Eine gefährliche bakterielle Infektion
Vorsicht vor Zeckenstichen
Zeckenstiche sind nicht nur unangenehm, sondern können auch ernsthafte Gefahren bergen, da die winzigen Insekten häufig Krankheitserreger übertragen. Neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gehört die Lyme-Borreliose zu den schwerwiegenden Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden. Obwohl das Risiko, nach einem Zeckenstich an Borreliose zu erkranken, relativ gering ist – nur etwa 0,3 bis 1,4 % der Betroffenen entwickeln tatsächlich Symptome – ist es wichtig, nach einem Zeckenstich wachsam zu sein.
Nach einem Zeckenstich sollte die Zecke möglichst schnell und vorsichtig mit einer feinen Pinzette entfernt werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Achte in den folgenden Wochen auf mögliche Symptome wie einen kreisrunden Hautausschlag, Fieber oder Gelenkschmerzen. Wenn diese Symptome auftreten oder sich die Zecke länger als 24 Stunden im Körper befindet, ist es ratsam, sofort eine Ärzt:in aufzusuchen. Eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika kann nicht nur die Erkrankung wirksam verhindern, sondern auch die Symptome lindern.
Borreliose: Eine unterschätzte Gefahr
Die Borreliose ist eine Erkrankung, die durch Bakterien der Gattung Borrelia verursacht wird. Diese Bakterien werden durch den Biss infizierter Zecken auf den Menschen übertragen. Zu den ersten Anzeichen einer Infektion gehört häufig ein roter, kreisförmiger Hautausschlag, die sogenannte „Wanderröte“. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt, kann sie sich auf andere Körperteile ausbreiten und ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen. Dazu gehören:
- Gelenkentzündungen: Schmerzen und Schwellungen in den Gelenken, häufig in den Knien.
- Herzprobleme: Schwierigkeiten bei der Herzfunktion, die zu unregelmäßigem Herzschlag führen können.
- Neurologische Störungen: Probleme wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Nervenentzündungen.
Der Behandlungserfolg hängt wesentlich davon ab, wie schnell nach der Infektion Antibiotika verabreicht werden. Doch auch bei frühzeitiger Therapie leiden manche Patient:innen unter Spätfolgen, dem sogenannten Post-Borreliose-Syndrom, das sich durch chronische Müdigkeit, Gelenkschmerzen und geistige Beeinträchtigungen äußern kann. Hinzu kommt die zunehmende Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen, die den langfristigen Behandlungserfolg in Frage stellen.
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Noch immer kein Impfstoff entwickelt
Trotz intensiver Forschung gibt es bis heute keinen zugelassenen Impfstoff gegen Borreliose, was die Vorbeugung erschwert. Während es gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) eine Impfung gibt, die einen wirksamen Schutz bietet, muss man sich bei Borreliose auf andere Maßnahmen wie die Vermeidung von Zeckenstichen und die Früherkennung der Infektion verlassen.
Diese Schutzlücke ist besonders problematisch, da Borreliose im Frühstadium oft schwer zu diagnostizieren ist und unbehandelt zu schweren gesundheitlichen Folgen führen kann. Die Entwicklung eines Impfstoffes wäre daher ein großer Fortschritt im Kampf gegen diese von Zecken übertragene Krankheit.
Forschungsfortschritte an der MedUni Wien
Die neuen Forschungsergebnisse stammen von einem Team der MedUni Wien, das sich intensiv mit dem so genannten Restriktions-Modifikations-System (RMS) der Borrelien beschäftigt hat. Doch was genau ist dieses RMS?
Das RMS ist ein Schutzmechanismus, mit dem sich Bakterien vor schädlichen Einflüssen schützen. Man kann sich das RMS wie ein vereinfachtes Immunsystem für Bakterien vorstellen. Es erkennt und zerstört fremde DNA, die in die Bakterienzelle eindringen könnte, zum Beispiel von Viren oder anderen Bakterien. Dieses System ist eine Art primitiver Abwehrmechanismus, der den Bakterien hilft, in ihrem Wirt, zum Beispiel im menschlichen Körper, zu überleben.
Die Forscher:innen untersuchten die beiden häufigsten Borrelienstämme in Europa: Borrelia afzelii und Borrelia garinii. Sie wollten herausfinden, wie dieses Schutzsystem funktioniert und welche Rolle es für das Überleben der Bakterien im menschlichen Körper spielt.
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Schutzmechanismus der Borrelien
Ein zentrales Ergebnis der Forschung ist, dass Borrelien ihre eigene DNA durch einen Prozess schützen, der DNA-Methylierung genannt wird. Dabei werden kleine chemische Gruppen an die DNA angehängt, um sie vor fremden Einflüssen zu schützen. Die Forscher:innen fanden heraus, dass dieser Schutzmechanismus entscheidend dafür ist, dass sich die Bakterien in einem Wirt wie dem Menschen behaupten können.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis: Die Forscher:innen entwickelten eine Methode, um die DNA der Borrelien gezielt zu verändern. Dadurch konnten sie den Mechanismus besser verstehen, mit dem sich die Bakterien vor fremder DNA schützen. Sie entdeckten, dass Borrelien neues genetisches Material leichter aufnehmen können, wenn sie ihre eigene DNA nachahmen. Diese Erkenntnis könnte für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden von großer Bedeutung sein.
Neue Therapieansätze: Alternativen zu Antibiotika
Ein vielversprechender Ansatz, der sich aus diesen Forschungsergebnissen ergibt, ist die Entwicklung von Therapien, die nicht auf Antibiotika basieren. Angesichts der Herausforderungen durch Antibiotikaresistenzen ist es ein sehr wichtiger Schritt.
Als vielversprechende Option sehen die Forscher:innen insbesondere die Phagentherapie, eine innovative Behandlungsmethode, die Bakterieninfektionen gezielt mit Bakteriophagen bekämpft. Bakteriophagen sind Viren, die Bakterien gezielt angreifen und zerstören können. Diese Phagen sind wie gezielte „Jäger“, die sich auf bestimmte Bakterien konzentrieren, während sie den gesunden Zellen im Körper in keiner Weise schaden. Damit könnte die Phagentherapie eine sehr spezifische und schonende Behandlungsmethode darstellen.
Durch den Einsatz von Bakteriophagen könnten Borrelien gezielt bekämpft werden, ohne andere Bakterien im Körper zu schädigen. Das könnte vor allem für Patient:innen von Vorteil sein, bei denen Antibiotika nicht mehr wirken oder die unter chronischen Symptomen leiden. Die Forscher:innen hoffen, dass die Phagentherapie dazu beitragen kann, die Abhängigkeit von Antibiotika zu verringern und gleichzeitig das Risiko der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen zu minimieren.
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Zukunftsaussichten
Die neuen Erkenntnisse der MedUni Wien könnten einen grundlegenden Wandel in der Behandlung von Borreliose bedeuten. Da es bisher keine Impfung gegen die Krankheit gibt und die Zahl der Borreliose-Erkrankungen weiter steigt, sind innovative Behandlungsmethoden dringend notwendig.
Die Forschung zeigt, dass ein besseres Verständnis der Überlebensmechanismen der Borrelien der Schlüssel zur Entwicklung effektiverer Therapien sein könnte. Die Möglichkeit, Borreliose mit neuen, gezielten Therapieansätzen zu bekämpfen, könnte nicht nur die Behandlung der akuten Infektion verbessern, sondern auch das Risiko von Langzeitkomplikationen verringern.