Weihnachten und der Truthahn: Schuldige für die Müdigkeit gesucht
Weihnachten – die Zeit der Besinnung, der Familie und vor allem der vollen Bäuche. Das Festmahl spielt hier eine zentrale Rolle, und bei vielen thront der Truthahn majestätisch in der Mitte des Tisches. Nach dem großen Essen passiert jedes Jahr dasselbe: Die große Müdigkeit macht sich breit und plötzlich fühlt sich jeder bereit für ein Nickerchen auf der Couch. Aber wer oder was ist der Schuldige? Sind es die Kekse, der dritte Nachschlag Kartoffeln oder doch das ein oder andere Glas Wein? Tatsächlich gibt es noch einen anderen, entscheidenden Grund: Eine spezielle Aminosäure. Welche das ist, warum sie deinen Schlaf fördern kann und welche weiteren Lebensmittel für noch mehr Entspannung sorgen, erfährst du hier.
Tryptophan – Die Aminosäure mit hohem Potential
Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, die unser Körper für verschiedene Prozesse benötigt, jedoch nicht selbst herstellen kann. Sie dient als Baustein für Serotonin, das berühmte „Glückshormon“, und Melatonin, das sogenannte „Schlafhormon“. Während Serotonin für gute Laune und Energie sorgt, ist Melatonin dafür bekannt, unseren Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren und Müdigkeit auszulösen.
Der Gedanke, dass der Truthahn an unserer weihnachtlichen Müdigkeit schuld ist, basiert darauf, dass Tryptophan nach dem Essen in Melatonin umgewandelt wird. Klingt logisch, oder? Tatsächlich ist der Prozess etwas komplizierter – und das macht die Diskussion rund um den „schlaffördernden“ Truthahn noch spannender.
Tryptophan und Schlaf: Das sagt die Wissenschaft
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Tryptophan den Schlaf positiv beeinflussen kann. Unter anderem auch jene, die Wer ein Tryptophanpräparat vor dem Zubettgehen einnimmt, schläft oft besser und fühlt sich morgens erholter. Es sorgt außerdem für eine bessere Konzentration und eine ausgeglichenere Stimmung.
Der Haken? Tryptophan muss erst über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangen, wo es zu Serotonin und schließlich zu Melatonin umgewandelt wird. Dieser Prozess ist nicht gerade schnell. Tatsächlich enthält sogar Hühnerfleisch mehr Tryptophan als Truthahn. Warum also macht uns gerade das Weihnachtsessen so müde?
Die wahren Schlafräuber
Die Müdigkeit nach dem Weihnachtsessen hat weniger mit dem Truthahn zu tun, sondern viel mehr mit dem üppigen Essen: Kartoffeln, Soßen und Desserts, oft in Mengen, die wir sonst nicht gewöhnt sind. Studien zeigen zudem, dass wir in geselliger Runde ganze 48 Prozent mehr essen, vor allem kohlenhydratreiche Speisen. Diese lassen den Insulinspiegel steigen, was den Weg für Tryptophan ins Gehirn ebnet. Dort wird es schließlich in Serotonin und später in Melatonin umgewandelt – und voilà, das berühmte „Food Coma“ ist da.
Doch das ist noch nicht alles: Nach einem großen Festmahl arbeitet unser Körper auf Hochtouren, um die Vielzahl an Speisen zu verdauen. Ein erheblicher Teil des Blutes wird in den Magen-Darm-Trakt umgeleitet, was uns das Gefühl von Müdigkeit und Trägheit beschert. Der Truthahn ist also nur ein kleiner Teil dieser „schlummerfördernden“ Geschichte.
Tryptophan-Präparate: Ein echtes Wundermittel?
Während Tryptophan-Präparate laut Studien die Schlafqualität verbessern können, sind sie nicht für jeden die perfekte Lösung. Bei älteren Menschen etwa funktioniert die Melatoninproduktion weniger effizient, sodass Tryptophan eher in Serotonin umgewandelt wird. Das Ergebnis: mehr Energie statt erhoffter Müdigkeit. Auch Menschen mit Schlafstörungen können Schwierigkeiten haben, Melatonin korrekt zu bilden, sodass der gewünschte Effekt ausbleibt.
Für viele ist der direkte Griff zu einem Melatoninpräparat effektiver, da es schneller wirkt und keine „Umwege“ über Tryptophan nehmen muss. Der Truthahn selbst bleibt also eher ein sanfter Schlafhelfer als ein echtes Wundermittel.
Doch es gibt ander Vorteile: Bei Depressionen und Stimmungsschwankungen könnten Tryptophan-Supplements hilfreich sein, wie ein Bericht von healthline zeigt. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Menschen, die unter Depressionen leiden, oft niedrigere Tryptophan-Spiegel haben als normal.
Mehr zu Melatonin findest du hier: Melatonin: Ist die „Einschlafdroge“ gefährlich?
Richtig essen hilft beim Einschalfen
Wer seinen Schlaf also verbessern möchte, sollte sich nicht nur auf das Weihnachtsessen oder Nahrungsergänzungsmittel verlassen. Ein regelmäßiger Schlafrhythmus, gute Schlafhygiene und ausreichend Bewegung sowie die richtige Ernährung mit Hilfe besonderer Drinks sind die besten Wege zu erholsamem Schlaf. Neben dem Truthahn gibt es zudem auch viele andere Lebensmittel, die besonders geeignet sind, den Schlaf zu fördern. Hier sind einige Lebensmittel, die reich an Tryptophan und Melatonin sind und den Schlaf unterstützen können:
- Tryptophanreiche Lebensmittel:
- Eier
- Milchprodukte (z. B. Käse, Joghurt)
- Nüsse (insbesondere Walnüsse)
- Kürbiskerne
- Hülsenfrüchte (z. B. Linsen, Bohnen)
- Melatoninhaltige Lebensmittel:
- Kirschen (insbesondere Sauerkirschen)
- Walnüsse
- Hafer
- Bananen
- Trauben
- Tomaten
- Lachs und andere fettreiche Fische
Doch Achtung: Spätes Essen kann die Schlafqualität beeinträchtigen und den Magen-Darm-Trakt unnötig belasten. Wer bereits Probleme mit dem Schlaf hat, sollte also auf ein früheres Abendessen setzen, um eine bessere Nachtruhe zu sichern.
Erfahre hier, wie du deinen Schlaf optimieren kannst: Besserer Schlaf: Biohacking-Guru Bryan Johnson verrät seine Tipps
Fazit: Nicht nur der Truthahn zählt
Der Truthahn liefert zwar wertvolles Tryptophan, das sicherlich zur Schläfrigkeit beiträgt, doch alleine verantwortlich für die Müdigkeit nach dem Festmahl ist er nicht. Vielmehr ist es die Kombination aus üppigem Essen, geselligen Gesprächen und einem Anstieg des Blutzuckerspiegels, die uns nach dem Weihnachtsessen oft zur wohlverdienten Ruhe auf der Couch führt. Tryptophan spielt dabei eine Rolle, aber es ist die Mischung aus allem, die den Unterschied macht. Wer seinen Schlaf auf natürliche Weise unterstützen möchte, kann auf Tryptophan- und melatoninhaltige Lebensmittel setzen. Bei Nahrungsergänzungsmitteln sollte jedoch Vorsicht geboten sein: Die richtige Dosis und mögliche Wechselwirkungen sind wichtig, weshalb eine Rücksprache mit dem Arzt empfehlenswert ist.
Mehr dazu: Der Glukose-Trick: Was steckt hinter dem gehypten Konzept?