Die Kosmetikindustrie bringt ständig neue Inhaltsstoffe und Wirkstoffe auf den Markt, begleitet von Trends und Produkten, die auf angeblich revolutionären Entdeckungen basieren. Doch häufig entpuppen sich diese „neuen“ Wundermittel als altbewährte Klassiker – natürliche Schätze aus der Vergangenheit, die heute ein Comeback feiern. Retro-Inhaltsstoffe sind nicht nur von nostalgischem Wert, sondern auch äußerst wirksam. Wir haben mit den Lush-Expertinnen Helen Ambrosen und Milly Ahlquist gesprochen, um zu erfahren, warum traditionelle Inhaltsstoffe zeitlos bleiben und wie sie mit moderner Wissenschaft vereint werden können.
1. Ingwer – Der alte Heiler für Haut und Haar
Ginger Shampoo verdankt seinen Namen einer der ältesten Heilpflanzen der Welt: Ingwer. Die Wurzel wird seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin verwendet – von China über Indien bis nach Europa. Doch was genau macht Ingwer so besonders für die Kopfhaut?
„Ingwer hat eine Reihe von positiven Eigenschaften für die Haut und die Kopfhaut, darunter antimykotische und antiseptische Eigenschaften und ist seit langem ein beliebter Bestandteil in der traditionellen Medizin.“, erläutert die Lush Produktinhalts- und Compliance-Koordinatorin Milly Ahlquist.
„Wir verwenden in unserem Ginger Shampoo ätherisches Ingweröl und stellen auch einen Aufguss aus frischer Ingwerwurzel her, um juckende Kopfhaut zu pflegen und das Haar weich, glänzend und wunderbar duftend zu machen.“
2. Piroctone Olamine – Die moderne Antwort auf ein altes Problem
„Man geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Weltbevölkerung irgendwann einmal von Schuppen betroffen ist.“, sagt die Expertin. Schuppen sind ein uraltes Problem der Menschheit – und doch gibt es bis heute keine universelle Lösung.
Während früher oft aggressive Mittel wie Schwefel oder Teer zum Einsatz kamen, gibt es heute sanftere und dennoch wirksame Alternativen. Eine davon ist Piroctone Olamine, ein Wirkstoff, der gezielt gegen Malassezia-Hefen vorgeht – den Übeltäter hinter vielen Schuppenproblemen.
„Der Hefepilz der Gattung Malassezia ist ein häufig vorkommender Pilz, der auf unserer Haut lebt und sich von den natürlichen Ölen ernährt, die wir produzieren. In vielen Fällen schadet Malassezia uns nicht. Einige Menschen scheinen jedoch durch die von ihm produzierte Ölsäure gereizt zu werden, was eine Immunreaktion auslöst, die zu Entzündungen und einer Störung der gesunden Hautabschuppung führt.“, führt Milly Ahlquist weiter aus.
Dennoch warnt sie: „Pirocton-Olamin ist ein anerkanntes Antimykotikum, das gut wirkt, aber auch ziemlich stark ist. Deshalb empfehlen wir, das Ingwer-Shampoo nur bei Bedarf zu verwenden und nicht zur Vorbeugung. Das ist ein anderer Ansatz als der vieler großer Marken.“
3. Meersalz – Mehr als nur Detox
Wer denkt, Meersalz sei nur ein klassisches Peeling, hat noch nicht das volle Potenzial dieses Naturprodukts entdeckt. „Meersalz ist reich an Mineralien, klärt und exfoliert die Kopfhaut, verleiht Volumen und entfernt überschüssiges Fett“, erklärt die Lush Co-Founderin und Produktentwicklerin Helen Ambrosen.
Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn übermäßiges Exfoliieren kann die Kopfhaut austrocknen: „Wann immer wir ein physikalisches Peeling wie Meersalz verwenden, gleichen wir unsere Rezepturen mit weichmachenden Ölen und Buttern aus, um die Haut zu schützen, während sie exfoliiert wird. So bleibt sie frei von Hautschuppen und Verunreinigungen und gleichzeitig weich und gesund.“, beschreibt die Experin.
4. Soja-Joghurt – Probiotika für die Kopfhaut
Probiotische Hautpflege boomt – aber neu ist dieser Ansatz nicht. Bereits in der Antike wurden fermentierte Milchprodukte zur Hautpflege genutzt.
„Unsere Haut ist ein komplexes Ökosystem aus Bakterien, Pilzen und anderen Mikroorganismen, die alle um Platz und Ressourcen konkurrieren.“, so die Expertin. „Neben der Pflege der Hautbarriere als Ganzes, kann die Einführung ‚freundlicher‘ Mikroorganismen dieses Ökosystem unterstützen und Ungleichgewichte beheben.“
Hier kommen probiotische Inhaltsstoffe ins Spiel: „Soja-Kefir-Joghurt, den wir in unserem Ginger Shampoo verwenden, ist eine natürliche Quelle lebender Kulturen, hat aber auch eine beruhigende, weichmachende Wirkung auf die Haut und ist daher ideal für eine irritierte, aus dem Gleichgewicht geratene Kopfhaut.“
5. Paranussöl – Ein exotischer Schatz für trockene Haut
In den Tiefen des Amazonas verbirgt sich eine wahre Schatzkammer für die Hautpflege: Paranussöl. „Unsere Braziliant Body Butter enthält über 10 % Paranussöl, das von Candela stammt: einem Sozialunternehmen im Herzen des peruanischen Amazonasgebiets, das Familien in Madre de Dios unterstützt“, berichtet Milly Ahlquist.
„Es ist eine wunderbare Zutat, die für ihren hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, Vitamin E, Selen und natürlichem Squalen sowie für ihre antioxidativen Eigenschaften bekannt ist.“, ergänzt sie. Diese Nährstoffe verleihen der Haut Geschmeidigkeit und einen schönen gesunden Glanz.
„Braziliant Body Butter ist eine reichhaltige, weichmachende Mischung, die tief in die Haut eindringt und sie geschmeidig macht. Perfekt für alle trockenen Körperstellen sowie für Beine, Brustbereich und Arme“, fügt Helen Ambrosen hinzu.
6. Aloe Vera – Ein bewährtes Mittel zur Beruhigung
Aloe Vera gilt als eine der ältesten Heilpflanzen der Welt. Schon in der Antike wurde sie für ihre beruhigende Wirkung geschätzt. „Sie ist eines der ältesten bekannten beruhigenden Mittel und soll bereits von Kleopatra verwendet worden sein. Ihre Heilkräfte werden in historischen Quellen aus Ägypten, Rom, China und vielen anderen Kulturen erwähnt.“, erklärt Helen Ambrosen.
Vor allem die Eigenschaft, Rötungen zu reduzieren und die Haut zu hydratisieren, macht diese natürliche Zutat unverzichtbar in der Hautpflege.
7. Avocadoöl – Intensivpflege für die Haut
Avocadoöl enthält wertvolle Fettsäuren und Antioxidantien, die die Haut nähren und geschmeidig machen. „Die Avocado ist eine der nährstoffreichsten Lebensmittel der Welt mit einer Vielzahl von Mineralstoffen und dem hohen Gehalt an Fruchtöl, das die Haut pflegt, ohne zu beschweren und leicht aufgenommen wird.“, sagt Helen Ambrosen.
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8. Dampftechnologie – Eine sanfte Revolution in der Kosmetik
Moderne Kosmetikherstellung setzt auf fortschrittliche Prozesse – doch manchmal lohnt es sich, traditionelle Methoden weiterzuentwickeln. Eine solche Methode ist die Dampftechnologie, auf die viele Lush-Produkte wie Cremes und Body Butters setzen.
Die Vorteile dieser altbewährten Technologie liegen auf der Hand: „Bei der herkömmlichen Herstellung einer Creme werden die beiden Phasen der wasserbasierten und der ölbasierten Inhaltsstoffe normalerweise getrennt erhitzt und dann zusammen emulgiert. Durch das Dämpfen können wir die Inhaltsstoffe jedoch schneller in einer Phase emulgieren, sodass sie weniger verarbeitet werden müssen.“, erläutert Helen Ambrosen.
Außerdem können stark konzentrierte Produkte dadurch eine weichere und schönere Textur erhalten: „Durch die Zugabe von Frischdampf während des Herstellungsprozesses können wir aus reichhaltigeren Produkten wie Körperbutter lockerere Emulsionen herstellen, sodass sie schnell einziehen und die wertvollen Inhaltsstoffe ihre Wirkung entfalten können.“
Diese Methode macht die Produkte leichter, selbst wenn sie reichhaltig pflegen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie Retro-Ansätze mit Innovation Hand in Hand gehen.
9. Aduki-Bohnen & Tapioka – Japanisches Peeling-Geheimnis
Japanische Frauen schwören seit Jahrhunderten auf diesen traditionellen Inhaltsstoff für ihre Hautpflege: gemahlene Aduki-Bohnen. „Unsere Aduki Washing Grains ist eine sehr einfache Mischung, die durch Zugabe von Wasser zur perfekten Textur für deine Haut verarbeitet werden kann.“, erklärt Helen.
„Adukibohnen werden fein gemahlen, mit Tapiokamehl und Maismehl vermischt und mit Sacha-Inchi-Öl, das reich an hautpflegendem Vitamin E ist, weich gemacht. Das Tapiokamehl und das Maismehl mildern den peelenden Effekt der gemahlenen Bohnen, schützen die Haut und machen sie sehr geschmeidig.“
10. Honig – Das süße Gold der Hautpflege
Honig ist ein Hautpflegeklassiker, der schon in den Tempeln des alten Ägyptens Verwendung fand. „Archäolog:innen haben bei der Ausgrabung des Grabes von Tutanchamun im Jahr 1922 sogar ein (noch essbares) Honigglas gefunden! Honig ist so lange haltbar, weil er antimikrobielle und antiseptische Eigenschaften hat, die ihn auch zu einer großartigen Zutat für unreine Haut machen.“, berichtet Milly.
„Honig ist außerdem unglaublich sanft und eignet sich daher auch für sehr empfindliche, zarte Haut. Als Feuchthaltemittel zieht Honig Wasser an, d. h. er hilft, Feuchtigkeit in die oberste Hautschicht zu ziehen und trägt so dazu bei, die Hautbarriere mit Feuchtigkeit zu versorgen und gesund zu halten.“
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Zurück zur Natur – mit einem modernen Twist
Retro-Inhaltsstoffe haben aus gutem Grund überlebt: Sie sind sowohl wirksam als auch schonend zur Haut. Ob Ingwer, Honig oder Aloe Vera – traditionelle Heilmittel bieten oft genau das, was unsere Haut braucht. Durch moderne Forschung und innovative Herstellungsverfahren erleben sie nun eine Renaissance in der Kosmetik.
Während manche Trends nur kurz aufblitzen, bleiben diese zeitlosen Inhaltsstoffe uns sicher noch lange erhalten – und das ist auch gut so.