„Age-Anxiety“: Wie Social Media uns Angst vor dem Altern macht

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Fixierung auf makellose Haut

Die Sorge um das Altern ist keineswegs neu, hat aber im digitalen Zeitalter einen modernen Namen bekommen und betrifft nun zunehmend auch die jüngeren Generationen. Bereits Teenager verwenden schon jede Menge Anti-Aging-Produkte und manche helfen sogar mit Botox und Co. nach. Diese intensive Sorge um das Älterwerden und der Drang nach makelloser, jugendlicher Haut prägen zunehmend den Alltag vieler junger Menschen. Der Druck dieses Schönheitsideals beeinflusst nicht nur die Hautpflegegewohnheiten, sondern auch das psychische Wohlbefinden und hat in den sozialen Medien den Begriff „Age Anxiety“ hervorgebracht. Doch was steckt hinter dieser intensiven Fixierung auf Jugendlichkeit und makellose Haut?

Kosmetik- und Hautpflegewerbung

Die Schönheitsindustrie hat ein boomendes Geschäft mit Anti-Aging-Produkten aufgebaut. Die Werbung für Kosmetika und Hautpflegeprodukte zeigt stark retuschierte Bilder, die die Models noch „perfekter“ erscheinen lassen, als sie ohnehin schon sind. Von hochpreisigen Cremes bis hin zu invasiven kosmetischen Eingriffen suggerieren die Werbeversprechen, dass Jugendlichkeit ein erreichbares Ziel ist, das durch die richtige Kaufentscheidung gesichert werden kann. Diese Produkte werden zunehmend schon in jungen Jahren beworben und angewendet, was den Druck erhöht, frühzeitig etwas gegen die Zeichen des Alterns zu unternehmen. So beginnen viele Frauen bereits in jungen Jahren, Hautpflegeprodukte mit Anti-Aging-Wirkstoffen wie z.B. Retinol zu verwenden, um die vermeintlich „negativen“ Auswirkungen des Alterns zu verhindern. Eine Umfrage von Dermstore unter 2.000 Frauen ergab, dass etwa 28% der Frauen unter 25 Jahren ausgeprägte Ängste vor den Zeichen des Alterns haben, während dieser Anteil bei den 35- bis 44-Jährigen auf 54% ansteigt. Diese hohen Zahlen verdeutlichen, wie stark Schönheitsindustrie und öffentliche Wahrnehmung das Selbstbild der Frauen beeinflussen.

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Der Einfluss der Social Media-Kultur

Soziale Medien haben einen großen Einfluss auf die Beliebtheit von Anti-Aging-Hautpflegeprodukten bei jungen Frauen. Plattformen wie Instagram, TikTok und Snapchat verbreiten eine Ästhetik von makelloser Haut, Jugendlichkeit und Perfektion. Algorithmen belohnen Bilder, die diesen Idealen entsprechen, so dass Nutzer:innen ständig mit Bildern konfrontiert werden, die den aktuellen Schönheitsstandards entsprechen. Dieser ständige Vergleich kann das Gefühl verstärken, gegen unerreichbare Normen und die Zeit ankämpfen zu müssen. Insbesondere Teenager und Jugendliche sind auf der Suche nach der optimalen Hautpflegeroutine, um ihr jugendliches Aussehen möglichst lange zu erhalten. Die Beliebtheit der „Clean Girl“-Ästhetik und koreanischer Schönheitsprodukte auf TikTok und Instagram verstärkt diese Unsicherheit noch, was das Selbstbild junger Mädchen beeinträchtigen kann.

Darüber hinaus haben Filter in sozialen Medien wie der TikTok-Filter „Time Travel“, der das Altern des Gesichts realistisch simuliert, einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung des Alterns und die damit verbundenen Ängste. Diese Filter ermöglichen es den Nutzer:innen, virtuell zu erleben, wie sie im Alter aussehen könnten, was zu verstärkter Selbstkritik und Unsicherheit führt. Dieser visuelle Einblick in das zukünftige Altern kann Ängste verstärken und das Gefühl der Kontrolle über das eigene Bild und die eigene Jugendlichkeit untergraben. Ebenso können Filter, die die Haut makellos erscheinen lassen, einen negativen Effekt haben, indem sie die Nutzer dazu verleiten, ihr natürliches Aussehen mit dem idealisierten Bild des Filters zu vergleichen und ein unrealistisches Schönheitsideal anzustreben. Der ständige Vergleich mit diesen idealisierten Darstellungen erhöht den Druck, die natürlichen Zeichen des Alterns zu bekämpfen, und verstärkt die Angst vor dem Altern.

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Medizinische und technologische Entwicklungen

Fortschritte in Medizin und Technologie haben es wesentlich einfacher gemacht, den Alterungsprozess zu verzögern oder zu verbergen. Die Verfügbarkeit von kosmetischen Eingriffen, Laserbehandlungen und Botox hat das Bild des Alterns verändert und den Druck erhöht, sich den neuen Normen anzupassen. Viele Frauen versuchen, die Zeichen der Hautalterung durch chirurgische Eingriffe oder Injektionen zu verhindern, bevor sie überhaupt sichtbar werden. Nach Angaben der American Academy of Facial Plastic and Reconstructive Surgery ist Botox die beliebteste kosmetische Behandlung bei Frauen. Das deutet auf eine zunehmende Verwendung von Füllmaterialien zur Glättung von Hautfalten hin, um eine „Vorverjüngung“ zu erreichen und die Zeichen des Alterns zu minimieren. Auch junge Menschen ziehen solche Verfahren zunehmend in Betracht, um ihr jugendliches Aussehen zu erhalten und den sich ständig wandelnden Schönheitsidealen zu entsprechen.

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7 hilfreiche Tipps

Wenn du ständig Angst vor neuen Fältchen hast und Anti-Aging-Produkte der wichtigste Teil deiner Pflegeroutine sind, können diese Gedanken auf Dauer deiner Psyche schaden. Jeder Mensch altert früher oder später, und das jugendliche Aussehen ist nur vorübergehend. Um dich und deine Haut mit all ihren Makeln und Falten zu akzeptieren, können dir diese 7 Tipps helfen:

  1. Akzeptiere die natürliche Alterung: Erkenne, dass Altern ein unvermeidlicher Teil des Lebens ist und keine negativen Auswirkungen auf deinen Wert oder dein Selbstbewusstsein hat. Versuche, eine positive Einstellung zum Älterwerden zu entwickeln und die positiven Aspekte des Alterns zu schätzen.
  2. Fokussiere dich auf innere Werte: Konzentriere dich auf deine inneren Qualitäten wie Freundlichkeit, Intelligenz und Fähigkeiten, anstatt ausschließlich auf äußere Erscheinung und Jugendlichkeit. Stärkung des Selbstwertgefühls durch persönliche Erfolge und Beziehungen kann helfen, die Angst vor dem Altern zu reduzieren.
  3. Reduziere den Medienkonsum: Vermeide es, dich ständig mit idealisierten Bildern und Schönheitsstandards auf Social Media zu vergleichen. Die Beschränkung des Medienkonsums kann helfen, unrealistische Schönheitsideale zu hinterfragen und das Selbstbild zu verbessern.
  4. Pflege gesunde Lebensgewohnheiten: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichender Schlaf können dazu beitragen, dein allgemeines Wohlbefinden zu steigern und dich sowohl physisch als auch psychisch besser zu fühlen. Ein gesunder Lebensstil kann das Gefühl der Kontrolle über deine Gesundheit und dein Alterungsprozess stärken.
  5. Investiere in persönliche Entwicklung: Engagiere dich in Hobbys, lerne neue Fähigkeiten oder verfolge persönliche Ziele. Das Streben nach Wachstum und persönlicher Entwicklung kann dir ein Gefühl von Erfüllung geben und den Fokus von der Angst vor dem Altern weglenken.
  6. Suche Unterstützung: Sprich offen über deine Ängste mit Freunden, Familie oder einem Therapeuten. Der Austausch von Erfahrungen und das Erhalten von Unterstützung können helfen, die Ängste zu relativieren und neue Perspektiven auf das Altern zu gewinnen.
  7. Praktiziere Achtsamkeit und Stressbewältigung: Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und eine gesündere Einstellung zum Altern zu fördern. Achtsamkeit kann dir helfen, im Moment zu leben und dich weniger auf die zukünftigen Ängste zu konzentrieren.

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