implantate entscheidet, sollte sie nicht nur als kosmetischen Eingriff sehen, sondern als eine Entscheidung, die mit Verantwortung für die eigene Gesundheit einhergeht. Denn ein bewusster Umgang kann nicht nur Komplikationen verhindern, sondern auch dafür sorgen, dass man die Vorteile des Eingriffs langfristig schätzen kann.
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