Aortale Risse: Warum Frauen besonders gefährdet sind

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Wenig bekannte lebensbedrohliche Krankheit

Die Aorta ist die wichtigste Arterie und die Hauptschlagader des Körpers. Sie transportiert das Blut vom Herzen zu allen Organen. Manchmal kommt es jedoch zu einem wenig bekannten, aber lebensbedrohlichen Gesundheitszustand, wenn diese wichtige Ader einreißt. Ein Riss in der Hauptschlagader, auch Aortendissektion genannt, ist ein ernst zu nehmender medizinischer Notfall, der tödlich enden kann. Für Frauen ist diese Erkrankung besonders gefährlich: Sie tritt häufig während der Schwangerschaft auf und wird bei Frauen oft nicht rechtzeitig erkannt. Was sollten Frauen wissen, um sich vor der Gefahr zu schützen?

Was ist eine Aortendissektion?

Eine Aortendissektion ist ein ernsthafter medizinischer Notfall, bei dem die innere Schicht der Aorta, der Hauptschlagader des Körpers, einreißt. Dadurch staut sich das Blut zwischen den Wandschichten der Aorta und drückt die Aortenwand auseinander. Die Folge kann sein, dass sich die Aorta weiter ausdehnt oder sogar ganz einreißt, was zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Aortendissektionen sind relativ selten, treten aber jährlich bei etwa 1 bis 3 von 100.000 Menschen auf. Sie können Menschen jeden Alters betreffen, treten aber häufiger bei älteren Erwachsenen auf. Die Symptome einer Aortendissektion beginnen oft plötzlich und umfassen starke Brustschmerzen, die in den Rücken, den Bauch oder den Nacken ausstrahlen können. Häufig werden diese Schmerzen von einem starken Panikgefühl begleitet. Weitere Symptome können Atemnot, Schwindel oder Ohnmachtsanfälle sein. Das frühzeitige Erkennen dieser Symptome ist entscheidend, um rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen zu können und schwerwiegende Folgen zu vermeiden.

Herausforderungen bei der Behandlung von Frauen

Frauen erkranken zwar seltener an einer Aortendissektion als Männer, aber wenn sie auftritt, ist der Krankheitsverlauf bei Frauen oft schwerwiegender. Ein entscheidender Unterschied ist, dass Frauen dünnere Aortenwände haben als Männer. Hormone, insbesondere Östrogene, sind dafür verantwortlich, die Elastizität der Aorta zu fördern und das Risiko von Rissen oder Ausweitungen zu verringern. Nach den Wechseljahren, wenn der Östrogenspiegel sinkt, geht dieser Schutz jedoch häufig verloren. Bisher orientierten sich die Kriterien für chirurgische Eingriffe und Behandlungen vor allem an männlichen Patienten, ohne geschlechtsspezifische Unterschiede wie die Körpergröße zu berücksichtigen. Frauen, die in der Regel kleinere Aorten haben, erreichen oft nicht die Größen, die bei Männern als Grundlage für eine Operationsempfehlung dienen. Es wird daher diskutiert, ob für Frauen andere Grenzwerte und Behandlungsstrategien gelten sollten, um bessere Behandlungsergebnisse zu erzielen.

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Risikofaktoren und Prävention

Nicht jeder Mensch entwickelt eine Aortendissektion, aber es gibt bestimmte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen können. Bluthochdruck ist eine der Hauptursachen für eine Aortendissektion. Die Kontrolle des Blutdrucks kann das Risiko erheblich senken. Weitere Risikofaktoren sind Aortenerkrankungen in der Familie, Bindegewebserkrankungen und extreme körperliche Anstrengung. Zur Vorbeugung sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig, insbesondere wenn man zu einer Risikogruppe gehört. Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung kann ebenfalls dazu beitragen, das Risiko zu senken.

Schwangere häufiger betroffen

Schwangere Frauen sind besonders häufig von Aortendissektionen betroffen, da die Schwangerschaft eine erhebliche physiologische Belastung für den Körper darstellt. Während der Schwangerschaft nimmt das Blutvolumen zu und der Blutdruck steigt, was zusätzlichen Druck auf die Blutgefäße, einschließlich der Aorta, ausübt. Diese Veränderungen können das Risiko für Gefäßkomplikationen erhöhen, insbesondere bei Frauen, die bereits zu Aortenerkrankungen oder Bluthochdruck neigen. Zusätzlich können die veränderte Biomechanik des Körpers und die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft die Stabilität der Gefäßwände beeinträchtigen, was das Risiko einer Aortendissektion weiter erhöht. Die Kombination aus erhöhtem Blutdruck, vermehrtem Blutvolumen und eventuell bestehenden Gefäßschwächen macht Schwangere besonders anfällig für diese schweren Gefäßerkrankungen.

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Diagnose und Behandlung

Die Diagnose einer Aortendissektion erfolgt in der Regel durch eine Computertomographie (CT), die detaillierte Bilder der Aorta liefert. Diese Untersuchung hilft den Ärzten, den genauen Ort und den Schweregrad des Risses zu bestimmen. Die Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der Dissektion. Häufig werden Medikamente eingesetzt, um den Blutdruck und die Herzfrequenz zu kontrollieren. Das hilft, den Druck auf die Aorta zu verringern und das Risiko weiterer Risse zu minimieren. Bei einer Typ A Dissektion oder einer schweren Typ B Dissektion kann eine Operation notwendig sein. Dabei wird der beschädigte Teil der Aorta entweder repariert oder durch ein Implantat ersetzt. Es gibt verschiedene Operationstechniken, darunter offene Operationen und minimalinvasive Verfahren wie die endovaskuläre Reparatur, bei der ein Stent durch einen Katheter eingeführt wird. Wichtig ist auch die langfristige Nachsorge. Dazu gehören regelmäßige Kontrollen mit bildgebenden Verfahren, um sicherzustellen, dass die Aorta in gutem Zustand bleibt.

Die Notwendigkeit der Aufklärung

Die Aufklärung über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere über seltene und schwerwiegende Erkrankungen wie die Aortendissektion, ist von entscheidender Bedeutung, da sie dazu beitragen kann, Leben zu retten und die Lebensqualität zu verbessern. Viele Menschen neigen dazu, Symptome zu ignorieren oder als unbedeutend abzutun, sei es aus Angst, Unsicherheit oder weil sie die Schwere der Symptome unterschätzen. Das kann besonders gefährlich sein, da sich Erkrankungen wie die Aortendissektion schnell verschlimmern können und ein rasches medizinisches Eingreifen erforderlich ist, um schwerwiegende Komplikationen oder den Tod zu verhindern. Frühsymptome wie plötzliche, starke Brustschmerzen, die in den Rücken ausstrahlen, sollten daher niemals ignoriert werden. Ein Arztbesuch bei den ersten Anzeichen von Beschwerden ermöglicht eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung, die entscheidend sein kann, um die Krankheit wirksam zu behandeln und die Prognose zu verbessern. Eine frühzeitige medizinische Versorgung kann nicht nur die Schwere der Erkrankung mildern, sondern auch langfristige gesundheitliche Schäden und Komplikationen verhindern.

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