Nicht essentiell, aber dennoch wichtiger Nährstoff
Wir alle kennen die gängigen Nahrungsergänzungsmittel: Vitamin C zur Unterstützung des Immunsystems, Eisen gegen Müdigkeit und Antriebslosigkeit oder Magnesium für eine bessere Muskelregeneration und erholsamen Schlaf. Doch es gibt auch weniger bekannte Spurenelemente, die potenziell Einfluss auf unsere Gesundheit haben könnten.
Eines davon ist Bor – ein Nährstoff, der zwar nicht als essentiell gilt, aber dennoch einige interessante Funktionen im Körper erfüllen kann. Es kommt natürlich in pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Nüssen sowie im Trinkwasser vor.
In den letzten Jahren hat Bor zunehmend Aufmerksamkeit als Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln erhalten, vor allem im Zusammenhang mit der Unterstützung der Knochengesundheit und der Linderung von Gelenkschmerzen. Doch wie sicher ist die Einnahme solcher Präparate wirklich, und worauf sollte man besonders achten?
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Wofür braucht der Körper Bor?
Bor ist ein chemisches Element, das in der Natur vor allem in Form von Borsäure oder Natriumborat vorkommt. Im menschlichen Körper spielt es eine unterstützende Rolle, auch wenn es nicht als essentiell gilt. Das bedeutet, dass der Körper dieses Element nicht zwingend benötigt, um zu überleben. Dennoch trägt es in kleinen Mengen zur Gesundheit bei und wird über die Ernährung – vor allem durch pflanzliche Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse und Nüsse – aufgenommen.
Im Körper übernimmt das Spurenelement unter anderem Funktionen in der Hormonregulation und der Knochenstabilität. Es wird angenommen, dass Bor die Aufnahme von Kalzium fördert und die Wirkung von Vitamin D verstärken könnte, was zu einer gesunden Knochendichte beitragen kann. Darüber hinaus wird vermutet, dass Bor eine Rolle beim Hormonhaushalt von Testosteron und Östrogen spielt.
Was versprechen Nahrungsergänzungsmittel?
Die Werbung für Nahrungsergänzungsmittel, die Bor oder Borverbindungen enthalten, fokussiert sich oft auf gesundheitliche Vorteile, die für die Knochen- und Gelenkgesundheit versprochen werden. Besonders bei Osteoporose, einer Erkrankung, die die Knochenbrüchigkeit fördert, wird Bor als möglicher Unterstützer angepriesen. Weitere potenzielle Wirkungen umfassen:
- Linderung von Gelenkschmerzen: Es wird vermutet, dass dieses Spurenelement bei Entzündungen, wie sie bei Arthrose oder Rheuma vorkommen, eine Rolle spielen könnte.
- Förderung der Vitamin-D-Wirkung: Bor soll die Bioverfügbarkeit von Vitamin D verbessern, was für eine effiziente Kalziumaufnahme notwendig ist.
- Prävention von Krebs: Einige Studien deuten darauf hin, dass Bor das Risiko bestimmter Krebsarten, wie etwa Prostatakrebs bei Männern, verringern könnte.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese positiven Effekte oft auf Beobachtungsstudien, Tiermodellen oder kleinen klinischen Studien beruhen, deren Ergebnisse noch nicht ausreichend wissenschaftlich bestätigt sind. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Bor als nicht essentiellen Nährstoff eingestuft und sieht keinen nachgewiesenen physiologischen Nutzen für eine gezielte Ergänzung mit diesem Spurenelement.
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Die richtige Dosierung
Wenn es um die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln geht, kann ein Zuviel einer guten Sache manchmal schädlich sein. Zu hohe Mengen können dem Körper Schwierigkeiten bereiten, überschüssige Stoffe auszuscheiden, die er nicht benötigt. Für das Spurenelement Bor gibt es keine spezifische empfohlene Tagesdosis. Dennoch hat das Food and Nutrition Board des Institute of Medicine Obergrenzen für die tägliche Aufnahme definiert, die nicht überschritten werden sollten.
Für Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren liegt die empfohlene Höchstmenge bei 3 Milligramm pro Tag. Kinder zwischen 4 und 8 Jahren sollten maximal 6 Milligramm täglich aufnehmen, während Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren bis zu 11 Milligramm pro Tag vertragen. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren können bis zu 17 Milligramm täglich aufnehmen, und für Erwachsene ab 19 Jahren liegt die obere Grenze bei 20 Milligramm pro Tag.
Überdosierung von Bor: Risiken und Nebenwirkungen
Obwohl Bor in geringen Mengen für den Körper nützlich sein kann, kann eine zu hohe Aufnahme zu gesundheitlichen Problemen führen. Bor wird vom Körper nur langsam ausgeschieden und kann sich über die Zeit im Gewebe anreichern. Das birgt das Risiko einer chronischen Vergiftung, besonders wenn man über längere Zeit hohe Dosen über Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt. Mögliche Nebenwirkungen bei einer hohen Boraufnahme sind:
- Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall sind erste Anzeichen einer Borvergiftung.
- Schädigung von Nieren und Leber: Zu viel Bor kann die Nieren schädigen und im schlimmsten Fall zu Nierenversagen führen.
- Zentralnervensystem: Hohe Mengen dieses Spurenelements können das Nervensystem schädigen, was zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Verwirrung und Koordinationsstörungen führen kann.
- Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit: Einige Studien zeigen, dass zu viel Bor die Spermienqualität beeinträchtigen und die Fruchtbarkeit verringern kann.
Es ist besonders wichtig, sich bewusst zu machen, dass Kinder und Jugendliche empfindlicher auf dieses Spurenelement reagieren, da ihr Organismus noch wächst. Schwangere und stillende Frauen sind ebenfalls eine Risikogruppe, da Bor in die Muttermilch übergehen kann.
Supplemente mit Bor richtig anwenden
Wenn du von den potenziellen Vorteilen des Spurenelements profitieren möchtest und dich für die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels mit Bor entscheidest, solltest du auf einige wichtige Punkte achten:
1. Absprache mit einem Arzt
Bevor du ein Präparat mit Bor einnimmst, solltest du dich von eine:r Ärzt:in oder Ernährungsberater:in beraten lassen. Das ist besonders wichtig, wenn du zusätzlich Medikamente einnimmst oder gesundheitliche Beschwerden hast, da Bor in Wechselwirkung mit anderen Substanzen treten kann. Auch wenn du zu einer Risikogruppe gehörst, etwa schwanger bist oder stillst, solltest du Borpräparate nur unter ärztlicher Aufsicht verwenden.
2. Bor aus natürlichen Quellen
Es ist ratsam, Bor vorwiegend aus natürlichen Quellen wie Trockenpflaumen, Rosinen, getrockneten Aprikosen oder Avocados zu beziehen. Diese Lebensmittel bieten neben Bor auch viele andere wichtige Nährstoffe und sind daher eine gesunde Wahl. Die durchschnittliche tägliche Aufnahme von Bor über die Nahrung liegt bei 1 bis 3 Milligramm, was in der Regel ausreicht, um die Bedürfnisse des Körpers zu decken.
3. Vermeidung von nicht zugelassenen Borverbindungen
In einigen Ländern sind Nahrungsergänzungsmittel mit Borverbindungen zugelassen, die in der Europäischen Union nicht erlaubt sind. Dazu gehören Verbindungen wie Borcitrat oder Bor-Aspartat. Beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln solltest du darauf achten, dass sie den europäischen Vorschriften entsprechen, um mögliche gesundheitliche Risiken und rechtliche Probleme zu vermeiden.
Sollte man Bor-Supplemente einnehmen?
Die Frage, ob man das Spurenelement Bor als Nahrungsergänzungsmittel nutzen sollte, ist alles andere als einfach zu beantworten. Zwar gibt es interessante Hinweise darauf, dass es bei der Unterstützung der Knochengesundheit, der Regulierung von Hormonen und möglicherweise sogar in anderen gesundheitlichen Bereichen eine Rolle spielen könnte. Doch die wissenschaftliche Lage bleibt dünn, und klare Beweise fehlen nach wie vor.
Was bedeutet das für dich? In den meisten Fällen ist eine zusätzliche Einnahme nicht nötig. Wer sich ausgewogen ernährt, nimmt bereits ausreichend Bor über natürliche Quellen wie Obst, Gemüse, Nüsse oder sogar Trinkwasser auf. Damit ist der Bedarf des Körpers normalerweise gedeckt, ganz ohne Kapseln oder Tabletten.