Autoimmunerkrankung Vitiligo: Wenn die Haut ihre Farbe verliert

Andrea Migliarini / istock

So erkennt man Vitiligo

Juni ist der Vitiligo-Awareness-Monat und eine wichtige Zeit, um das Bewusstsein für diese Erkrankung zu schärfen und Unterstützung für Betroffene zu fördern. Vitiligo ist eine seltene, jedoch gut erkennbare Hautkrankheit, die noch nicht vollständig erforscht ist. Laut dem International Journal of Dermatology betrifft sie etwa 0,06% bis 2,3% der Weltbevölkerung, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Ethnizität. Charakteristisch für Vitiligo ist der Verlust von Hautpigmenten, was zu weißen oder hellen Flecken auf der Haut führt. Diese Flecken können an verschiedenen Körperstellen auftreten, darunter Gesicht, Hände, Arme, Füße und andere Bereiche. Sie variieren in Größe und Form und können sich im Laufe der Zeit vergrößern oder verkleinern. Aufgrund der sichtbaren Auswirkungen auf die Haut ist Vitiligo häufig mit Stigmatisierung verbunden und kann negative psychische Auswirkungen auf die Betroffenen haben.

Was sind die Ursachen?

Vitiligo entsteht durch einen Mangel an Melanin in der Haut, wobei die genaue Ursache noch unbekannt ist. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass verschiedene Faktoren zur Entwicklung von Vitiligo beitragen können. Eine der Ursachen ist die Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Pigment-bildenden Zellen (Melanozyten) fälschlicherweise als schädliche Eindringlinge wie Bakterien identifiziert. Das führt zu einer Überreaktion des Immunsystems, das Antikörper produziert, um die Melanozyten zu zerstören. Auch genetische Veränderungen können die Funktion der Melanozyten beeinträchtigen und somit zur Vitiligo beitragen. Darüber hinaus kann emotionaler oder körperlicher Stress die Pigmentproduktion beeinflussen, und Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung und giftige Chemikalien können die Funktion der Melanozyten stören.

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Komplikationen der Krankheit

Vitiligo kann einige potenzielle Komplikationen mit sich bringen. Obwohl die Erkrankung selbst nicht schmerzhaft ist und keine direkten gesundheitlichen Probleme verursacht, kann sie dennoch die betroffenen Hautstellen oft empfindlicher gegenüber Sonnenlicht machen, was das Risiko für Sonnenbrand und langfristig sogar für Hautkrebs erhöht. Daher sollten Menschen mit Vitiligo besonders darauf achten, die betroffenen Hautstellen durch Kleidung oder Sonnencreme gut vor der Sonne zu schützen. Zusätzlich kann es bei einigen Menschen mit Vitiligo zu Pigmentverlust in den Augen oder den Schleimhäuten im Innenohr kommen, was zu Entzündungen oder anderen Problemen führen kann. Diese Komplikationen treten nicht bei allen Menschen mit Vitiligo auf, und nicht jeder erlebt diese Probleme in gleichem Maße. Es ist jedoch wichtig, sich über die potenziellen Risiken aufzuklären, um sie zu minimieren.

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Diagnose und Untersuchung

Die Diagnose von Vitiligo erfolgt in der Regel durch eine visuelle Untersuchung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Dabei kann die Haut mit einer Wood-Lampe untersucht werden, die UV-Licht nutzt, um Vitiligo von anderen Hauterkrankungen zu unterscheiden. Zudem können Informationen zur Krankengeschichte und Familienanamnese der Betroffenen Hinweise darauf geben, ob Vitiligo vorliegt.

Behandlungsmöglichkeiten

Eine Behandlung von Vitiligo ist in der Regel nicht erforderlich, da die Krankheit dem Körper nicht schadet und sich lediglich auf das Aussehen auswirkt. Wenn du jedoch an weit verbreiteter Vitiligo leidest oder deine körperlichen Symptome dein emotionales Wohlbefinden beeinträchtigen, kann dir dein:e Ärzt:in helfen, eine geeignete Behandlungsmöglichkeit zu finden, um einen gleichmäßigen Hautton zu erzielen. Das kann durch Repigmentierung (Wiederherstellung der Hautfarbe) oder Depigmentierung (Entfernung der verbleibenden Farbe in der Haut) erfolgen. Zu den gängigen Behandlungsoptionen für Vitiligo gehören topische Steroide, immunmodulierende Cremes, UV-Lichttherapie (Phototherapie), Lasertherapie, und Hauttransplantationen. Die Auswahl der Behandlung hängt von der Schwere der Erkrankung, dem Ausmaß der betroffenen Hautstellen und den individuellen Präferenzen der Betroffenen ab.

Soziale und psychische Auswirkungen

Das Leben mit Vitiligo kann manchmal dazu führen, dass Betroffene sich aufgrund ihrer Haut unwohl fühlen. Menschen, die Vitiligo nicht kennen, könnten fälschlicherweise glauben, dass die Krankheit auf mangelnde Hautpflege oder eine Infektion zurückzuführen ist, und möglicherweise negative Kommentare machen. Dieses Stigma kann die mentale Gesundheit der Betroffenen beeinträchtigen. Die sichtbaren Hautveränderungen können zu geringem Selbstwertgefühl, Depressionen, Angstzuständen und sozialem Rückzug führen. Einige Betroffene entwickeln Schlafstörungen, meiden soziale Situationen oder haben Angst, ihr Dating-Leben zu fortzuführen. Vor allem Frauen und Menschen mit dunklerer Haut sind häufig stark von den negativen psychologischen Auswirkungen des Vitiligo-Stigmas betroffen.

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Die eigene Haut akzeptieren

In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für die Hauterkrankung etwas gestiegen, da immer mehr Models und Influencer, die von Vitiligo betroffen sind, selbstbewusst ihre Haut in der Öffentlichkeit zeigen. Dadurch entscheiden sich zunehmend mehr Betroffene gegen eine Behandlung und streben stattdessen an, ihr Aussehen zu akzeptieren. Verschiedene Ansätze und Techniken können dabei helfen, die psychischen Auswirkungen zu bewältigen und sich selbst und die eigene Haut in einem positiven Licht zu sehen:

  • Unterstützung suchen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder online kann Trost spenden und das Gefühl der Verbundenheit fördern. Auch Gespräche mit Freunden, Familie und professionellen Therapeuten können eine wichtige Unterstützung bieten.
  • Positive Selbstgespräche: Das Führen von positiven Selbstgesprächen und Affirmationen kann helfen, negative Gedanken und Selbstzweifel zu überwinden.
  • Sich distanzieren: Wenn du in den Spiegel schaust, urteile nicht über gut oder schlecht, hübsch oder hässlich. Versuche stattdessen, deinen Körper so zu betrachten, wie du es bei einem Kind oder einem geliebten Freund tun würdest – mit Wertschätzung und Akzeptanz, nicht mit Kritik.
  • Selbstfürsorge: Die Pflege der Haut und das Einführen von Wellnesspraktiken wie Meditation, Entspannungstechniken und körperlicher Bewegung können das allgemeine Wohlbefinden steigern und das Selbstbewusstsein stärken.
  • Kleidung und Make-up: Das Tragen von Kleidung, die das Selbstbewusstsein stärkt und das Aussehen verbessert, sowie das Experimentieren mit Make-up-Techniken können dazu beitragen, das Selbstvertrauen zu steigern.

 

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