Angst vor Ansteckung: Bist du nur vorsichtig oder ein Hypochonder?

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Was ist Hypochondrie?

Stell dir vor, das kleinste Zwicken oder Kribbeln im Körper wird sofort zu einem Grund zur Sorge. Ein harmloser Husten könnte plötzlich auf eine schwere Lungenentzündung hindeuten, und ein leichter Kopfschmerz wird zum vermeintlichen Anzeichen eines Gehirntumors. Willkommen in der Welt der Hypochondrie – wo alltägliche Beschwerden zu großen Gesundheitskatastrophen werden. Hypochondrie, auch krankhafte Gesundheitsangst genannt, ist eine Störung, bei der sich Menschen übertriebene Sorgen um ihre Gesundheit machen, obwohl Ärzt:innen keine ernsthaften Probleme feststellen können. Doch wie erkennt man, ob man selbst von dieser übertriebenen Angst betroffen ist, und was kann man tun, um sich davon zu befreien?

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Bist du ein Hypochonder?

Woran erkennt man, dass man an Hypochondrie leiden könnte? Ein deutliches Anzeichen ist die ständige und übertriebene Sorge um die eigene Gesundheit, auch wenn ärztliche Untersuchungen keine ernsthaften gesundheitlichen Probleme ergeben haben. Wenn du regelmäßig nach Symptomen suchst, häufig im Internet nach Krankheitsbildern recherchierst und dich dabei übermäßig ängstigst, kann das ein Hinweis auf Hypochondrie sein. Menschen mit Hypochondrie haben oft Schwierigkeiten, ärztlichen Rat anzunehmen, und lassen sich auch durch wiederholte Arztbesuche oder medizinische Tests nicht beruhigen. Ein weiteres Anzeichen ist die Tendenz, alltägliche Aktivitäten zu vermeiden oder einzuschränken, weil man sich vor möglichen Gesundheitsrisiken fürchtet. Diese ständige Sorge kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen und zu einem hohen Stressniveau führen. Wenn du merkst, dass deine Ängste deinen Alltag, deine sozialen Beziehungen und dein allgemeines Wohlbefinden stark belasten, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein:e Psycholog:in oder Psychiater:in kann dir helfen, deine Ängste zu verstehen und geeignete Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Wie entsteht die Angst?

Die Angst vor Ansteckung entsteht häufig aus einer Kombination von persönlichen Erfahrungen, sozialen Einflüssen und psychologischen Faktoren. Menschen, die bereits eine schwere Krankheit durchgemacht oder nahe Angehörige verloren haben, können eine verstärkte Angst vor Ansteckung entwickeln. Auch die Medienberichterstattung über Epidemien und Pandemien kann diese Angst schüren, indem sie die Risikowahrnehmung verstärkt. Psychologisch kann die Angst vor Ansteckung durch übermäßige Sorge um die eigene Gesundheit oder das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Wohlbefinden zu verlieren, verstärkt werden. Diese Ängste können dazu führen, dass die Betroffenen übervorsichtig sind, soziale Kontakte meiden und in ihrer täglichen Routine stark eingeschränkt sind.

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Alltagshypochonder leben oft gesünder

Während schwere Krankheitsängste relativ selten sind, gibt es viele Menschen, die als „Alltagshypochonder“ bekannt sind. Diese Menschen beobachten ihre körperlichen Empfindungen sehr genau und lassen Symptome schnell ärztlich abklären. In solchen Fällen kann die Angst vor Ansteckung auch positiv wahrgenommen werden. Eine schottische Studie mit 320.000 Teilnehmer:innen zeigt, dass diese übermäßig wachsamen Menschen tatsächlich einen Überlebensvorteil haben können. Die Studie ergab, dass Personen, die sich selbst als gesundheitsbesorgt beschrieben und ihre Gesundheit schlechter einschätzten, als sie tatsächlich war, ein um 8% geringeres Risiko hatten, an Krebs, Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen zu sterben als die Vergleichsgruppe. Die Forscher:innen erklären, dass diese erhöhte Wachsamkeit oft zu einer früheren Diagnose ernsthafter Erkrankungen führt, da die Betroffenen Symptome schneller abklären lassen. Etwas mehr Achtsamkeit für die eigene Gesundheit kann also durchaus sinnvoll und gesundheitsfördernd sein.

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Kann man Hypochondrie behandeln?

Zunächst ist es wichtig, Menschen mit Hypochondrie ernst zu nehmen. Wird ihnen unterstellt, sie würden sich ihre Symptome nur einbilden, kann es dazu führen, dass sie das Vertrauen in das medizinische System verlieren und sich ganz davon abwenden. Dabei ist die Angst vor Krankheiten durchaus behandelbar. Die wichtigste Behandlungsmethode ist die kognitive Verhaltenstherapie, die hilft, irrationale Ängste und Denkmuster zu erkennen und zu verändern. Zusätzlich können Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation hilfreich sein, um Stress abzubauen. In manchen Fällen kann auch die Einnahme von Antidepressiva zur Linderung der Symptome helfen, sollte aber nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Verständnis und Unterstützung durch Freunde und Familie können helfen, Ängste abzubauen und Betroffene zu motivieren, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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