Augenprobleme: Warum Frauen häufiger betroffen sind als Männer

Was tun gegen Augeninfektionen?

Warum Frauen häufiger Augenprobleme haben

Man kennt es: Nach einem langen Tag vor dem Bildschirm, bei Wind und Wetter im Urlaub oder nach einem Skitag – gerötete oder gereizte Augen. Frauen sind tendenziell häufiger von solchen Augenproblemen betroffen als Männer, und das ist nun auch wissenschaftlich belegt.

Daten aus der IRIS Registry, der weltweit größten Augenheilkunde-Datenbank, zeigen, dass Frauen in bestimmten Bereichen der Augengesundheit deutlich anfälliger sind. Doch welche Faktoren spielen dabei eine Rolle und wie kann man seine Augen im Alltag optimal pflegen, um Reizungen und Rötungen zu verhindern?

Anatomie und Engwinkelglaukom

Einer der Gründe, warum Frauen stärker gefährdet sind, liegt in ihrer Anatomie: Ihre Augen sind oft kleiner, und die Winkel in der Vorderkammer enger. Dies erhöht das Risiko für ein Engwinkelglaukom, eine spezielle Form des Grünen Stars, bei der der Augeninnendruck steigt, weil das Kammerwasser schlechter abfließen kann.

Dr. Dr. Maya Müller, ärztliche Direktorin des Instituts für Refraktive und Ophthalmo-Chirurgie (IROC) in Zürich, betonte auf einer hybriden Pressekonferenz beim Jahreskongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), dass Frauen weltweit zwei- bis viermal häufiger an dieser Glaukomform leiden. Regelmäßige Augenuntersuchungen sind daher besonders für Frauen wichtig, um frühzeitig mögliche Schädigungen des Sehnervs zu verhindern.

Mehr dazu:Kontaktlinsen: Kann man sie trotz trockener und gereizter Augen tragen?

Augenprobleme wegen Autoimmunerkrankungen

Frauen leiden auch deutlich häufiger an endokriner Orbitopathie, einer Augenerkrankung, die mit stark hervortretenden Augen einhergeht. Der Grund: Die Erkrankung ist häufig eine Folge von Morbus Basedow, einer Schilddrüsenkrankheit, die Frauen weit häufiger betrifft als Männer.

Der Körper bildet bei Morbus Basedow Antikörper, die das Gewebe hinter den Augen anschwellen lassen und die Augen hervortreten lassen. Laut Müller tritt diese Erkrankung vier- bis fünfmal häufiger bei Frauen auf und führt zu zusätzlichen Belastungen der Augengesundheit.

Grauer Star und der Einfluss der Menopause

Auch der Graue Star, eine Trübung der Augenlinse, entwickelt sich bei Frauen deutlich häufiger. Besonders nach der Menopause steigt das Risiko: Frauen sind bis zu 1,7-mal häufiger betroffen als Männer. Eine Erklärung dafür könnte der Rückgang des Hormons Östrogen sein, das im Körper antioxidativ wirkt und somit die Linse vor oxidativem Stress schützt.

Nach der Menopause, wenn dieser Schutz nachlässt, ist die Augenlinse anfälliger für Schäden, die zur Bildung des Grauen Stars führen können. Regelmäßige Untersuchungen und vorbeugende Maßnahmen sind daher für Frauen besonders sinnvoll, um eine möglichst lange gesunde Sehkraft zu bewahren.

Hornhaut und Augentrockenheit

Und zu guter Letzt: Frauen kämpfen häufiger mit trockenen Augen, begleitet von Beschwerden wie Kratzen und Brennen. Das liegt oft an einer dünneren und empfindlicheren Hornhaut, die bei Frauen anfälliger für Reizungen ist. Auch das Hormon Östrogen spielt hier eine Rolle, da es die Nervenfunktion in der Hornhaut beeinflusst und die Augen noch sensibler für Trockenheit macht.

Die Symptome von trockenen Augen reichen von mildem Unbehagen und einem ständigen Fremdkörpergefühl bis hin zu starkem Schmerz und Sehbeeinträchtigung, die das Öffnen der Augen nahezu unmöglich machen können. Dabei klafft oft eine Lücke zwischen dem, was die Betroffenen empfinden, und den objektiv erkennbaren Befunden.

Laut einer Studie der LMU München beeinträchtigen trockene Augen zudem die Lebensqualität erheblich: Knapp 60 % der Patient:innen berichten über Einschränkungen bei alltäglichen Aufgaben und Freizeitaktivitäten, und 38 % fühlen sich auch am Arbeitsplatz in ihrer Produktivität eingeschränkt. Damit hat die Erkrankung nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine wirtschaftliche Dimension und stellt das Gesundheitssystem vor eine wachsende Herausforderung.

Therapien wirken unterschiedlich

Unterschiede gibt es nicht nur bei der Anfälligkeit für Erkrankungen, sondern auch bei der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Therapien. Studien zeigen, dass Frauen oft empfindlicher auf bestimmte Medikamente oder Konservierungsstoffe in Augentropfen reagieren.

Gleichzeitig sind Frauen oft disziplinierter in der Anwendung von Therapien, was sich positiv auf die Behandlungsergebnisse auswirkt. Dr. Müller betont, dass Frauen bei der Therapie von altersabhängiger Makuladegeneration und Glaukom oft regelmäßiger ihre Tropfen anwenden und daher weniger Kontrolluntersuchungen benötigen.

Geschlechtsspezifische Augenheilkunde nötig

Trotz dieser Erkenntnisse wird in der Augenheilkunde noch oft zu wenig Rücksicht auf geschlechtsspezifische Unterschiede genommen. Gendermedizin in der Augenheilkunde bleibt eine Wissenslücke: Viele Augenärzt:innen sind nicht ausreichend geschult, und Richtlinien für geschlechtsspezifische Behandlungskonzepte fehlen bisher weitgehend.

Ein besseres Verständnis für die speziellen Bedürfnisse von Frauen und Männern könnte jedoch eine wichtige Rolle in der Prävention und Behandlung von Augenerkrankungen spielen – zum Vorteil für die Augengesundheit beider Geschlechter.

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Prävention gegen Augenprobleme

Auch wenn Frauen durch hormonelle und andere Faktoren anfälliger für Augenprobleme sind, lässt sich im Alltag einiges tun, um die Augen vor zusätzlichen Belastungen zu schützen. Mit den folgenden Tipps und Pflegeroutinen kannst du als Frau (und auch als Mann natürlich) deine Augengesundheit aktiv unterstützen:
  • Regelmäßige Pausen bei Bildschirmarbeit: Mach alle 20 Minuten eine Pause und schau für 20 Sekunden auf einen Punkt in etwa 6 Metern Entfernung. So entspannst du die Augenmuskulatur.
  • Befeuchtung der Augen: Bei trockenen Augen helfen spezielle Augentropfen ohne Konservierungsstoffe, um die Augen feucht zu halten und Reizungen zu lindern.
  • Ausgewogene Ernährung: Antioxidantien wie Vitamin C, E und Beta-Carotin, die in grünem Blattgemüse, Karotten und Beeren enthalten sind, unterstützen die Augengesundheit und helfen, oxidative Schäden zu verhindern.
  • Gutes Licht: Achte beim Lesen oder Arbeiten auf gute Beleuchtung, um deine Augen nicht unnötig zu belasten.
  • Schutz vor UV-Strahlen: Trag eine Sonnenbrille mit UV-Schutz, um deine Augen bei Aktivitäten im Freien vor schädlicher Strahlung zu schützen.
  • Regelmäßige Reinigung der Schminkpinsel: Saubere Schminkpinsel sind wichtig, um Keime und Bakterien von den Augen fernzuhalten und Reizungen zu vermeiden.
  • Schlaf und Erholung: Ausreichend Schlaf und kurze Entspannungsübungen für die Augenmuskulatur fördern die Regeneration deiner Augen.
  • Kontaktlinsenpflege: Reinige und desinfiziere Kontaktlinsen regelmäßig und wechsle sie wie empfohlen, um Infektionen zu vermeiden.
  • Regelmäßige Augenuntersuchungen: Geh regelmäßig zum Augenarzt, besonders wenn du zu trockenen Augen oder anderen Risikofaktoren neigst.
  • Rauchverzicht: Rauchen erhöht das Risiko für Augenerkrankungen wie Grauen Star und Makuladegeneration – noch ein Grund, es bleiben zu lassen.
  • Ausgewogene Ernährung: Setze auf Antioxidantien wie Vitamin C, E und Beta-Carotin – und ergänze sie durch Lutein und Zeaxanthin. Diese schützenden Nährstoffe findest du in Lebensmitteln wie Grünkohl, Spinat und Eiern oder auch in Kapselform.

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